025 - Die Treppe ins Jenseits
nichts Schlimmes zu erwarten hatte.
»Unter normalen Umständen dürfte ich Ihnen praktisch nichts über die PSA
sagen, Miss Baynes«, erwiderte Larry. »Doch die Konstellation in diesem Fall
ist so, dass ich Order habe, Ihnen all Ihre Fragen zu beantworten. Die PSA ist
eine geheime Abteilung, die sich mit der Aufklärung undurchsichtiger und aus
dem Rahmen fallender Verbrechen befasst. Über die Existenz der PSA wissen nur
eine Handvoll Menschen Bescheid. Hier in England dürften es drei oder vier
Leute sein, die wirklich etwas über die Psychoanalytische Spezialabteilung
wissen. Die Königin, der Premier- und der Innenminister, die Chefs von Scotland
Yard und des geheimen Abwehrdienstes. Zu diesem Kreis gehören Sie jetzt.« Er
bemerkte den Blick, den sie seinem PSA-Ring schenkte.
»Und wer gibt mir die Gewissheit, dass all das, was Sie mir da erzählen,
kein Schwindel ist?« fragte Eve Baynes.
Larry zeigte ihr seinen Ausweis. Er trug die notwendigen Angaben, eine neue
Fotografie, die regelmäßig alle drei Monate erneuert wurde, und Larry gab Eve
dazu noch einige zusätzliche Angaben.
»Sie könnten natürlich direkt bei Ihrem Premierminister oder Innenminister
nachfragen, und man wird Ihnen genau das bestätigen, was ich Ihnen erzählt
habe, Miss Baynes.« Larry lächelte kaum merklich.
Eve erwiderte dieses Lächeln. »Ich bin bereit, Ihnen zu glauben. Aber ich
begreife den Aufwand nicht, verstehen Sie? Warum dies alles? Nur deshalb, weil
mein Vater ein reicher Mann war?«
Larry schüttelte den Kopf. »Wir werden überall tätig. Ob arm oder reich,
das bedeutet uns nichts. Mit einer Routinemeldung erhielt die PSA Nachricht von
dem etwas merkwürdigen Verkehrsunfall, dem Ihr Vater zum Opfer fiel. Deshalb merkwürdig , weil die auswertenden
Computer dies so bezeichneten. Es scheint einige Anhaltspunkte zu geben, die
nicht in ein normales Bild passen. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich
habe den Auftrag, Ihr ständiger Begleiter zu sein. Worüber ich mich jetzt schon
freue. Die Rolle des Chauffeurs bot sich mir geradezu an. Andy musste
verschwinden.«
Noch ehe Eve Baynes eine diesbezügliche Frage stellen konnte, gab Larry
Brent ihr schon die entsprechende Antwort, als habe er ihre Gedanken erraten.
»Andy ist in Sicherheit. Es geht ihm bestens, Miss Baynes. Er befindet sich in
polizeilichem Gewahrsam, das muss so sein, damit er in den nächsten Tagen nicht
unerwartet auf der Bildfläche erscheint. Man wird ihm jeden Wunsch von den
Augen ablesen, er wird mit allem Möglichen versorgt werden, aber es bleibt
vorerst eine Art Gefängnis für ihn. Ich soll Sie übrigens herzlichst von ihm
grüßen. Ich glaube, dass ihm seine neue Rolle recht gut gefällt, nachdem er
erst einmal begriffen hatte, worum es ging.«
Eve Baynes musterte Larry Brent. »Dass Sie Andys Rolle übernehmen, dürfte
keine Schwierigkeit für Sie bedeuten. Und auch keine besondere Gefahr. Kaum
jemand kannte Andy wirklich. Und außerdem kann ich meinen Chauffeur wechseln,
wann es mir passt«, bemerkte sie. »Peinlich aber dürfte es für Sie werden, wenn
man gewisse Fragen an Sie stellen würde. Fragen, die eigentlich nur Andy
beantworten könnte, weil er meine Familie eben besser kannte als Sie.«
Larry Brent winkte ab. »Während des achtstündigen Fluges von Amerika nach
England hatte ich Gelegenheit, mich mit allem vertraut zu machen, Miss Baynes.
Ich kenne Ihre Familie so gut, als hätte ich jahrelang mit ihr zusammengelebt.
Ich weiß, wann Sie geboren wurden, wann Janett. Ich kenne Janetts Schicksal und
die Ärzte, die sie behandelt haben. Ich weiß, dass Schwester Gila sie ständig
versorgt und begleitet, dass zwischen dem Arzt Dr. Ortskill und Ihrem Vater
eine Abmachung besteht. Dr. Ortskill soll sich in ständiger Nähe der kranken
Janett aufhalten. Ihr Vater zahlt dafür mit einem sehr hohen Zusatzhonorar. Ich
kenne das Geheimnis, das man der unheimlichen Treppe in dem abgelegenen
Landhaus zuschreibt. Ich weiß alles über Ihre Familie. Ich kenne ...«
Sie ließ ihn nicht mehr ausreden. Ihr Mund stand vor Staunen offen. »Sie
wissen mehr als Andy, Mister Brent. Sie sind ein erstaunlicher Mann«, fügte sie
noch hinzu.
Sekundenlang sahen sie sich schweigend an. Dann senkte Eve Baynes den
Blick, als könne sie Larrys nicht mehr standhalten. Sie umfasste die
Handtasche, die auf ihrem Schoß lag. »Noch eine einzige Frage bitte ich Sie,
mir zu beantworten, Mister Brent«, bat sie.
»Und die wäre?«
»Was erwarten Sie
Weitere Kostenlose Bücher