0254 - Geister-Party
Das Silber hatte die Struktur der Höllenwaffe umgewandelt. Sie hatte nun die gleiche Wirkung, als hätte man den Dreizack aus Weichgummi gefertigt.
Mit wütendem Gebrüll schleuderte Asmodis den nutzlosen Dreizack von sich. Über Zamorras Gesicht flog ein Lächeln.
So einfach war es für den Teufel also nicht, ihn zu besiegen. Dennoch war der Kampf erst in der Anfangsphase.
»Wenn Sie sich freundlicherweise bedienen würden…!« hörte er hinter sich eine krächzende Stimme. Gedankenschnell wirbelte Zamorra herum. Aber es war keine Gefahr hinter ihm.
Willibald erwies sich als Freund. Er brachte genau das, was sie jetzt am dringendsten benötigten. Waffen! Schwerter!
In den Hallen von Schloß Windsor werden unzählige Waffen aus allen Jahrhunderten aufbewahrt. Die Wände sind teilweise mit Schwertern völlig tapeziert. Willibald konnte in die Vollen greifen.
Sein früheres Leben gab ihm die Erfahrung, die richtigen Klingen auszuwählen. Mit einem guten Dutzend Schwertern aller Größen und Gewichtsklassen im Arm kam er zu Zamorra.
Einen Augenblick später waren Zamorra und seine Helfer bewaffnet. Der Earl of Pembroke hatte auch dem alten Stephan Möbius eine Waffe zugeschoben. Und der Konzernchef erwies sich nicht als Feigling.
Zwei bewaffnete Männer traten an die Seite von Zamorra und Nicole, während hinter ihnen die Gespenster von Pembroke Castle schwebten.
Sir Roderick und Lady Viviane verbanden sich mit Nicoles Tanzpartner zu einer Einheit. Nur so hatten sie eine Chance gegen einen Dämon.
Willibalds knöcherne Hände umklammerten einen Morgenstern.
»Wir halten aus bis zum letzten Knochen – und das Skelett bekommt den Orden!« machte Sir Archibald of Pembroke einen typisch englischen Scherz.
»Glaubt ihr, daß ihr mit diesen Spieldingern den Teufel besiegen könnt?« grinste Asmodis. »Ich kann mir jederzeit ein Schwert herbeizaubern und dann…!«
Er wurde von Professor Zamorra unterbrochen. Übergangslos rief der Meister des Übersinnlichen einige Worte, die den Anwesenden fremdartig in den Ohren klangen. Niemand hatte jemals eine solche Sprache gehört.
Aber Asmodis kannte sie. Und er wußte genau, daß Zamorra einen Trumpf ausspielte, den er im Gefühl seiner Überlegenheit nicht beachtet hatte.
Die Macht der Weißen Magie war nicht tot. Zwar konnte man sie nicht zum Angriff gegen die Höllengewalten gebrauchen – aber es gab Formeln, die den Teufel bannen konnten.
Formeln, die Professor Zamorra nun nutzte. Und die ihre Wirkung nicht verfehlten.
Asmodis stieß einen Wutschrei aus, als er merkte, daß er in seinen Handlungen nun stark eingeengt war. Denn die Zaubersprüche, die Zamorra gerufen hatte, drängten die Höllenkräfte zurück, die Asmodis eben rufen wollte.
Der Fürst der Finsternis hatte sich alles sehr theatralisch gedacht, um den Anwesenden seine Macht zu demonstrieren.
Auf seinen Geheiß sollte sich der Höllenrachen hier, an dieser Stelle, öffnen und ein glühendes Schwert hervorschweben, in dessen Gluthitze die Waffe Zamorras zerschmelzen mußte. Und dann hatte er geplant, den Parapsychologen vor aller Augen in den feurigen Rachen der Hölle zu reißen.
Doch kraft seines Wissens sorgte Zamorra dafür, daß sich hier, an dieser Stelle, kein Höllentor mehr öffnen konnte. Nach dem alten Vertrag waren diese Worte absolut bindend. Dagegen konnte nicht einmal Lucifuge Rofocale an.
Für Asmodis bestand nun auch keine Möglichkeit mehr, sich aus der Hölle eine neue Waffe herauszuholen. Und der Dreizack war nutzlos.
Fauchend wich der Fürst der Finsternis zurück, als Zamorra das Schwert schwang. Die Klinge konnte ihn zwar nicht töten – aber ein Treffer bereitete selbst dem Teufel Schmerzen.
Da – der Hieb hatte schon gesessen! Zwar schloß sich die Wunde sofort wieder – aber das Brennen tat weh. Und Zamorra wirbelte die Waffe mit einer Leichtigkeit durch die Luft, daß es unmöglich war, ihn anzugreifen, um ihm das Schwert aus der Hand zu reißen.
Den Rücken deckte Nicole, Sir Archibald und der alte Möbius.
Asmodis knurrte Worte, die in der Hölle als Fluch gelten. Ohne Waffe kam er gegen Zamorra nicht an.
Aber im Waterloo-Saal gab es keine Waffen. Und die Türen waren vollgestopft von Menschen, die zwar fliehen wollten, von der Spannung des Augenblicks jedoch gehindert wurden, sich aus dem Staube zu machen. Da war kein Durchkommen.
Asmodis verfluchte, daß er eine feste Gestalt gewählt hatte. Sonst wäre es möglich gewesen, durch die Menschen
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