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0254 - Geister-Party

0254 - Geister-Party

Titel: 0254 - Geister-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Wutschrei des Asmodis brandete durch die große Waterloo-Halle von Schloß Windsor, wo sich der überwiegende Teil der Party abspielte, Abrupt fuhren die Gäste herum.
    »Zamorra!« stammelte der alte Möbius. »Wenn das stimmt … vielleicht ist die Sache dann doch echt … vielleicht fantasiert Carsten doch nicht und es gibt die Hölle und den Teufel…!«
    »Immerhin gibt er sich gerade zu erkennen!« wies der Parapsychologe auf die Tarngestalt des Asmodis. Mit einem schrillen Schrei brach irgendwo eine Frau zusammen. Die Anwesenden wichen an die Wand zurück.
    In der Mitte des Saales standen die beiden Erzgegner.
    Das Grauen beschlich die Menschen im Waterloo-Saal, als sie sahen, wie es aus dem Körper des Mannes, mit dem sie eben noch Verträge geschlossen hatten, zu rauchen begann. Verträge, die niemand bei der Unterzeichnung ernst genommen hatte.
    Schwefelgelber Dampf stieg aus der zerfließenden Gestalt empor. Penetranter, übler Geruch breitete sich aus und sorgte für Brechreiz.
    Für die Dauer eines Momentes war da nur eine formlose, verschwommene Gestalt, die den Fieberfantasien eines Irrsinnigen entsprungen sein mochten.
    »Nun, jetzt zeigt er seine wahre Identität!« hallte Zamorras Stimme durch die Halle, während er beiläufig bemerkte, daß Nicole Duval an seine Seite trat. Auch der Earl of Pembroke griff nach einem unterarmhohen, silbernen Leuchter, auf den sieben brennende Kerzen aufgesteckt waren. Ganz allein stand der Meister des Übersinnlichen nicht.
    Aber ob sie gegen die Macht des Asmodis ohne magischen Schutz eine Chance hatten, war fraglich. Das Schwert »Gwaiyur« und der Ju-Ju-Stab lagen in der Garderobe.
    Endlich war die Metamorphose des Asmodis beendet. Aus dem unförmigen Gebilde hatte sich eine Gestalt geschält, wie sie die Menschheit seit alters her fürchtet.
    Ein nackter, hagerer Körper von einer Farbe, als hätte er stundenlang auf dem Bratrost gelegen. Ein schmales Gesicht, aus dessen Stirn zwei lange, gekrümmte Hörner drangen und das vor Bosheit sprühte.
    Klauen, die eines Löwen würdig waren, umkrallten seinen Dreizack. Rastlos war der Satansschweif in Bewegung während der Pferdefuß wild auf den Boden stampfte.
    Jetzt erkannten alle, die unterschrieben hatten, was sie für Narren gewesen waren. Der Vertragspartner hatte seine wahre Identität enthüllt!
    »Retten Sie mich! Um meines Sohnes willen, retten Sie mich, Zamorra!« stieß der alte Möbius hervor, dessen Gesicht einer gekalkten Wand glich. »Ich will nicht in die Hölle…!«
    Nicole legte dem Konzernchef beruhigend die Hand auf den Arm.
    »Wir wollen unser Möglichstes tun!« versprach sie an Stelle des Parapsychologen. Denn dieser, das wußte sie, benötigte seine ganze Konzentration, dem Dämonenfürsten Widerstand zu leisten.
    »Habe ich dich endlich, Zamorra!« grollte es aus dem Rachen des Teufelswesens.
    »Du hast mich noch nicht, Asmodis. Vorerst stehen wir uns noch gegenüber. Wie so oft…!« Der Meister des Übersinnlichen versuchte, Zeit zu schinden.
    »Aber diesmal bist du ohne Waffe, Zamorra. Du stehst nicht mehr unter dem Schutz des Amuletts. Und Merlin ist fern … sehr fern … sieh nur gehetzt um dich – niemand ist mehr da, der dich retten kann!«
    »Meine Situation war schon oft ausweglos!« erklärte der Parapsychologe. »Und dennoch lebe ich noch!«
    »Diesmal ist es anders. Mein Dreizack wird dich durchbohren, und mit dem entweichenden Leben werde ich deine Seele hinwegführen, um sie vor dem rotglühenden Thron des Kaiser Luzifer in den Staub zu schleudern! Stirb, Zamorra! «
    Mehrere Dinge geschahen nach diesen letzten, wütend hervorgestoßenen Worten des Teufels gleichzeitig.
    Wie eine Schlange zuckte der Dreizack des Asmodis auf die schutzlos preisgegebene Brust Professor Zamorras. Zu schnell, daß ein Mensch reagieren konnte.
    Doch im selben Augenblick handelte der Earl of Pembroke in aller Kaltblütigkeit. Er schleuderte den Kerzenständer aus gediegenem Silber auf den Teufel. Und Silber ist, wenn man den alten Grimorien Glauben schenken kann, das Metall, mit dem man die Kräfte der Finsternis zu zerstören vermag.
    Klirrend traf der Silberleuchter mit dem Satansdreizack zusammen. Für den Bruchteil einer Sekunde blendete ein grellweißer Blitz die Augen der Anwesenden.
    Dann war der Silberleuchter verschwunden. Aufgelöst. Vergangen im Nichts.
    Aber die Wirkung der magischen Fusion sahen alle: Die Spitzen des Dreizacks berührten die Brust Zamorras und – verbogen sich.

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