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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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...«
    »Sagen Sie, Miss Ward«, unterbrach Larry, »was mich schon lange beschäftigt - Sie müssen schrecklich früh zu arbeiten begonnen haben?«
    »Ja. Meine Tante, die mich erzogen hat, war sehr arm.«
    »Und Ihre Eltern?«
    »Das ist keine erbauliche Geschichte. Ich habe meine Eltern nicht gekannt. Aber ich würde mich nicht wundern, wenn der Name meines Vaters eines Tages in den Berichten von Scotland Yard auftauchte, falls er überhaupt noch am Leben ist. Mrs. Ward hat fast nie von ihm gesprochen oder nur in wenig schmeichelhaften Ausdrücken. Ja, ich mußte schon sehr früh für meinen Lebensunterhalt sorgen. Doch nun zum Wichtigsten - dieser Arbeitgeber, den ich getroffen habe, ist Versicherungsfachmann, er erzählte, daß er in letzter Zeit empfindliche Rückschläge gehabt hätte, zuerst den Verlust eines Schiffes im Baltischen Meer, und dann mußte er eine große Versicherungssumme für den Tod eines Mannes namens Stuart auszahlen.«
    »Stuart?« fragte Larry. »Doch nicht unser Stuart? Übrigens, das Gutachten lautete: ›Ertrunken aufgefunden‹. Uns lag natürlich nichts daran, Einspruch zu erheben oder irgendeine Behauptung aufzustellen, die die Mörder aufmerksam gemacht hätte. - Also Stuart?«
    »Ja - und es ist unser Stuart.«
    Larry pfiff leise.
    »Wie ist das zugegangen?«
    »Ich habe mir einige Notizen gemacht.« Sie holte ein Blatt Papier aus ihrer Handtasche. »Mr. Gray, so heißt mein einstiger Chef, ist Inhaber einer Versicherungsagentur. Wenn jemand sein Leben sehr hoch versichert, trägt die Gesellschaft, die die Police ausstellt, das Risiko nicht allein, sondern überträgt anderen Versicherungsgesellschaften Anteile an ihrer Haftpflicht. In diesem Fall hatte die Firma von Mr. Gray eine solche Rückversicherung im Werte von dreitausend Pfund übernommen.«
    »Dreitausend Pfund?« wiederholte Larry, »Wie hoch war Stuart überhaupt versichert?«
    »Danach habe ich mich auch gleich erkundigt.« Sie zeigte auf ihr Notizblatt. »In der Police, die Mr. Gray mit unterzeichnete, war eine Summe von fünfzigtausend Pfund angegeben, aber Mr. Gray erzählte mir, daß gleichzeitig noch eine zweite Police über den gleichen Betrag ausgestellt wurde.«
    »Das also ist die geschäftliche Seite von Stuarts Tod? Versichert für hunderttausend Pfund ... Hat Mr. Gray bezahlt?«
    »Natürlich hat er in dem Augenblick bezahlen müssen, als die ausstellende Firma ihre Rückversicherungsansprüche geltend machte, und obwohl er ohnehin schon Schwierigkeiten hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als das Geld aufzutreiben.«
    »Wie heißt die ausstellende Firma?«
    »Greenwich-Versicherungsgesellschaft.«
    Larry sprang auf.
    »Doktor Judd!« rief er.

17
    Larry hatte noch einige Briefe diktiert und war dann weggegangen.
    Mit jeder neuen Entdeckung wurde der Fall Stuart rätselhafter und verwickelter. Überall stieß man an Mauern, geriet in Sackgassen. Nicht einmal die Annahme, daß Stuart ermordet wurde, konnte als erwiesen gelten. Es war nur eine Theorie, die sich auf die ungewöhnlichen Umstände stützte, unter denen der Tote bei steigender Flut auf den Stufen der Ufertreppe aufgefunden wurde, und auf ein Stück Papier in Brailleschrift, das nicht mehr vorhanden war.
    Mitten in der Northumberland Avenue blieb Larry stehen, zog sein Notizbuch heraus und las noch einmal die rätselhafte, verstümmelte Botschaft: ›Gemordet... dear ... see .. .‹
    Warum ›dear‹? überlegte er. Ein Mann, der sich die Mühe machte, die Namen seiner Mörder anzugeben, würde wohl kaum ›dear Sir‹ geschrieben haben.
    ›Dear, dear, dear . . .‹ wiederholte er im stillen ständig, als er weiterschlenderte, bis ihm auf einmal eine Gedankenverbindung kam. Dearborn! Er lachte vor sich hin. Dearborn, ein weltfremder Geistlicher - eine schwierige Aufgabe, dieses Heim ... Nein, es mußte noch andere Assoziationen geben.
    Es ist eine eigenartige Sache, passiert aber oft: Hört oder sieht man zum erstenmal einen ganz ungewöhnlichen Namen, so stößt man innerhalb von vierundzwanzig Stunden gleich noch ein zweites Mal auf ihn. In der Shaftesbury Avenue, als er an einem Theater vorbeikam, begegnete Larry dem Namen wieder. Er blieb stehen.
    ›John Dearborn‹, las er auf der Theateraffiche.
    Dearborn war offensichtlich der Verfasser des Stückes, das hier aufgeführt wurde. Was für ein Theater war das eigentlich?
    Er trat ein paar Schritte zurück und las die Lichtschrift über dem Eingang: ›Macready-Theater‹. Aus dem

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