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0253 - Judys Spinnenfluch

0253 - Judys Spinnenfluch

Titel: 0253 - Judys Spinnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Aufgabe.
    Judy machte sich an die Arbeit.
    Ein blindes Mädchen brauchte Stunden, um die sechs Leichen verschwinden zu lassen. Der Keller war uralt. Als Kind hatte sie ihn als gefährlich empfunden, und innerhalb der rußigen Mauern lauerte das Böse.
    Sie warf die Leichen dorthin, wo es am düstersten war, und sie hatte kaum den letzten Toten weggeschafft, als etwas auf sie zukroch.
    Wie erstarrt blieb sie stehen.
    Sie hörte ein Schaben, dann berührte sie etwas; Judy streckte ihren Arm vor, und die Hand fuhr über einen harten Panzer.
    Einen Spinnenpanzer.
    Vor ihr stand eine Riesenspinne.
    Damit mußte sie erst fertig werden, wobei sie an die Worte ihres Vaters dachte und die Lage danach mit anderen Augen sah.
    Es war alles normal. Auch die gewaltigen Monsterspinnen. Ihr Vater hatte dafür gesorgt, daß es so gekommen war, und ihm konnte sie vertrauen.
    Judy war trotz dieser Lage mehr als zufrieden. Zudem hatte sie das Testament ihres Vaters erfüllt. Die Spinnen existierten, sie lebten, und sie würden weiterleben.
    Das blinde Mädchen verließ den Keller. Langsam schritt Judy die Treppe hoch. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln. Sie fühlte sich zwar noch als Mensch, aber sie hatte auch Verständnis für die Spinnen.
    Und das allein zählte.
    Kaum hatte sie die Kellertreppe hinter sich gelassen, als sie Hufgetrappel hörte.
    Es war vor dem Haus aufgeklungen, und sie vernahm auch das Mahlen von Rädern.
    Eine Kutsche fuhr vor.
    Judy runzelte die Stirn. Ihr war klar, daß kein angenehmer Besuch ins Haus stand, und sie würde sich danach richten. Schon hämmerten schwere Schläge gegen die Tür.
    Die Blinde ging, um zu öffnen.
    Mehrere Männer stürmten in die Halle. Judy konnte sie nicht erkennen, sie hörte ihre Schritte und ihr Atmen. Dann wurde sie an der Schulter gepackt und herumgerissen.
    An der Stimme erkannte sie einen Polizisten, als er fragte: »Wo ist dein Vater, Judy?«
    »Tot.«
    Scharf stieß der Konstabler die Luft aus. »Er ist also tot, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und weshalb siehst du mich so komisch an?«
    »Ich bin blind.«
    »Verdammt, das stimmt, Sir«, sagte ein anderer. Judy hatte die Stimme auch schon gehört. Der Mann war der Lebensmittelhändler aus dem nahen Dorf.
    »Blind ist sie, der Vater ist tot. Und wo sind die sechs Männer, Judy Garrets?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Konstabler. Ich kenne keine sechs Männer.«
    »Erzähle mir nichts. Sie müssen hier gewesen sein, und sie waren auch hier, Das weiß ich.«
    »Nein, ich…«
    »Verdammt, wir haben Spuren gefunden. Denkst du, ich lasse mich von dir auf den Arm nehmen? Auch wenn du blind bist, ich will wissen, wo sie geblieben sind?«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen, Sir!«
    Sie spürte die Hände des Konstablers auf ihren Schultern. »Mädchen, du lügst, die Männer waren hier. Wir haben Spuren gefunden. Draußen lagen die Fackeln, die sie mitgebracht haben. Das Boot befand sich ebenfalls am Ufer…«
    »Ich kann Ihnen nichts sagen.«
    Der Konstabler lachte rauh. Er ließ Judy wieder los und wandte sich an die mitgebrachten Männer. »Fangt an, das Haus zu durchsuchen! Ich will alle Spuren gesichert haben. Wenn mich nicht alles täuscht, ist hier eine furchtbare Schweinerei passiert. Also los, Freunde, an die Arbeit! Wir werden das Ding schon schaukeln, und auf den Arm nehmen lasse ich mich nicht.«
    Der Konstabler galt als eisern. Er gehörte zu den Personen in Wisborough Green, die man hoch achtete. Was er sagte, das wurde getan, und er sorgte auch dafür, daß einer seiner Männer unten blieb und auf das blinde Mädchen achtete.
    Die Leute durchsuchten das Haus. Sehen konnte Judy sie nicht, nur hören. Ihre Stiefel polterten über den Holzboden. Sie nahmen sich erst die unteren Räume vor, dann gingen sie nach oben. Dort wurden ihre Stimmen hektischer. Einer kam schnell wieder zurück.
    Am Klang seiner Schritte identifizierte ihn Judy als den Sheriff.
    Er war erregt, denn als er vor Judy stehenblieb, traf sein warmer Atem ihr Gesicht. »Was ist da oben passiert?« schrie er sie an. »Wir haben Blut gesehen, und auch an deinen Händen befindet sich Blut!«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Lüg nicht! Wo sind die Männer?«
    Judy schwieg. Und sie schwieg auch, als man sie abtransportierte und immer wieder verhörte. Tagelang hielt sie dicht, bis man sie eines Tages in ihrer Zelle fand.
    Tot…
    Sie wurde begraben. Ein Armengrab bekam sie, mehr nicht, denn niemand war da, der etwas zahlte.
    Judy geriet zwar in Vergessenheit, aber

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