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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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die düsteren Gedanken abzuschütteln, die mit einem Mal Besitz
von ihr ergriffen. Sie bemerkte, dass Dinge Gewalt über sie gewannen, über die
sie sonst erhaben war. Das Gerede von der unheimlichen Stufe hatte offenbar
eine gewisse Wirkung auf sie nicht verfehlt. Und sie war selbst ein Opfer
dieser Stufe geworden. Aber hätte sie nicht ebenso gut auf der siebenten,
zehnten oder zwölften Stufe der glatten und steilen Treppe ausrutschen können?
    Nicole Mercier hatte sie an jenem Unglückstag begleitet. Sie war ganz in
ihrer Nähe gewesen – aber sie hatte die unheimliche Treppe begehen können, ohne
dass es zu einem Zwischenfall gekommen war. Eve Baynes hatte immer das Gefühl,
als wolle ihr Vater das rätselhafte Tabu, das über den Gemäuern des einsamen
Landhauses lag, mit Gewalt durchbrechen. Er lud Gäste ein und zog seine Kinder
dort groß – und es geschah nichts. Die verhexten Stufen forderten keine Opfer,
wie Lord Callaghan das immer behauptet hatte.
    Das Telefon läutete und unterbrach ihre Gedankengänge schlagartig.
    Eve fasste in die Greifreifen ihres Rollstuhls und fuhr an das flache
Telefontischchen heran. Eve Baynes nahm den vergoldeten Hörer ab. Sie meldete
sich. Am anderen Ende der Strippe befand sich Thomas Mylan, der Anwalt und
Testamentsverwalter ihres Vaters, der ihr sein Beileid ausdrückte.
    »Ich wollte mich schon früher bei Ihnen melden«, sagte er leise und ein
wenig bedrückt. »Doch ich denke mir, dass der heutige Vormittag eine Tortur für
Sie gewesen ist. Ich habe es so lange hinausgezögert wie möglich, Sie nun mit
weiteren Problemen zu belästigen. Doch ein bestimmter Testamentsmodus, der von
Ihrem Vater so gewünscht war, lässt mir keine andere Wahl.«
    »Ja, ich verstehe, Mister Mylan«, erwiderte Eve mit trockener, tonloser
Stimme.
    »Das Testament besteht aus mehreren Teilen. Der erste Umschlag ist zwölf
Stunden nach dem Tod Ihres Vaters zu öffnen«, klang die Stimme des Anwaltes an
ihre Ohren. »In einer Verfügung bestimmte Ihr Vater, dass innerhalb von zwölf
Stunden alle Erbberechtigten – die einzeln aufgeführt sind – benachrichtigt
werden müssen. Der Hauptteil des Testaments darf erst nach achtundvierzig
Stunden verlesen werden, im Kreis aller Berechtigten. Und dies an einem ganz
bestimmten Ort. Auch den hat Ihr Vater so bestimmt.«
    »An einem bestimmten Ort, Mister Mylan?«
    »So ist es. Ihr Vater ging offensichtlich von dem Gedanken aus, dass dort
ein gemeinsames Treffen am ehesten möglich sei, weitab von jeder Störung. Er
verlangt, dass alle Erbberechtigten bis heute Nacht um 24 Uhr in dem Landhaus
in den Kreidefelsen sind.«
    Eine Bombe, die unmittelbar neben ihr explodiert wäre, hätte für Eve Baynes
keine größere Wirkung haben können.
    Es bedurfte keiner zusätzlichen Bestätigung. Sie hatte richtig gehört. Sie
begriff zwar diesen Modus nicht, aber sie nahm ihn hin, widerwillig, ein wenig
befremdet.
    Wie war ihr Vater auf diesen merkwürdigen Gedanken gekommen? Mit
Erschrecken registrierte sie einen furchtbaren Gedanken. Sie musste daran
denken, dass die Untersuchungsergebnisse bei ihrer schwachsinnigen Schwester
Janett ein für ihren Vater niederschmetterndes Ergebnis gehabt hatten. Alles
wies darauf hin, dass der Schwachsinn angeboren war und dass Janett dies von
väterlicher Seite geerbt hatte. Lange Zeit war Edward Baynes nach dieser
Mitteilung fast menschenscheu geworden. Er zog sich zurück, blieb mit sich und
seinen Gedanken allein und schickte selbst seine Töchter, die alte Hausdame,
die Mutter und den Gärtner Allan Carter davon – blieb allein in dem einsamen
Haus auf dem Felsen am Meer. Er prüfte sich selbst – und dann war er wieder so
wie früher. Mit keinem Wort mehr erwähnte er das Untersuchungsergebnis der
Ärzte.
    Eve Baynes musste sich eingestehen, dass sie den Vater mehrmals in einem
abnormalen Zustand erlebt hatte.
    Hatte er dennoch unter Depressionen gelitten, unter Zuständen momentaner
geistiger Umnachtung? Tat er in diesen Momenten dann manchmal Dinge, deren er
sich später nicht mehr erinnerte?
    Sie fühlte die Gänsehaut, die über ihren Rücken kroch. Dieser seltsame
Modus in dem Testament. Das war der Wunsch eines kranken Geistes. Was sollten
sie dort in dem Landhaus, warum diese Umstände, warum musste sich der Kreis der
Erbberechtigten ausgerechnet dort treffen, dort wo sie jeder Fußbreit Boden an
den grässlichen Unfall erinnerte, wo jeder Stein, jeder Baum ein Bote aus einer
düsteren Vergangenheit war, die

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