0250 - Angst war sein ständiger Begleiter
bekam, abgesehen von vielen anderen Preisen, einen Scheck in Höhe von zehntausend Dollar. An die Wahl schloß sich eine ausgedehnte Feierlichkeit an, so daß Miß Harrow erst gegen drei Uhr dreißig morgens in ihr Hotel zurückkam und sofort zu Bett ging. Den Scheck legte sie auf ihren Nachttisch unter einen Aschbecher.
Mitten in der Nacht, das heißt gegen Morgen, erwachte sie von einem stechenden Schmerz im linken Arm.
Als sie hochschreckte, sah sie vor sich zwei Männer, von denen einer eine Injektionsspritze in der Hand hielt. Der zweite hielt ihr den Mund zu, bis sie nach kurzer Zeit das Bewußtsein verlor. Gefunden wurde sie von dem Zimmermädchen, das sie um halb elf Uhr wecken wollte. Als sich Miß Harrow nicht meldete, öffnete das Zimmermädchen mit einem Paßschlüssel und fand die Gefesselte und Geknebelte vor.
Der Scheck über zehntausend Dollar war verschwunden und wurde, wie man sehr schnell feststellte, am Morgen — unmittelbar nachdem die Bank geöffnet hatte — eingelöst.
An die Person des Mannes, der das Geld abhob, kann sich niemand mehr erinnern, da gerade um diese Zeit großer Andrang an den Schaltern herrschte.
Auf der Bettdecke der Miß Harrow fand man ein kleines Spitzentaschentuch, von dem die Überfallene behauptet, sie kenne es nicht und es gehöre ihr keinesfalls.
Der Raub ist auf die denkbar einfachste Art erfolgt.
Der Verbrecher kam am Vortage, kurz nachdem Miß Harrow eingezogen war.
Er verlangte ein Appartement und nahm — nachdem er das Gästebuch überflogen und dabei sicherlich gefunden hatte, daß Miß Harrow Nummer 123 bewohnte — das danebenliegende 125. Appartement, das noch leer war.
Er drang dann durch die Verbindungstür zum Bad ein und muß, wie der Arzt bestätigte, der Beraubten eine Schlafmittel-Injektion gemacht haben.
Die Nachforschungen der City Police sind mit Hochdruck im Gang. Man rechnet stündlich mit einer Verhaftung.
Die Ausführung des Verbrechens wies eindeutig auf Frazer und Warner hin.
Dazu kam die Ausschaltung der Überfallenen durch eine Injektion, die, wie Doc Price von der City Police feststellte, von fachkundiger Hand gemacht worden war.
Als wir uns das Taschentuch ansahen, lag die Sache für uns klar. Wieder hatte Frazer zugeschlagen, und wieder hatte er eine erkleckliche Summe erbeutet.
Es waren nun insgesamt über vierzigtausend Dollar.
Langsam fing die ganze Geschichte an, mir unheimlich zu werden.
Da verübten diese Kerle einen schweren Raub nach dem anderen, von denen jeder mindestens drei Jahre Zuchthaus wert war, und wir saßen da und falteten die Hände im Schoß.
Zu allem Unglück begann auch noch Leutnant Kent vom Raubdezernat mißtrauisch zu werden.
Die Sache mit den Taschentüchern war ihm ebenfalls aufgefallen, und er hatte wohl gemerkt, daß wir darüber mehr wissen mußten, als wir zugaben.
Zuerst bohrte er Phil und dann mich an. Wir zuckten die Achseln und behaupteten, von nichts zu wissen.
Er beschwerte sich beim High Commissioner, der ja von Mr. High, wenigstens teilweise, eingeweiht war.
Die Geschichte wurde abgebogen. Aber lange ging das so nicht mehr weiter.
Eines Tages mußte Leutnant Kent oder vielleicht auch ein anderer herausfinden, wer die Räuber waren, und dann waren die Puppen am Tanzen.
***
Es war uns einfach unmöglich, der Stadtpolizei zu verbieten, den dreisten Räubereien nachzugehen.
Wir sprachen mit Mr. High darüber, der ebenfalls die Ansicht vertrat, wir könnten nicht auf ewige Zeiten still halten, denn früher oder später würde die Bombe platzen.
Am Nachmittag ging Lissy Panther zum ersten Male wieder aus und unglücklicherweise entwischte sie ihrem Schatten im Gedränge der U-Bahnstation am Columbus Circle.
Zwei Stunden später kam sie zurück, um gegen acht Uhr erneut wegzugehen. Und zwar ins ALGONQUIN in der 44. Straße, wo sie zu Abend aß.
Unser Kollege behauptete, sie habe, einen unruhigen Eindruck gemacht und sich oft umgesehen, als ob sie jemanden erwarte oder auch fürchte, beobachtet zu werden.
Phil war bereits nach Hause gegangen, und da ich nicht wußte, ob an der ganzen Sache etwas dran sei, fuhr ich allein dorthin.
Ich fand keine Spur von Lissy und ebensowenig von ihren Schatten.
Ich ging also zum Geschäftsführer und fragte, ob etwas für mich hinterlassen worden sei.
»Mr. Cotton! Ja. Ein Herr hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, Sie möchten hier warten, bis er sie anrufe.«
Ich wartete also.
Um neun Uhr wurde ich an den Fernsprecher gerufen.
»Hallo,
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