0251 - Der Erbe des Bösen

Cognac bleiben Sie doch…?«
    »Danke, bin im Dienst«, wehrte Leon ab. »Mann, die Brüder da unten werden sich noch freuen…«
    Zamorra legte ihm die Hand auf die Schulter. »Lassen Sie sie«, bat er. »Es mag ein böser Scherz sein. Ich werde mit den Leuten sprechen, daß sich eine solche… äh… Irreführung der Behörden nicht wiederholt. Einverstanden?«
    »Aber es ist Sache der Polizei…«, wandte Leon ein.
    Unmerklich verstärkte sich der Druck von Zamorras Hand. »Einverstanden?« wiederholte er eindringlich.
    Leon zögerte. Dann nickte er. »Oui, Monsieur. Einverstanden. Wenn ich mich nun empfehlen darf…«
    »Sie dürfen. Ich freue mich, mit Ihnen gesprochen haben zu dürfen«, sagte Zamorra.
    Leon stieg wieder hinter das Lenkrad und steuerte den Wagen nach draußen und die Serpentinenstraße hinunter. Während er fuhr, versickerte etwas aus seinem Gedächtnis. Als er unten auf die Hauptstraße nach Feurs einbog, wußte er nur noch, daß er zum Château hinauf -gefahren war, um während einer Streifenfahrt mit seinem alten Freund Zamorra ein paar persönliche Worte zu wechseln.
    Norret staunte. »Solche Persönlichkeiten zählen Sie zu Ihrem Freundeskreis, Chef?«
    Von dem Vorfall im Dorf wußte auch er nichts mehr!
    Oben im Burgtor aber stand ein Mann, der längst nicht mehr wie Professor Zamorra aussah, und er lachte lautlos vor sich hin. Wie einfach es doch war, Menschen zu täuschen.
    Wie einfach…
    Leonardo de Montagne wandte sich um und kehrte in den Thronsaal zurück, um zuzusehen, wie seine neuen Sklaven den Thron aufbauten. Schön würde er aussehen, prächtig und des Mannes würdig, der darauf Platz nehmen würde…
    ***
    »Nicht!« schrie Gryf auf, sprang vor und schlug zu. Der schwarzleuchtende Strahl wurde gerade noch rechtzeitig abgelenkt und schlug in eines der seltsamen Geräte ein, das aufglühte und verging. Im gleichen Moment ñel der Schattenschirm des Meeghs in sich zusammen, und eine etwas blasse Teri Rheken kam zum Vorschein.
    »Verflixt, kann man hier denn kein Späßchen mehr machen, ohne sofort erschossen zu werden?« stieß sie hervor. »Wir wollten euch nur erklären, was wir erbeuten konnten!«
    »Da!« rief Odinsson. »Da kommen die echten Meeghs! Weg hier!«
    Bill wirbelte herum und schoß. Zamorra beteiligte sich an dem Feuerwerk. Die ersten beiden hereinstürmenden Meeghs explodierten. Wieder einmal wunderte sich Zamorra darüber. Waren die Unheimlichen etwa so etwas wie Roboter? Er befürchtete, daß die Lösung des Rötseis ziemlich umwerfend sein würde - wenn er sie jemals fand…
    Gryf und Teri verschwanden wieder und nahmen den Chibb, den Wolf, Odinsson und Nicole mit sich. Von einem Moment zum anderen waren Zamorra und Bill allein im großen Raum und schossen, was die Waffen hergaben. Die Meeghs zogen sich zurück. Aber es war klar, daß sie irgendeine Teufelei ausheckten.
    Dann war Gryf wieder da und holte die beiden Gefährten.
    Unter freiem Himmel und zwischen einer Menge von Chibb fanden sie sich wieder. Glühend brannten die blauen Sonnen vom Himmel. Unwillkürlich sah Zamorra hinauf. Er wunderte sich, daß er die blauen Feuerkugeln sehen konnte, ohne geblendet zu werden.
    Entartete Sonnen…
    Für ein paar Augenblicke überfiel ihn grenzenlose Einsamkeit. Verloren in einer fremden Dimension, auf einer fremden Welt, umgeben von Feinden und dem lauernden Tod und ohne direkte Möglichkeit zur Rückkehr…
    Er dachte an die Freunde, die auf der Erde zurückgeblieben waren. Kerr, Lord Saris, der in der Blauen Stadt in der Antarktis wartete, die Peters-Zwillinge, die auf eine telepathische Nachricht von Fenrir warteten…
    Würde es jemals eine Rückkehr geben?
    Abrupt riß er sich aus seinen Gedanken.
    »… einen Schattenschirmprojektor erobert«, hörte er Teri sagen. »Ich schlage vor, daß wir versuchen, noch mehrere dieser netten Dinger in unsere Hände zu bekommen. Als Meeghs getarnt, dürften wir erheblich mehr Bewegungsfreiheit haben und können uns ungestört um diesen Korridor kümmern. Weiß eigentlich jemand, wo wir zu suchen haben?«
    Gryf räusperte sich. »Jemand von uns, der tot sein soll, soll das Ding doch gefunden haben«, brummte Gryf. »Bloß haut das wohl nicht hin, weil wir alle noch leben.«
    »Der Lange da«, sagte Gryf respektlos und deutete auf einen Chibb. Für Zamorra sahen sie auf den ersten Blick alle gleich aus. Aber Gryf, der sich mit diesem einen Wesen längere Zeit unterhalten hatte, kannte ihn aus der Menge heraus.
    Zamorra