0253 - Judys Spinnenfluch
anderen folgten der Frau nur mit ihren Blicken. Ike Lester machte sich Vorwürfe. Er wäre am liebsten hinter ihr hergelaufen, doch da stand seine Frau neben ihm, die ihre Hand fest um seinen Unterarm gepreßt hielt und ihn so bei sich behielt.
»Nicht, Ike, nicht…«
Genau in dem Augenblick riß Emily die Tür auf. Jeder hörte das Geräusch, und ein jeder war überrascht, daß auch aus dem Keller das seltsame grüne Licht drang, wobei es die Gestalt der Emily mit einem fahlen Schleier umwehte.
Sie lief nicht in den Keller, sondern blieb auf der Schwelle stehen und breitete die Arme aus, um sich abzustützen.
Dann schrie sie: »Jerry, mein Gott, Jerry!«
Ihr Schrei hallte durch den Raum, und er erzeugte bei den anderen eine Gänsehaut.
»Jerrryyyy!« Zum zweitenmal brüllte sie den Namen ihres Mannes. Diesmal noch lauter, noch intensiver, da mußte etwas passiert sein, eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Im nächsten Moment stürzte sie vor. Sie rannte die Treppe hinunter, und durch den schrägen Blickwinkel verschwand sie auch aus dem Sichtfeld ihrer Freunde.
Jetzt konnte Myrna Lester ihren Mann nicht mehr halten. Er riß sich kurzerhand los und nahm denselben Weg, den vor ihm Emily Rigg genommen hatte.
Als wäre sein Start ein Signal gewesen, so setzten sich auch die übrigen drei in Bewegung und sahen zu, so schnell wie möglich die offene Tür zu erreichen.
Dort blieben sie stehen. Sie drängten. Ike ging drei Stufen vor, und jeder konnte das Unglaubliche und Schreckliche mit den eigenen Augen sehen.
Es war nicht mehr faßbar!
Am Ende der Treppe schimmerte dunkel und mit einem grünen Schein überzogen das Wasser. Dabei brodelte es, warf Wellen, denn es wurde von unten her bewegt, und aus den Fluten kroch plötzlich etwas, das es sonst nur in schlimmen Filmen gab.
Ein Spinnenmonster!
Aufgerichtet reichte es einem Menschen fast bis zur Brust. Es besaß einen menschlichen Kopf, und es hielt eine leblose Gestalt zwischen seinen vorderen Fühlern.
Jerry Rigg!
Emily war am weitesten vorgelaufen. Sie stand fast schon am Wasser, das gegen ihre Fußspitzen schwappte, und sie schrie wie am Spieß, als sie ihren Mann zwischen den Beinen der Spinne entdeckte.
Das Grauen war unbegreiflich, denn die Riesenspinne war noch nicht am Ende.
Sie verließ das Wasser und steuerte dabei die Treppe an, denn sie wollte hoch und sich die nächsten Opfer holen.
Für die Menschen gab es nur eins. Flucht! Sie mußten so rasch wie möglich Weg.
»Emily!« brüllte Ike Lester. Er stand der Frau am nächsten, die aber rührte sich nicht.
»So hol sie doch!« schrie Della Forman, während die anderen sich nicht rührten.
Das tat Ike auch.
Er brauchte nicht sehr weit vorzugehen, um Emily zu erreichen.
Nur fünf Stufen, dann hatte er sie erwischt, und er riß sie genau in dem Augenblick zurück, als es der Monsterspinne gelang, die ersten Stufen der Treppe zu erklimmen.
Aus welchem Grunde sich die Frau wehrte, wußte keiner.
Vielleicht war es noch der Schock oder die Berührung, auf jeden Fall wollte sich Emily aus dem Griff des Mannes befreien.
Ike Lester hatte Kraft. Das bewies er in dem Augenblick, als er Emily herumschleuderte, seine Hand gegen ihren Rücken stieß und sie die Treppe hoch zu den anderen hindrückte. Emily stolperte, fiel, wurde von Della und Firuz aufgefangen, zurückgezogen, während Myrna anfing zu schreien, denn sie hatte gesehen, daß sich die Spinne ihrem Mann sehr stark näherte.
Ike verstand das Signal.
Er sprang zwei Stufen höher.
Sein Glück, denn genau in dem Augenblick wuchtete eines ihrer freien Beine vor, und das hätte wie der Stoß einer Lanze unweigerlich den Rücken des fliehenden Mannes getroffen. So aber fehlte das Bein, und Ike konnte seine Flucht fortsetzen.
Die anderen hatten den Keller verlassen. Sie mußten die weinende Emily festhalten. Ike Lester kam als letzter an und besaß sogar noch die Nerven, einen Blick zurückzuwerfen.
Die Spinne wollte mit ihrem Opfer zusammen die Treppe überwinden. Deutlich sah Ike das menschliche Gesicht. Eine Fratze, die sich bewegte, denn da zuckten die Wangen, da wurden Lippen zurückgezogen und ein Mund zu einem widerlichen Grinsen geformt.
Es war das blanke Grauen, das aus dieser widerlichen Fratze sprach. Bevor Ike Lester die Tür völlig schloß, sah er auch noch das Blut, das aus dem Körper quoll.
Dort hatten die Spinnenbeine wie Lanzen zugepackt.
Ike schüttelte sich. Er konnte es nicht mehr mit ansehen und hämmerte die
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