0250 - Angst war sein ständiger Begleiter
mich eingeladen?«
Bei einem anderen wäre ich saugrob geworden, aber bei Louis ging es nicht. Erstens hätte er den Grund gar nicht begriffen, und außerdem mußte er wirklich etwas Wichtiges erfahren haben, wenn er so auftrumpfte.
»Also gut. Um acht Uhr im TAFT GRILL.«
Wir waren pünktlich, aber Louis war uns noch zuvorgekommen. Er saß da, schlürfte genießerisch einen Scotsch on thfe rocks und fiel mit seiner ungekämmten Mähne und dem uralten Tweedjackett mit den ausgefransten Ärmeln in dieser hocheleganten Umgebung allenthalben auf.
»Ein Glück, daß ihr endlich kommt«, sagte er. »Der Kellner hat mich schon dreimal gefragt, ob ich die Rechnung wünsche. Offenbar traut er mir nicht, Stellen Sie sich vor, Jerry, dieser Serviettenschwenker hat Angst, mir Kredit für ein paar lausige Scotch zu geben.«
»Wieso ein paar?« fragte ich überrascht.
»Na, meinen Sie etwa ich hätte von dem Zeitpunkt an, da ich mit Ihnen telefonierte, bis jetzt trocken gesessen. Schließlich sind das ja zwei Stunden.«
Da hatte also dieser Himmelhund zwei Stunden auf meine Kosten gebechert und das auch noch in einem der teuersten Lokale.
Ich verzichtete darauf zu fragen, auf wieviel Whisky er es gebracht habe.
Aber ich griff heimlich nach der Brieftasche und war erleichtert, als ich fühlte, daß mein Scheckbuch an seinem Platz war.
Dann bestellten wir unser Essen.
Phil und ich blieben bei unserer gewohnten Kost, Steak mit Pommes frites und Salat. Louis studierte die ganze Speisekarte von A bis Z, verlangte dann eine Schildkrötensuppe, ein Brathähnchen mit Beilagen, Eis-Cream und zum Schluß Käse.
Wir waren schon lange fertig, als er immer noch mit größtem Genuß tafelte und nicht eher aufhörte, bis er das letzte Stückchen Käse und die letzte Spur von Butter geschluckt hatte.
Nur eine Scheibe Brot war übriggeblieben, und es tat Louis sichtlich leid, daß er diese nicht mehr zwingen konnte.
»Ausgezeichnet«, lobte er. »Ich habe wirklich lange nicht mehr so gut gegessen .. ..und so billig.«
»Und jetist haben Sie mich lange genug auf die- Folter gespannt. Was ist los?« fragte ich.
»Unser Archivar berichtete mir gestern, daß Sie sich auffallend für eine gewisse Lissy Panther interessieren, und daß diese Lissy Panther die frühere Freundin des aus dem Staatszuchthaus ausgebrochenen Ronald Warner ist. Glücklicherweise besaßen wir noch ein zweites Bild und dieses benutzte ich, um mich so ganz klammheimlich umzutun. Ich bekam heraus, daß die schöne Lissy ein Appartement in der 60. Straße West gemietet hat. Es liegt in einer dieser großen neuen Wohnmaschinen Nummer 167. Ergo interessierte ich mich noch mehr für die junge Dame. Ich konnte in Erfahrung bringen, daß sie zur Zeit arbeitslos zu sein scheint. Sie schläft lange und geht am Abend dementsprechend aus. Ihr Stammlokal war früher und ist heute noch der FIDELITY Club in der 52. Straße. Nicht etwa, daß sie dort als Hostess arbeitet. Das hat Klein-Lissy offenbar nicht nötig. Sie geht hin, läßt sich auch hie und da einmal einladen und tanzt mit Begeisterung. Mit wem sie sich dort trifft, und welches ihre Freunde sind, konnte ich noch nicht erfahren. Die Zeit war zu kurz, und ich konnte es nicht übers Herz bringen, Si , meine Lieben, noch länger warten zu lassen.«
Das war natürlich eine Bombennachricht.
Selbst wenn die beiden noch so vorsichtig waren, so würden sich Lissys und Ronald Warners Wege bestimmt kreuzen.
Sie würde uns, wenn auch unbewußt, ihren Boyfriend ausliefern.
***
Um neun Uhr brachen wir drei auf und waren um neun Uhr zehn an Ort und Stelle.
Wir parkten in der nächsten Lücke und gingen in den Club.
Es war eines dieser eleganten, gedämpft beleuchteten Lokale.
Ein geschniegelter Geschäftsführer komplimentierte uns ünter vielen Verbeugungen weiter, bis er uns an einen vornehmen Oberkellner übergab, der uns bei einem anderen dienstbaren Geist ablieferte.
Das alles war nötig, denn es war so schummerig, daß wir sonst über alle möglichen Stühle oder auch Beine gestolpert wären.
Unser Betreuer lotste uns in sein Revier und hieß uns an einem Tisch mit einer Stehlampe Platz zu nehmen, die ein süß-lila farbiges Licht verbreitete und davon nicht mehr hergab, als nötig war, um die Getränkekarte zu lesen.
Wir bestellten einen undefinierbaren Cocktail und sahen uns um.
Mit der Zeit gewöhnten sich die Augen an die Dämmerung, und so konnten wir feststellen, daß noch nicht viel los sei.
Ganz langsam
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