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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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du denn nicht auf den ollen Jake?«
    Ihre Augen durchsuchten den Raum nach irgendeiner Waffe, aber die getünchten Wände waren kahl, und nicht ein einziges Möbelstück befand sich in dem Zimmer. Das einzige Fenster war nur ein langer, schmaler Streifen in Deckennähe, an dessen beiden Enden sich Ventilatoren befanden. Sie durchsuchte ihre Handtasche, fand aber auch dort nichts.
    »Du suchst wohl was, womit du mich umbringen kannst, was? Ich höre doch, was du machst!«
    Zu ihrer Erleichterung machte er jedoch keine Anstalten, sich ihr zu nähern.
    »Du sollst ganz hübsch sein.« Er kicherte. »Ich kann dich nicht sehen, mir macht's nichts aus, ob du hübsch bist. Und wenn du auch ein Gesicht hättest wie die da oben . ..« Er zeigte mit dem Daumen zur Decke.
    Sie machte sich klar, daß es besser war, sich unerschrocken zu zeigen.
    »Sie kommen nicht mehr aus diesem Haus heraus, das ganze Gebäude ist umzingelt.«
    »Es gibt hier mehr als zehn Ausgänge«, antwortete er verächtlich. »Darum haben - die andern es ja gekauft. Unten im Keller gibt's 'ne Höhle, da kannst du meilenlang laufen, kein Mensch hält dich auf, bloß Ratten gibt's. Aber Ratten haben eine lausige Angst vor Blinden.«
    »Früher oder später wird man Sie trotzdem fassen.« In einer plötzlichen Eingebung setzte sie hinzu: »Lew ist schon festgenommen worden.«
    »Lew!« brüllte er mit verzerrtem Gesicht. Eine Zeitlang blieb er still, bis er in dröhnendes Gelächter ausbrach. »Lew wird euch was erzählen können! Wie könnt ihr Lew was fragen, wenn Lew nicht weiß, wo er ist und mit wem er spricht? Sie würden ihn ja kaltgemacht haben für den gemeinen Streich, den er ihnen gespielt hat. Das Luder hat doch das Stück Papier in die Tasche von dem Kerl gesteckt, den sie um die Ecke gebracht haben.«
    »Das wissen wir sehr gut«, sagte sie furchtlos, und es schien Jake zu beeindrucken.
    »Das habt ihr also 'rausgefunden? Aber nicht durch Lew. Der würde schon längst kalt und steif sein, bloß - sie wollten keine toten Kerls 'rumliegen haben. Ich und Lew haben den andern die Stufen 'runtergeschleppt bis ans Wasser. Ich kann dir das ruhig erzählen, old Jake kennt das Gesetz - 'ne Frau kann nicht gegen ihren Mann aussagen!« Er grinste boshaft. »Mrs. Jake Bradford! Ja, Kleine, Bradford heiß' ich, und Ehrwürden wird uns gut und richtig verheiraten.« Er schob seinen unförmigen Kopf vor, seine Stimme wurde leiser, bis sie nur noch ein heiseres Flüstern war. »Es gibt Schlimmeres als mich, und vielleicht wirst du nichts mehr gegen mich haben, wenn du mich nicht mehr sehen kannst - bist vielleicht blind wie ich und doof wie Lew.«
    Sie wich zurück, sank halb ohnmächtig an die Wand. In plötzlicher Wut brüllte er: »Es gibt nichts, was ich nicht tue, wenn...« Sie horte, wie die Tür ging, der Schlüssel herumgedreht, ein Riegel vorgeschoben wurde, und sah auf. Er war gegangen. Sie senkte den Kopf, bis sie allmählich das Blut zurückströmen fühlte. Aber trotz aller Willensanstrengung gelang es ihr nicht, das Zittern der Hände zu bezwingen. Mehr als zehn Minuten lief sie auf und ab, bis sie sich ein wenig beruhigte.
    Sie untersuchte die Tür, obschon sie wußte, daß es aussichtslos war. Einen Stuhl hatte sie nicht, um das Fenster zu erreichen. Es gab nichts in dem kahlen Raum, nichts als das elektrische Licht. Larrys Schilderung kam ihr in den Sinn, wie dieser Mensch, mit erhobenen Händen auf ihn zukommend, die Glühbirne zerdrückt hatte. Sie schaute zur Lampe hinauf. Die Beleuchtung hier war unordentlich und nur notdürftig installiert. Ein langer Draht lief, lose an der Decke befestigt, quer durchs Zimmer bis zur Mitte, wo er über einen Haken gezogen herabhing und mit einem einfachen Metallampenschirm über der Glühbirne endete. Sie schwang den Draht mit der Lampe solange hin und her, bis er aus dem Haken an der Decke heraus sprang und die ganze Leitung nun frei ins Zimmer hinabhing. Die Lampe in der Hand haltend, ging Diana zum Schalter an der Tür und löschte das Licht. Sie setzte einen Fuß auf die Leitungsschnur dicht beim Lampenschirm und zerrte aus Leibeskräften, bis Schnur und Drähte aus den Ösen der Lampenfassung herausgerissen und befreit waren.
    Sie stand im Dunkeln, aber mit geschickten Fingern zupfte sie die Isolation auseinander und kratzte mit den Nageln die Gummiumhüllung ab, bis sie die vielen haarfeinen Kupferdrähte freigelegt hatte. Bald hielt sie etwas in den Händen, das sich wie ein kleiner, struppiger

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