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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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dauerte die Erscheinung, dann löste sie sich auf. Ich hetzte die
Treppe nach unten. Hinter mir kamen die anderen. Philipp war tot. Ich trug ihn
auf meinen Armen alle 172 Stufen nach oben. Von diesem Tag an war es nicht mehr
möglich, in dem Schloss auf den Felsen zu wohnen. Lady Dona, meine Frau, lag
wochenlang krank. Sie erholte sich nicht mehr. Stundenlang saß ich an ihrem
Lager, in der Hoffnung, sie zum Sprechen zu bringen. Aber sie blickte mich nur
stumm und vorwurfsvoll an. Und mit diesem Blick starb sie. Sie hat Philipps
Verlust nicht überwunden. Jahrelang war das Anwesen unbewohnt. Niemand kümmerte
sich darum. Nach fünfzehn Jahren schließlich verkaufte ich alles, ohne nochmal
dort gewesen zu sein. Ich war überzeugt davon, dass die Zeit reif war, dieses
alte Callaghan-Besitztum aufzugeben. Der Erbe, der diesen Zweig unserer Familie
weitergeführt hätte, existierte nicht mehr. Die Callaghans sterben mit mir
aus.« Der Lord seufzte, griff nach seinem Glas und merkte, dass kein Tropfen
mehr drin war und schenkte sich nach.
    »Der Fluch galt also ausschließlich den Callaghans?«
    »Meine Vorfahren waren überzeugt davon. Ich hatte die Absicht, ihm die
Stirn zu bieten, kam mir besonders schlau und mutig vor und fühlte mich als
aufgeklärter Mensch. Aber es gibt wahrhaft Dinge, die sich jenseits unseres
Wissens abspielen und auf die wir keinen Einfluss haben. 1813, als das
Felsenschloss erbaut wurde, muss irgendetwas geschehen sein, was den Fluch
herbeiführte. Ich habe wie kein Zweiter in der Familie die Chroniken studiert.
Ich weiß als einziger, dass Lady Mara der Ausgangspunkt dieses Fluches war.
Aber Einzelheiten sind nirgends zu finden. In der Chronik unserer Familie wurde
der Name der ersten Bewohnerin des Felsenschlosses wie die Pest gemieden. Nur
eins steht fest: es muss etwas Schreckliches geschehen sein, dass Lady Mara im
Jenseits keine Ruhe findet und die Lebenden in Angst und Schrecken versetzt.«
    John Hawkins hörte sehr genau zu. Er war ein nüchtern denkender Mensch,
doch wenn er solche Geschichten zu hören bekam, dann konnte er sich einer
gewissen Faszination nur schwer entziehen.
    »Sie haben also nie versucht, das Geheimnis zu klären?« fragte er.
    »Versucht schon. Nicht an Ort und Stelle, wenn Sie das meinen. Aber über
Schriften, die mir zugänglich waren.«
    »Ich muss noch auf das schwarze Kreuz zu sprechen kommen, das sich auf der
vierzehnten Stufe befindet, Lord Callaghan. Wer hat es darauf gemalt?«
    »Das weiß ich nicht. Es war schon immer dort. Seit Lady Maras Zeiten, sagt
man. Ich habe mehrfach versucht, das Kreuz wegzuwischen. Es lässt sich nicht
entfernen! Es kommt immer wieder! Die Stufe hat eine Bedeutung. Wenn ich nur
wüsste, welche.« Er hob den Blick. »Merkwürdig«, fügte er hinzu, »ich hatte
eigentlich gedacht, über diesen Dingen zu stehen. Durch das Gespräch mit Ihnen
ist jedoch alles wieder in Bewegung geraten.«
    »Ich hoffe, ich habe keine alten Wunden aufgerissen?«
    Lord Callaghans klare Augen funkelten. »Nein, junger Mann, darüber bin ich
hinaus. Sie erinnern mich an mich selbst, wissen Sie das?« fragte er
unvermittelt. »Der Spuk hat mich nie losgelassen. Eigentlich bis heute noch
nicht, doch ich habe es eben nie geschafft. Heute nun bin ich zu alt, um noch
in den Höhlengängen umherzustreichen und die Lösung des Rätsels zu finden.«
    »Welche Höhlengänge?«
    »Der Berg unter dem Felsschloss ist durchlöchert wie ein Käse. Das
Geheimnis der Stufe hängt mit seinem Innern zusammen. Die Stufe bezeichnet –
nur äußerlich – eine bestimmte Stelle, die durch irgendetwas Bedeutung erlangt.
Das Geschehen selbst muss sich im Innern des Berges abgespielt haben.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Das ergaben meine Nachforschungen. Das Kreuz ist wie durch Zauberei erst
später entstanden, genau an jener Stelle, wo im Innern des Berges jenes
bedeutungsvolle Ereignis ablief. Das Kreuz ist als ein Signal, als ein
Mahnzeichen zu verstehen.«
    Das Gespräch verlief angenehmer und ausführlicher, als John Hawkins
erwartet hatte. Lord Callaghan war ein zugänglicher Mensch und gab bereitwillig
Auskunft.
    Es blieb nicht nur bei dem Gespräch. John Hawkins wurden die Pläne
unterbreitet, die Lord Callaghan vor mehr als zwei Jahrzehnten aus einem alten
Buch abgezeichnet hatte. Der Fels, auf dem sich das Schloss und die
geheimnisvolle Treppe, die bis zum Meer hinunter reichte, befanden, war im Schnitt
zu sehen. Verschiedene Stollen waren eingezeichnet,

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