0250 - Angst war sein ständiger Begleiter
Frau auf Einkaufsbummel.
Wir hatten also kein Glück, aber um so mehr bei Captain Belmont von der Richmond Police, den wir anschließend aufsuchten.
Der Captain war ein sehr gründlicher Herr. Er hatte sich vorsichtshalber zwei Geschosse, die in Mr. Burrys hölzerner Schießscheibe steckten, ausgegraben, um für alle Fälle eine Vergleichsmöglichkeit zu haben.
Die charakteristischen Spuren, die bei jeder Waffe durch winzige Unregelmäßigkeiten im Lauf entstehen, stimmten mit der bei dem Überfall auf Kalunka verwendeten, überein.
Das bewies, daß der Verbrecher, der versucht hatte, den Leihhausbesitzer auszurauben, einer der drei aus dem Staatszuchthaus ausgebrochenen Kerle sein mußte.
Es konnte aber weder Warner noch Frazer gewesen sein.
Erstens stimmte die Beschreibung nicht und zweitens hätte keiner dieser beiden eine derartige Schießerei veranstaltet.
Es blieb also nur Rob Row übrig.
Als wir anschließend Kalunka ein Bild Rows vorlegten und die untere Gesichtspartie abdeckten, erklärte er mit Bestimmtheit, es sei der nächtliche Räuber.
Daraus ergab sich, daß Row im Besitz der 32er Pistole war. Zweitens versuchte er auf eigene Faust, an größere Geldbeträge zu kommen.
Was das Taschentuch betraf, so hielten wir das für einen ziemlich ungeschickten Trick, um den Verdacht auf Frazer zu lenken.
Der Kerl hatte offenbar gedacht, Spitzentaschentuch ist Spitzentaschentuch.
Wir dachten nicht daran, die Stadtpolizei zu hindern, die Fahndung nach Row mit allen Mitteln zu betreiben.
Wir hätten das auch gar nicht unterbinden können, nachdem die Sache bekannt geworden war.
Wenn Row gefaßt wurde, und das würde nach Lage der Dinge wahrscheinlich schnell der Fall sein, so konnte Frazer weder den Staatsanwalt Larson noch die Polizei oder uns dafür verantwortlich machen, sondern nur den Halbirren, mit dem er dummerweise gemeinsame Sache gemacht hatte.
Am Spätnachmittag rief Louis Thrillbroker an.
»Hallo, Jerry! Ich weiß was«, lachte er.
»Dann geben Sie es von sich, Louis.«
»Das könnte Ihnen so passen. Von Ihnen kann man nicht einmal Dinge erfahren, die sowieso schon stadtbekannt sind, und mir wollen Sie streng vertrauliche Redaktionsgeheimnisse entlocken. Nee, mein Lieber, so haben wir nicht gewettet. Ich habe etwas herausbekommen, nach dem Sie sich, wenn Sie nur eine Ahnung hätten, sämtliche Finger locken würden. Ich bin sogar bereit, das Geheimnis preiszugeben, aber ich lasse mich dann nicht mehr mit faulen Redensarten abspeisen wie neulich.«
»Es kommt darauf an, was Sie faule Redensarten nennen, Louis. Jedenfalls können Sie nicht verlangen, daß ich Ihnen Einblick in die Akten oder Ermittlungen eines besonders schweren und verwickelten Falles gewähre.«
»Also kein Geschäft zu machen?«
»Wer redet hier von Geschäften? Sie haben etwas erfahren, was zur Aufklärung eines Verbrechens beitragen kann — wenigstens ist das Ihre Ansicht — und dann haben Sie die vedammte Pflicht und Schuldigkeit, uns das rückhaltlos mitzuteilen. Auch Schweigen kann strafbar sein.«
»Blasen Sie sich nicht so auf, Jerry! Sie können mir, gar nichts. Nur dann, wenn Sie mir nachweisen, daß ich Beweismaterial unterschlage, um ein Verbrechen zu verdecken oder den Täter zu schützen, können Sie mir an den Wagen fahren.«
»Sie selbst haben gesagt, Sie wüßten etwas und zwar etwas Wichtiges«, protestierte ich.
»Klar! Und ich will sogar so nett sein, es Ihnen vorbehaltlos zukommen zu lassen: Mein Großvater väterlicherseits, der alte McDonald Thrillbroker, hat in seiner schottischen Heimat das Zeitliche gesegnet und seinem geliebten Enkel Louis das Kostbarste hinterlassen, was er besaß, nämlich sein Geheimrezept zur Destillation des besten Whiskys, den es auf Erden gibt.«
»Sie sind ein Esel, Louis«, schimpfte ich. »Lassen Sie Ihre faulen Witze und sagen Sie endlich, was los ist.«
»Am Telefon kann ich Ihnen nur ein Stichwort geben. Den Rest müssen wir mündlich abmachen. Ich bin vorsichtig geworden, denn kleine Mäuschen haben spitze Ohren. Es handelt sich um eine gewisse Lissy, die aus Nashville kam, um die Freuden New Yorks zu genießen.«
»Woher wissen Sie überhaupt…« begann ich, aber Louis unterbrach mich.
»Es ist jetzt fast sechs Uhr. Ich denke, wenn wir uns um acht im TAFT GRILL in der Seventh Avenue zum Essen treffen, so dürfte das gerade richtig sein.«
»Donnerwetter, Louis, Sie sind aber vornehm geworden«, meinte ich erstaunt.
»Wieso ich? Ich denke, Sie haben
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