0254 - Treffpunkt Leichenhaus
Feuer.
So ging er mit Dämonen um, die seine Feinde waren. Und mit den Menschen hier?
Ich wußte es nicht, aber ich nahm mir den dritten Kerl aufs Korn, denn etwas wollte ich auch dazu beitragen. Meine Starre hatte ich längst überwunden, startete, rutschte dabei und jagte trotzdem auf den Mafioso zu.
Er sah mich zu spät!
Bevor er auf mich anlegen konnte, hieb ich ihm mit einem Karateschlag den Arm lahm. Während ihm die Waffe noch aus der Hand glitt, kam ich mit der Linken voll durch.
Und die erwischte ihn am Kinn.
Der Mann flog in den Schnee, breitete die Arme aus und blieb wie ein großer Vogel liegen.
Jetzt lagen sie in einer Reihe. Der Typ, den ich erwischt hatte, war bewußtlos — und die beiden anderen?
Ich blickte Myxin an. »Sind sie tot?«
Der kleine Magier schüttelte den Kopf. »Sie werden für einige Stunden bewußtlos sein.«
Ich lächelte. »Das war in meinem Sinne.«
»Ich wußte es.«
Danach bedankte ich mich bei dem kleinen Magier, der von alldem nichts wissen wollte. Anschließend untersuchte ich die Kleidung der Bewußtlosen. Papiere fand ich nur bei einem. Es war ein Führerschein, ausgestellt auf den Namen Dario Torri.
»Mafia«, murmelte ich.
»Wie?« fragte Myxin.
Ich erklärte dem Magier den Zusammenhang und was ich mir dabei gedacht hatte.
Selbstverständlich kannte Myxin auch Logan Costello. Die Verbindung zu Lady X lag auf der Hand. »Wahrscheinlich hat sie Costello den Auftrag gegeben, sich um Ambiastro zu kümmern. Einen haben sie aus dem Weg räumen können, die beiden anderen bleiben noch: Und die müssen wir unter allen Umständen finden, John.«
»Lebend.«
»Klar. Wenn sie wirklich ein Mittel gegen den Todesnebel gefunden haben, bleibt uns eine Menge Forschung erspart.« Myxin lächelte.
»Hoffentlich klappt es!«
»Die drei Kerle lasse ich abholen, sie erfrieren sonst. Was ist überhaupt mit den beiden anderen, die dich weggeschafft haben?«
Myxin deutete über seine schmale Schulter. »Die liegen dahinten. Ich nahm sie mir ein wenig vor.«
Ich lachte. »Das kann ich mir denken.«
Die Waffen sammelten wir ein. Dann lief ich zurück zum Bentley und rief das nächste Revier an. Als ich wieder aus dem Wagen stieg, war der Schnee auf meiner Kleidung getaut. Ich war klatschnaß. Bis auf die Kopfhaut war das Wasser gedrungen, und ich hätte jetzt liebend gern einen Hut gehabt.
Abermals mußte ich über den Hügel zurück. Der Schnee fiel nicht mehr so dicht. An einigen Stellen lockerte sich der Himmel auf, die Wolken zogen höher, es wurde heller, so daß nur noch ein gewisser Dunst zu erkennen war.
Myxin war in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben. Er hatte die beiden von ihm ausgeschalteten Männer ebenfalls geholt und sie zusammen mit den drei anderen in den Mercedes verfrachtet.
Als ich kam, rammte er soeben die rechte Hintertür zu.
»Alles erledigt?« fragte ich.
»Sicher. Und bei dir.«
»Man wird die Burschen abholen. Ich habe Bescheid gegeben. Wir warten solange.«
»Was machen wir mit dem Vampir?«
»Den lassen wir liegen«, erklärte ich. »Andere Dinge sind wichtiger. Diese Zigeuner scheinen meiner Ansicht nach doch einiges mehr zu wissen.«
Da gab mir Myxin recht.
Die Wartezeit überbrückte ich, indem ich eine Zigarette rauchte.
Gegen den feinen rieselnden Schnee schützte ich die Glut mit der hohlen Hand. Schneller als erwartet trafen die Polizisten ein. Sie kamen mit zwei Wagen.
Ein Streifenführer hatte das Kommando, und er wandte sich sofort an uns.
Wir erklärten ihm die Sache, ohne allerdings viel zu sagen. Details verschwieg ich lieber.
Wahrscheinlich hätte der Mann gern nachgefragt, er traute sich jedoch nicht.
Ich fragte ihn nach dem Zigeuner-Lager.
»Da wollen Sie hin, Sir? Geben Sie acht, daß man Ihnen kein Messer in den Rücken rammt.«
»Wir wollen die alten Vorurteile doch mal zur Seite lassen«, erwiderte ich. »Beschreiben Sie uns den Weg zum Lager.«
»Wie Sie meinen.«
Myxin und ich bekamen die Beschreibung und stellten fest, daß wir überhaupt nicht weit zu fahren hatten. Noch vor der nächsten Ortschaft lag das Lager rechts von der schmalen Straße.
Als wir abermals den Weg zum Bentley zurückgingen, schneite es nicht mehr. Die Wolkendecke war aufgerissen. Blauer Himmel schimmerte hindurch.
Ich mußte die Scheiben vom Schnee befreien, bevor wir losfuhren.
Auf der Straße lag jetzt eine dicke weiße Schicht. Der einfallende Wind wirbelte den Schnee wie feines weißes Pulver in die Höhe, das unseren
Weitere Kostenlose Bücher