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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ernsthafte Unannehmlichkeiten geben könne, aber er meinte, ich solle mir darüber nicht den Kopf zerbrechen, gab mir fünfzig Pfund für Miete und Unkosten und bat, die Wohnung in Ordnung zu halten, bis er zurückkehre - er werde ins Ausland verreisen.«
    »Und dann?« fragte Larry.
    »Dann kam er mit einem Handkoffer herunter, Sir, stieg in ein Taxi und fuhr weg. Das war das letzte, was ich von ihm gesehen habe.«
    Larry untersuchte das Zimmer und fand die Angaben des Portiers bestätigt. Der Raum wurde durch eine Hängelampe mit drei Birnen erleuchtet. Der Schirm mit den drei Fassungen hing In der Mitte des Zimmers von der Decke herab. Eine der Birnen war zersplittert. Larry machte den Portier darauf aufmerksam.
    »Ja, Sir. Die Lampe hat drei Stufen, sogenannte Hotelschaltung. Man kann nach Wunsch eine, zwei oder alle drei Birnen einschalten. Gewöhnlich hat Mr. Grogan nur eine brennen lassen.«
    Larry konnte sich die Szene nur zu gut vorstellen: Der Eindringling, der durchs Fenster gekommen war - Fred, der ihn mit seinem Revolver in Schach hielt, während der große Mann sich langsam der Zimmermitte näherte, bis seine erhobenen Hände mit der Hängelampe in Berührung kamen und seine riesenhafte Tatze die heiße Glühbirne zerdrückte. Dann hatte Fred gefeuert, und der Mann hatte sich auf ihn gestürzt. Aber Fred war glatt wie ein Aal. Flimmer-Fred war gerissener als Larry Holt. Er verließ sich weniger auf den Revolver als auf sein Messer, Zur größten Überraschung des blinden Jake - denn es mußte der blinde Jake gewesen sein - hatte Grogan den Ansturm und die erstickende Umklammerung dieses Tiermenschen mit blankem Stahl pariert. Jake mußte ihn losgelassen haben und durch das offene Fenster entflohen sein.
    In diesem Augenblick fühlte Larry so etwas wie Sympathie für den Hochstapler. Also auch Fred war, sei es durch Zufall oder absichtlich, auf den Mörder Stuarts gestoßen! Was für eine Spur konnte das sein? Er mußte Flimmer-Fred finden, sofort finden, denn in seinen Händen lag vielleicht die Lösung des Rätsels.
    Er fuhr nach Hause, rief Scotland Yard an, wo er erfuhr, daß Harveys Nachforschungen ergebnislos geblieben waren, nahm ein heißes Bad und legte sich zu Bett. Er schlief genau vier Stunden. Sunny brachte ihm Tee und einige Schnitten Toast mit Butter.
    »Wie spät ist es?« fragte ihn Larry.
    »Neun Uhr, Sir. Der Briefträger ist schon dagewesen, und die Morgenzeitungen sind gekommen.«
    »Geben Sie mir meine Briefe!« Larry sprang aus dem Bett. Während er den Tee trank, durchflog er die Post. Ein Brief war ohne Marke und Poststempel, mußte also von privater Hand in den Kasten gesteckt worden sein. Er riß den Umschlag auf. Das Schreiben begann ohne Anrede:
›Es ist besser, wenn Sie sich mit einem anderen Fall beschäftigen, Mr. Holt! Sie ziehen sich ernsthafte Unannehmlichkeiten zu, wenn Sie diese Warnung nicht beherzigen.‹
    »Sunny, bringen Sie mir meine Jacke!« Larry suchte in der inneren Brusttasche den Brief, den Flimmer-Fred erhalten hatte, und legte ihn neben den Drohbrief. Beide Schreiben wiesen die gleiche Handschrift auf.

20
    Diana Ward unterbrach ihre Arbeit, ließ ihre Finger auf den Tasten der Schreibmaschine liegen und sah zu Larry Holt hinüber, der sich in seinem Stuhl zurückgelehnt hatte und im Begriff war, den Fall Stuart zu resümieren.
    »Wir sehen am besten, wo wir stehen, wenn wir uns die Ereignisse in ihrer Reihenfolge nochmals ins Gedächtnis zurückrufen.« Er unterstrich die einzelnen Punkte, indem er sie an den Fingern mitzählte. »Wir haben da zuerst einen reichen Kanadier, der in der Absicht nach London kommt, Frau und Kind zu suchen, die er vor Jahrzehnten verlassen hatte, jedoch nur noch ihr Grab findet. Nach einem Besuch im Macready-Theater wird er ermordet. Der Autor des Stückes ist John Dearborn, der, wie allgemein bekannt ist, den größten Blödsinn schreibt, den je eine Bühne aufgeführt hat. Darum braucht er aber noch lange kein Mörder zu sein. Außerdem ist er ein angesehener Geistlicher, der sich der Aufgabe verschrieben hat, Blinde zu betreuen. Der ermordete Stuart hinterläßt ein Testament, geschrieben auf die Innenseite seines Oberhemdes, worin er sein gesamtes Vermögen einer Tochter vermacht, über deren Existenz wir bisher keinerlei Anhaltspunkte haben. Verschiedene Beweisstücke werden gefunden - ein Stück Papier mit einigen Worten in Brailleschrift und in der Hand des Toten die Hälfte eines Manschettenknopfes. Die

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