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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Vorsteher völlig ernst, »ich bin Ihnen wirklich dankbar dafür. Haben Sie schon einige meiner Stücke gesehen?«
    »Nein, bis jetzt noch nicht, aber bei der ersten passenden Gelegenheit werde ich das Macready-Theater besuchen.«
    »Manchmal befürchte ich, daß meine Stücke doch nicht so gut sind, wie einige meiner Bekannten annehmen. Es tut mir leid, daß Sie noch keines gesehen haben. Aber sie werden doch immer wieder angenommen und aufgeführt, und das bringt Geld für unser Heim.«
    »Wer bestreitet eigentlich die Aufführungskosten?«
    »Ein Herr, der sich für meine Arbeit mit den Blinden interessiert. Ich bin nie mit ihm zusammengetroffen.«
    Ein Telefon schnarrte, der Vorsteher nahm ab. »Ta, ich glaube, es ist besser, Sie machen das so«, sagte er und legte wieder auf. »Eine Haushaltsfrage aus der Küche«, erklärte er. »Ich habe ein Haustelefon einrichten lassen, die Laufereien durchs ganze Haus waren zu umständlich.«
    Eine Abordnung vom allgemeinen Aufenthaltsraum erschien in diesem Augenblick und beklagte sich, die Insassen vom ersten Schlafsaal wollten zu Bett gehen. Viele waren gewöhnt, ihre zwölf Stunden zu schlafen, und alle, ob sie nun schlafen wollten oder nicht, bestanden auf ihrem Recht, den Schlafraum aufsuchen zu können.
    »Da sehen Sie es selbst«, sagte Dearborn, »ich komme in eine sehr unangenehme Lage.«
    »Sie können meinetwegen die Betten herausholen und in einen andern Raum stellen lassen. Aber solange Miss Ward nicht gefunden ist, hat sich niemand in diesem Saal aufzuhalten!«
    Larry Holt stand auf, trat in den Gang hinaus und suchte den allgemeinen Wohnraum auf. Diese Menschen hatten Anrecht auf eine Erklärung, und er gab sie ihnen, indem er ihnen den Fall genau und einfach auseinandersetzte. Auch die, die sich am lautesten beschwert hatten, stimmten ihm bei.
    Nach dieser Ansprache lehnte Larry einen Moment an der Wand des Korridors, um sich zu sammeln, als er eine Treppe höher Lärm und einen Schrei hörte. Mit wenigen Sätzen flog er die Treppe hinauf, aber noch bevor er den ersten Treppenabsatz erreichte, blieb er sprachlos stehen.
    Langsam, Stufe für Stufe, kam Diana Ward auf ihn zu. Ihre Bluse hing in Fetzen, und in einer Hand hielt sie einen schweren Smith-Wesson-Revolver. Auf ihrem blassen Gesicht lag ein triumphierendes Lächeln.
    Einen kurzen Augenblick lang starrte Larry sie an, dann sprang er ihr entgegen und riß sie in seine Arme. »Diana! Gott sei Dank, daß Sie wieder da sind!«

23
    Diana war in den hinteren Teil des Schlafsaales geschlendert, an ein Bett getreten und hatte die rauhen Laken zwischen ihren Fingern geprüft. Sie hörte noch, wie der Vorsteher Larry bat, das Fenster zu öffnen, und schaute mechanisch dorthin.
    Währenddem hatte sich die Schranktür an der Wand hinter ihr geräuschlos geöffnet - ein barfüßiger Mann stieg heraus und schlich leise näher.
    Das erste, was Diana spürte, war, daß etwas Feuchtes, Weiches sich über ihr Gesicht legte, und daß sie aufgehoben wurde. Der Schreck raubte ihr einen Augenblick lang die Besinnung, und in diesem gleichen Augenblick wurde sie in den Schrank hineingetragen und durch die darunterliegende Maueröffnung gezogen. Die Rückseite des Schrankes wies nämlich, wie Larry zuerst angenommen hatte, eine Geheimtür auf, aber sie bestand aus eingefügten Steinen und war durch bloßes Beklopfen nicht festzustellen.
    Als Diana zu sich kam, riß sie das nasse Fensterleder von ihrem Gesicht und schrie. Eine Hand, groß genug, um ihr ganzes Gesicht zu bedecken, legte sich auf ihren Mund. Sie wurde weiter durch die Dunkelheit gezerrt, wieder öffnete sich eine Tür, man stieß sie vorwärts, elektrisches Licht wurde eingeschaltet -zum erstenmal erblickte sie ihren Entführer, und sie wich vor ihm in die äußerste Zimmerecke zurück.
    Er war außergewöhnlich groß, mindestens zwei Meter, wie sie annahm, und von entsprechender Breite. Seine Kleidung bestand nur aus Hemd und Hose, die Füße und Arme waren nackt, die behaarten, muskulösen Oberarme verrieten enorme Kraft. Das rote, runde Gesicht war eigenartig nichtssagend, und die wasserblauen Augen blieben bewegungslos, wenn er sprach. Eine graue Mähne fiel unordentlich nach hinten über seinen Kopf, ein struppiger Bart umrahmte den dicklippigen, großen Mund, die riesigen Ohren standen beinah im rechten Winkel vom Kopf ab -entsetzt starrte sie diese schreckliche Kreatur an. »Sieh mich nur gut an, Kleine, daß du mich auch wiedererkennst! Warum schießt

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