0251 - Der Erbe des Bösen
sondern verließ den Saal, um sich die eingefangenen Opfer aus dem Dorf anzusehen. Denn seine wilde Horde war zurückgekehrt.
Um Merlin machte er sich nun wirklich keine Sorgen!
***
Der Polizeiwagen kam aus Feurs. Die beiden Beamten stoppten mitten auf der Dorfstraße und stiegen aus.
»Na, hier ist es aber ziemlich heiß hergegangen«, sagte der Fahrer des Wagens und deutete auf das halb niedergebrannte Haus, vor dem ein paar Dutzend Menschen standen und aufgeregt oder niedergeschlagen diskutierten.
Der mitten im Wort abreißende Hilferuf hatte die Polizei mißtrauisch gemacht.
Aber inzwischen war hier alles vorbei, was immer auch geschehen sein mochte. Die Beamten näherten sich den Menschen und begannen nach dem Wie, Was, Wann und Warum zu forschen. Das Wer wurde ihnen schon förmlich aufgedrängt. Kopfschüttelnd hörten sie zu. Skelettreiter, die vom Château Montagne kamen und einem gewissen Leonardo gehorchten? Von dem hatten die Beamten noch nie etwas gehört. In den Fahndungsakten tauchte er auch nicht auf.
Der Streifenführer, der auch noch zufällig Leon hieß, winkte heftig ab. »Bleiben Sie mir doch mit Ihren Gespenstergeschichten vom Leib… Eine Rockerclique wäre glaubhafter, verstehen Sie? Oder haben Sie sich das etwa alles nur aus den Fingern gesogen?«
Da wollten sie ihn fast erschlagen. Vor allem der Sohn des Ortsvorstehers, aktiver Motorradfahrer und Nietenjackenträger, sah rot. »Was heißt hier Rockerclique? Glauben Sie etwa, jeder Rocker wäre automatisch Mörder und Brandstifter, Monsieur Polizist?«
Er gehörte nicht zu den Leuten, die Leon und Norret Prügel anboten. Ein anderer wies auf die dunklen Flecke vor den Häusern und auf der Straße. »Das ist Blut!« schrie er. »Blut von Menschen, die hier ermordet oder verschleppt wurden!«
Leon war drauf und dran, Verstärkung herbeizuordem, aber nicht, um der Sache nachzugehen, sondern um die aufgebrachten Dörfler zur Räson zu bringen. Er hielt immer noch alles für ein Hirngespinst. Reitende Leichen gab’s doch nur in schlechten Horror-Filmen, nicht aber in der Wirklichkeit.
»Und wo sind die Toten?« fragte Norret, der sich ruhig zurückhielt.
»Mitgenommen… Wofür, weiß wohl nur der Geschwänzte! Wann wollen Sie endlich etwas unternehmen?«
Leon machte kurzen Prozeß.
»Norret, wir fahren zum Château hinauf. Hier kommen wir ja doch nicht weiter, solange diese Überkandidelten bei ihrem Ammenmärchen von Skeletten bleiben… Norret, haben Sie schon mal ein Skelett gesehen, das sich aus eigener Kraft aufrecht hält? Bei dem Gerüttel auf dem Gaul muß doch jeder Knochen einzeln numeriert werden…«
Norret schwieg und dachte sich seinen Teil. Streifenführer Leon war fest von seiner Meinung überzeugt, die Dörfler von der ihren, und die beiden Ansichten prallten kompromißlos aufeinander. Aber Norret sah auch, daß hier nicht unbedingt Massenhysterie vorlag. Wenigstens zwei oder drei Leute hätten sich in Widersprüche verwickeln müssen.
»Kommen Sie, Chef. Es bringt nichts, hier weiter herumzustreiten«, murmelte er und zog den wütenden Leon zum Wagen. »Und gnade Ihnen Gott, wenn Sie uns mit Ihrem Blödsinn zum Narren halten«, fauchte Leon noch. »Das bringt Ihnen, jedem einzelnen, eine Strafanzeige ein, daß Ihnen Hören und Sehen vergeht…«
»Was?« brüllte der Sohn des Ortsvorstehers. »Drohen wollen Sie uns? Sie werden dafür bezahlt, uns vor solchen Ungeheuern zu schützen…«
Er riß einen Notizblock aus der Tasche der Nietenjeans und schrieb das Kennzeichen des Wagens auf. »Das gibt eine Dienstaufsichtsbeschwerde, die sich gewaschen hat«, stellte er fest.
Leon gab Gas, wendete und jagte den Wagen dann die Straße zum Château Montagne hinauf.
»Hören Sie, Leon, war das nötig?« fragte Norret ruhig. »Wir haben nicht den besten Eindruck hinterlassen…«
»Glauben Sie etwa an diese Spinnerei?« fauchte Leon. »Mann, Ihre Nerven möchte ich haben…«
»Ich Ihre nicht, Chef. Sie sind ja völlig runter«, behauptete Norret.
Leon schwieg verbissen.
Kurz darauf rumpelte der Polizei-Renault über die heruntergelassene Zugbrücke in den Innenhof.
»jetzt werden wir ja sehen, was an dieser Sache dran ist«, sagte Leon bissig und sprang aus dem Wagen.
***
»Gleich geht es hier rund«, prophezeite Nicole düster.
»Konnten wir denn ahnen, was ihr hier für Geheimabkommen trefft?« ereiferte sich Bill Fleming. »Ich dachte, ihr wärt in höchster Not!« Er versuchte, die Meegh-Waffe an seinen
Weitere Kostenlose Bücher