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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Larry töten, wenn er mit Lesen fertig war! Dieser eine, entsetzliche Gedanke peinigte sie, mit verzerrtem Gesicht starrte sie auf den Mann in seiner unfaßbaren Eitelkeit, der, lächerlich geschmeichelt, seine Erregung nicht verbergen konnte, als er zu lesen begann.
    Nach wenigen Sätzen wurde seine Stimme ruhiger, und erstaunlicherweise gelang es ihm, in den peinlichen, dilettantischen Text etwas von dem Glanz und Schwung zu legen, den nur sein krankes Hirn darin sehen konnte, Dr. Judd hatte sich von seinem Sessel auf den Boden hinabgleiten lassen und saß mit gekreuzten Beinen auf dem riesigen Bärenfell vor dem Kamin. Seine Hände waren gefaltet, mit großen Augen blickte er andächtig auf seinen Bruder, dessen Elaborat ihn ganz offensichtlich begeisterte. Wenn David selbstbewußt, wie um den gebührenden Beifall einzuheimsen, eine Pause machte, benützte der Doktor auch jedesmal die Gelegenheit.
    »Wunderbar, ganz wunderbar! Ist er nicht ein Genie, Miss Stuart?«
    Sie blickte schnell zu David hinüber. Die Lobsprüche brachten ihn nicht im geringsten in Verlegenheit, er saß kerzengerade da, ein selbstzufriedenes Lächeln im Gesicht und einen Ausdruck herablassenden Wohlwollens in den Augen.
    »Es ist nicht einmal meine beste Arbeit«, versicherte er. »Es gefällt Ihnen doch?«
    »Sehr«, antwortete sie. »Bitte, lesen Sie doch weiter.«
    Sie hoffte, sie könnte ihn auf diese Weise die ganze Nacht hindurch beschäftigt halten. Inzwischen würde die Polizei nach Larry suchen, vielleicht kannte einer der Beamten das Haus in Chelsea.
    Ihre Hoffnungen wurden zerschlagen. Ihr Herz stand still, als sie sah, wie David das Manuskript schloß und zärtlich auf den Tisch legte.
    »Bruder, ich glaube... Sollte nicht diese schöne Hand -?« Ohne den Satz zu beenden, ergriff er Dianas Hand. Er zog einen Schlüsselbund aus der Tasche, die Schlüssel, die Flimmer-Fred hatte nachmachen lassen, und schloß jene Geheimtür auf, die Larry am Morgen entdeckt und benützt hatte. »Wollen Sie bitte mitkommen, liebes Kind!«
    Diana zögerte, nahm aber ihren Mut zusammen und folgte ihm die Stufen in den Keller hinunter.
    Unten schloß David eine Tür auf und machte Licht. Sie sah einen Raum vor sich, in dem verschiedene Maschinen standen. Sie traten vor ein Schaltbrett.
    »Sie sollen die Ehre haben, Mr. Holt - wir tragen ihm nichts nach - zu erlösen.«
    »Erlösen? Meinen Sie das wirklich? Warum öffnen Sie nicht einfach die Tür und lassen ihn heraus?« fragte sie mißtrauisch. Unschlüssig stand sie vor dem Schaltbrett, ihr Hand lag auf dem schwarzen Hebel.
    Lautlos trat der Doktor, der ihnen gefolgt war, hinter sie und sagte in sanftestem Ton:
    »Der Hebel öffnet die Tür und erlöst ihn.«
    Sie zauderte nicht länger, zog den Hebel zurück, der sich ganz leicht bewegen ließ.
    »Wir wollen ihm entgegengehen.« Der Doktor legte seinen Arm um ihre Schulter.
    Sie schauderte, machte aber keinen Versuch, sich zu befreien. Er führte sie die Treppe hinauf und zurück in den Salon. David schob die Tür zu und verschloß sie.
    Warum kam Larry nicht?
    »Setz dich ans Feuer«, sagte David zu seinem Bruder, »ich will den dritten Akt meines Werkes lesen. Wenn ich damit zu Ende bin, wird auch Mr. Holt aufgehört haben - zu leben.«

38
    Den schmerzenden Kopf in die Hände gestützt, saß Larry auf der eisernen Bettstelle im Kellerverlies. Er hatte die verschiedensten Entwicklungen beim Abenteuer dieser Nacht einkalkuliert, aber daß er wie eine Ratte in der Falle sitzen, daß sich das Rätsel um die Loge A in dieser verblüffenden Weise lösen würde, hätte er nie gedacht. So also war es auch bei Gordon Stuart gewesen - er hatte die Einladung Dr. Judds, in die Loge zu kommen, angenommen, war von David betäubt, durch den Notausgang in den Wagen getragen und ins Haus des Todes gebracht worden.
    Diese Überrumpelung hatte er, Larry, zwar nicht vorausgesehen, aber bei seinem Besuch am Vormittag glücklicherweise einiges vorgekehrt. Er mußte daran denken, was wohl Diana die jetzt behaglich zu Hause saß, empfinden würde, wenn sie wüßte, in welcher Lage er sich befand. Jede Waffe, die er bei sich hatte, war ihm abgenommen worden, doch das beunruhigte ihn nicht besonders. Er stand vom Bett auf. Das Gewicht der Kette an seinem Knöchel war so groß, daß er mit der Hand nachhelfen mußte, um ein paar Schritte gehen zu können. Er warf einen kurzen Blick auf die schwarzen Löcher dicht über dem Fußboden in der Wand - von dort würde die

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