0252 - Satans Schattenspiele
Bauwerke.
»Demnach dürften wir hier richtig sein«, sagte Bill. »Also wieder nach unten, nicht wahr? Die Verwaltung sitzt meistens im größten Bau, damit die Beamten zumindest optisch den Überblick haben …«
»Hast du etwas gegen Beamte?« knurrte Odinsson, der ja auch im Staatsdienst stand.
»Ich? I wo!« behauptete Bill. »Ich liebe sie. Deshalb zahle ich ja auch immer pünktlich und korrekt meine Steuern.«
»Meine Güte, kannst du mit einem ehrlichen Gesicht lügen …« flüsterte Odinsson laut.
Zamorra streckte den Arm aus. Weit hinten erhoben sich gewaltige Kuppelbauten. »Das könnten Kraftwerke sein«, sagte er. »Oder Fabriken. Wenn wir eine Möglichkeit fänden, da zwischenzufunken …«
»Ich meine wie Bill, daß wir uns um die Lenkzentrale kümmern sollten«, warf Gryf ein. »Und die könnte sich wirklich in diesem Turmbau befinden. Da haben wir ja alles direkt vor Ort.«
»Glaube ich nicht«, widersprach Nicole zu aller Überraschung. »Denkt mal nach, Freunde. Man hat uns zwecks Untersuchung hierher gebracht. Ja, glaubt ihr denn im Ernst, daß in einer Art Regierungsgebäude medizinische Labors untergebracht sind? Nee … da laßt euch mal was anderes einfallen. Wahrscheinlich hat Ansu Tanaar den besseren Riecher.«
Teri räusperte sich.
»Was ist das hier eigentlich für ein Schatten, der herankriecht?« fragte sie leise.
Auch die anderen sahen jetzt zu Boden. Ein dunkler Schatten fiel über sie! Zamorra wirbelte herum, sah zum Himmel – und erkannte die mächtige schwarze Wolke, die diesen Schatten warf.
Ein Spider, der sich lautlos genähert hatte!
In einer Reflexbewegung riß Zamorra den Strahler hoch. Doch er wußte, daß er mit einer so lächerlich kleinen Waffe nichts gegen diesen gewaltigen Flugkörper ausrichten konnte. Da oben brauchte nur jemand lässig auf den berühmten Knopf zu drücken, und hier unten hörte alles auf zu existieren.
Und jemand drückte auf diesen Knopf!
Weißes Licht flirrte aus dem schwarzen Schattenschirm hervor!
»Das ist kein Kampfstrahl!« schrie Odinsson. »Himmel, was ist das? Was ist das …?«
Es gab keine Antwort mehr.
Es gab nichts mehr, nur noch Kälte. Gnadenlose, furchtbare Kälte, die mit dem weißen Leuchten kam und immer stärker wurde. Jede Bewegung erstarrte sofort. Die Kälte fraß sich durch Schutzanzug, Haut, Fleisch und Gebein. Die Menschen auf der Turmgalerie wurden zu Eissäulen.
Es ging unheimlich rasch.
Die Meeghs brauchten ihre Opfer nur noch einzusammeln und in den Spider zu bringen.
***
»Sicherheitsdistanz«, befahl der MÄCHTIGE: »Die anderen weiter beobachten. Noch nicht eingreifen. Ich will über jeder Veränderung informiert werden.«
Der Meegh-Kommandant, der den Befehl entgegennahm, verneigte sich. »Wäre es nicht besser, auch jene beiden Individuen gefangenzunehmen?«
»Nicht, solange ich nicht weiß, ob es wirklich zwei oder nur eins und ein Ding sind«, sagte der MÄCHTIGE. »Von ihnen geht eine Gefahr aus, die ich noch nicht einschätzen kann. Nun zeigt mir die anderen.«
Der Kommandant führte den MÄCHTIGEN in jenen Raum, in dem man die Gefangenen eingelagert hatte. Eingefroren, glashart, aber lebend.
»Die Waffe funktioniert, MÄCHTIGER«, sagte der Meegh. »Ich verstehe nur nicht, wofür sie gut sein soll. Waffen müssen töten.«
»Außer in Fällen wie diesen. Ihr werdet bald alle umlernen müssen«, erwiderte der MÄCHTIGE. Er sah die Eisharten an. Vier Männer, zwei Frauen. »Informationen einholen. Welche sind die Gesuchten?«
»Die Untersuchungszentren wurden zerstört«, sagte der Meegh. »Es liegen keine Informationen vor.«
»Narren«, sagte der MÄCHTIGE abfällig. Seine flirrende Gestalt verdichtete sich zornig. Eingehender als vorher betrachtete er die Eingefrorenen. Dann deutete er auf einen Mann und eine Frau.
»Auftauen«, befahl er. »Und zu mir in die Zentrale bringen. Sofort. Das müssen sie sein. Eskorte stellen.«
Er wandte sich ab und glitt auf die Wand zu. Widerstandslos glitt er hindurch und verließ die Kammer, um auf dem kürzesten Weg die Zentrale des Dimensionenschiffes zu erreichen.
Der Meegh-Kommandant sah ihm ernüchtert nach. Aber er besaß keine Möglichkeit, sich Befehlen des MÄCHTIGEN zu widersetzen. Er hatte widerspruchslos alle Beschimpfungen hinzunehmen und Befehle auszuführen. Auch wenn sie ihm ein wenig leichtsinnig erschienen.
Denn wenn die beiden, die aufgetaut werden sollten, wirklich Zamorra und seine Gefährtin waren, war höchste
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