0254 - Treffpunkt Leichenhaus
beschäftigten? Ich dachte nach, und ich kam automatisch auf den Namen Logan Costello.
Der Mafiachef, der Boß dieser Bande, Herr der Londoner Unterwelt und mein Feind, konnte die Killer geschickt haben. Zudem hatte er früher mit Dr. Tod zusammengearbeitet. Seit es ihn nicht mehr gab, hörte er auf das Kommando von Lady X.
Und von Lady X war es nicht mehr weit bis zum Würfel des Unheils und damit zum Todesnebel, gegen den die alten Vampir-Drillinge Ambiastro angeblich ein Mittel gefunden hatten.
Ein kleiner Teil des Kreises schloß sich allmählich, doch weitere Fragen blieben offen.
Ich schaute auf die Waffen der Männer. Zwei von ihnen trugen tatsächlich Gewehre, der dritte hielt einen stupsnasigen Revolver in seiner rechten Faust.
Die Typen trugen Mäntel. In der Farbe ebenso schwarz wie ihre Seelen. Naß waren die Gesichter. Der rechte von ihnen war Hutträger.
Auf seinem Filz lag eine weiße Schicht.
Wir starrten uns an.
»Willst du noch etwas sagen?« wurde ich gefragt.
»Nein.«
»Okay, dann legen wir dich um!«
Sie hoben die Waffen, und ich kam mir vor wie bei einer Exekution.
Jetzt erst wurde mir richtig bewußt, daß ich erschossen werden sollte, und eine wilde Angst schoß in mir hoch…
***
Suko war nicht nur ein guter Motorradfahrer, er konnte auch mit einem fremden Wagen gut umgehen. Sicher steuerte er ihn durch den dichten Londoner Verkehr.
Susan Water saß neben ihm. Den Kopf hielt sie gesenkt. Die Lippen waren zusammengepreßt, und noch immer spielten ihre Finger mit dem Kopftuch. Manchmal zog sie auch die Nase hoch oder wischte über die Augen.
»Was ist mit Ihnen?« fragte Suko, als er an einer Ampel stoppte.
»Ich weiß nicht, ob ich das alles richtig gemacht habe«, erwiderte Susan leise.
»Machen Sie sich da mal keine Gedanken«, beruhigte Suko das Mädchen. »Vielleicht ist es völlig harmlos.«
»Möglich.«
»Ist Ihr Vater denn in der letzten Zeit verändert gewesen?«
»Das kann man nicht so sagen. Er war schon immer ein wenig komisch. Möglicherweise hat das auch der Alkohol gemacht, den er immer getrunken hat. So etwas ist ja nie gut, der zerstört. Ich habe gelesen, daß sich die Gehirnzellen nicht mehr so erneuern, wenn ein Mensch von der Alkoholsucht gepackt worden ist.«
»Ja, das stimmt.«
Suko fuhr wieder an. Auf der Edgware Road kam er jetzt besser voran, und sie bewegten sich bereits an der Grenze zu Paddington.
»Ich trinke fast nie. Wenn es sich nicht vermeiden läßt, nehme ich auch einen Schluck zu mir, ansonsten halte ich es mit nichtalkoholischen Getränken, das finde ich besser.«
»Ich auch.«
Suko lachte. »Dann sind wir uns ja einig.«
»Haben Sie die Adresse behalten?« fragte das Mädchen.
»Ja, Delaware Road.«
»Stimmt.«
»Wir sind gleich da«, bemerkte Suko. »Ich kann Ihnen eine Abkürzung zeigen.«
»Das ist mir lieber.«
Grau hing der Himmel über London. An einigen Stellen sah Suko noch schmutzige Schneereste liegen. Ansonsten waren die Straße frei. Vor allen die breiteren. Man hatte auch gestreut, und die Salzkörner spritzten gegen das Unterteil des Wagens.
Susan kannte sich in der Tat aus. Sie sagte Suko, wie er zu fahren hatte, und der Chinese wurde durch ein Wirrwarr kleiner Straßen geführt. Noch nie in seinem Leben war er hierher gefahren.
»Da ist bereits der Friedhof«, sagte Susan und deutete auf eine Mauer.
»Und das Leichenhaus?«
»Wir müssen noch einmal um den Friedhof herum. Es befindet sich leider an der anderen Seite.«
»Machen wir doch alles.« Suko mußte halten, denn mehrere Menschen wollten über die Straße. Sie gehörten zu einer Trauergemeinde, die zur Beerdigung schritt.
»Hat Ihr Vater damit auch etwas zu tun?« fragte der Inspektor.
»Womit?«
»Ich spreche von Beerdigungen.«
»Nein, nicht. Er präpariert die Toten nur. Mein Vater ist Leichenwäscher, kein Totengräber.«
»Ich dachte nur, daß er beides macht.« Sie schüttelte den Kopf.
Zwei Minuten später bogen sie in die Delaware Road ein und erreichten somit die Rückseite des Friedhofs. Susan sagte dem Chinesen, wo er zu stoppen hatte, und Suko drückte das Bremspedal nach unten. Der Leihwagen rollte aus.
»Kann ich im Wagen bleiben?« fragte Susan leise.
Suko, der den Gurt löste, war überrascht. »Wieso?«
»Ich möchte meinem Vater nicht unter die Augen treten. Ich weiß nicht, wie er reagiert.«
»Haben Sie Angst?«
»Das nicht gerade, ein ungutes Gefühl schon, schließlich habe ich ihn in die Lage
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