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0254 - Die Geistersonne

Titel: 0254 - Die Geistersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sinne zu „wenden", wäre ein sehr zeitraubendes Manöver gewesen. Wenn der Ausdruck dennoch beibehalten wurde, so lag das daran, daß das Endresultat dem eines konventionellen Wendemanövers genau entsprach.
    Cart Rudo ließ mit voller Kraft Gegenschub geben, bis das Ultraschlachtschiff zum Stillstand kam. Dann drehte sich der Kugelraumer auf der Stelle und beschleunigte erneut.
    John Marshall lauschte den Befehlen des Epsalers. Auf seinen Zügen erschien ein ironisches Lächeln, während gleichzeitig ein lauerndes Funkeln in seine Augen trat.
    Er brannte sich eine Zigarette an und lehnte sich behaglich zurück.
    Währenddessen kroch die LG-Anzeige des Geschwindigkeitsmessers über die Zehn-Prozent-Marke, erreichte die Zwanzig-Prozent-Marke und machte auch vor dreißig Prozent der Lichtgeschwindigkeit nicht halt.
    Marshall blickte zur Uhr.
    Noch fünf Minuten bis zum Linearraumeintritt. Etwas wie Enttäuschung malte sich auf seinen Zügen. Der Raumgigant erreichte fünfzig Prozent LG. Die Bildschirme blieben dunkel. Nur ein mattgrüner Schimmer deutete den aufgebauten HÜ-Schirm an.
    Mehr war von dieser gewaltigen Defensivwaffe niemals zu sehen - es sei denn, sie wurde durch äußere Kräfte beansprucht.
    Noch drei Minuten bis zum Linearraumeintritt ... noch zwei Minuten ... noch eine Minute ... noch dreißig Sekunden ... noch zehn Sekunden ... fünf Sekunden ... drei ... zwei ...
    Ein ultraheller Blitz blendete John Marshalls Augen. Es geschah, als er schon nicht mehr damit gerechnet hatte. Aus den Projektor-Steuergeräten schossen lange, blauweiße Flammenzungen.
    Beißender Rauch erfüllte die Kommandozentrale der CREST. Eine chaotische Lärmorgie ließ den bevorstehenden Untergang erahnen.
    ... null!
    Von einem Augenblick zum anderen erstarben die grauenerregenden Geräusche. Nur vereinzelt schrillten noch Signalglocken und Warnsirenen. Aus den Seitengängen stürzten Roboter mit Lösch- und Atemgeräten. Das brennende Schaltpult der Projektor-Steuerung wurde unter eine Energieglocke gelegt.
    Schlagartig erstarben die Flammen. Zwei Männer wurden von Medo-Robotern mit Atmungsgeräten behandelt. Die Schiffssicherheits-Offiziere sprachen aufgeregt mit den Sektorenchefs und einzelnen Reparaturtrupps.
    Doch das alles diente nur dazu, die Folgen einer nicht mehr bestehenden Bedrohung zu tilgen.
    Die CREST III zog unbehelligt ihre Bahn durch den Zwischenraum.
    Cart Rudo hatte sich mit seinem Kontursessel herumgeworfen und starrte den Chef des Mutantenkorps an, als sähe er einen Geist.
    „Was ... was war ... das, Sir?" stammelte er.
    John Marshall erholte sich nur langsam von seinem Schrecken.
    Er war leichenblaß, obwohl ihn das Ereignis nicht völlig überrascht hatte. Nur war er zu jenem Zeitpunkt nicht mehr darauf gefaßt gewesen, sonst hätte er den Epsaler gewarnt.
    „Wir sind mit fünfzig Prozent LG in die Materie der Dunkelwolke hineingerast", erwiderte er bedächtig und war bemüht, das Vibrieren seiner Stimme zu verbergen.
    „Ja, natürlich!" entgegnete der Oberst ungeduldig. „Soviel weiß ich inzwischen auch. Aber wie konnten wir überhaupt auf Materie stoßen? Wir befanden uns doch in einem absolut materielosen Raumsektor! Oder etwa nicht?"
    „Oder etwa nicht!" sagte John Marshall und zeigte wieder sein überlegenes Lächeln.
    Rudo runzelte die Stirn.
    „Wie soll ich das verstehen, Sir?"
    „Ich sagte: ‚oder etwa nicht.‘ Das heißt, daß ich mir noch nicht ganz sicher bin, Cart. Lassen wir es dabei bewenden. Mir fehlt noch ein Beweis. Nur um eines möchte ich Sie dringend ersuchen: Gehen Sie niemals mit mehr als zehn Prozent LG in oder aus dem Linearraum, ganz gleich, was die Bildschirme und Meßinstrumente anzeigen. Sie haben soeben gemerkt, wie schnell das zur Katastrophe führen kann."
    „Ich werde mich hüten, Sir!" stieß der Epsaler zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Marshall blickte zur Uhr.
    „In einer Minute ist Linearraumaustritt, Oberst ...!"
    „Zum ...!" Cart Rudo verschluckte den Fluch. „Allmählich beginne ich daran zu glauben, daß wir die blaue Sonne vorfinden werden.
    Aber erklären kann ich es mir nicht, Sir."
    Der Telepath schwieg.
    Die Lage im Schiff normalisierte sich wieder. Noch immer waren Menschen und Roboter unterwegs, um kleinere Schäden zu beheben. Aber ansonsten gab es keine neue Aufregung mehr.
    John Marshall erschauerte, als er daran dachte, daß der Zwischenfall beinahe das Ende der CREST herbeigeführt hätte.
    Wenn er nicht zwei Sekunden vor dem

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