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0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

Titel: 0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihr zugestoßen sein?
    ***
    Um diese Zeit bewegte sich unweit des abgebrannten Hauses eine Kreatur durch die Nacht, die von rechts wegen gar nicht mehr hätte existieren dürfen. Sie war stark geschrumpft und jetzt gerade noch menschengroß. Viele der Dornenranken waren verkohlt und fielen nach und nach vom Körper ab, der mehr und mehr wieder zu dem einer jungen Frau wurde, je näher die Morgendämmerung rückte.
    Das Pflanzenungeheuer, der grüne Tod und Seelenfresser, war entkommen! Starke telekinetische Kräfte, die Opfer durch feste Wände steuern konnten und Steinfiguren belebten, um sie zu Werkzeugen der Rache zu machen, hatten das Entkommen möglich gemacht. Das teuflische Unwesen mit der unglaublichen Macht über Pflanzen und Menschen schlich sich durch die Dunkelheit.
    Es hatte eine Niederlage hinnehmen müssen! Nur noch einmal hatte es sich stärken können, als es die Seele des Uniformierten verschlang. Aber das reichte bei weitem nicht.
    Die Kontrolle über die Steinmänner erlosch, als das Ungeheuer sich entfernte. Es vermochte sie nur über eine bestimmte Entfernung zu lenken. Nur deshalb hatte Zamorra überlebt.
    Vorläufig…
    Das Pflanzenungeheuer kannte den Namen des Parapsychologen nicht, aber es hatte sich sein Aussehen eingeprägt. Und es sann auf Rache. Diese Niederlage durfte nicht ungesühnt bleiben!
    Zamorra mußte vernichtet werden.
    Und dann war da noch der Ableger, mit dem das Unwesen einen schwachen Kontakt hielt. Der Ableger, der in der Frau Nicole wuchs und sie zu lenkten versuchte. Eines Tages würde er so sein wie das Ursprungswesen. Dann, wenn von dieser Nicole nichts übriggeblieben war, wenn sie durch und durch Pflanzenmonster war.
    Welch prächtiger Zufall, daß es sich bei ihr um die Lebensgefährtin des Erzfeindes handelte!
    Was konnte einfacher sein, als über diese Frau den Gegner zu vernichten?
    Das Pflanzenungeheuer verstärkte den Kontakt und übersandte dem Ableger einen stärkenden Kraftstrom.
    ***
    Laury Garrick war verstört. Sie wußte nicht, wo sie hin sollte. So irrte sie durch Lyme Regis, tastete sich durch die menschenleeren, kalten Straßen.
    Entlassen - ins totale Nichts.
    »Eine Simulantin«, hatte der Arzt behauptet. »Die spielt uns allen etwas vor! Wer weiß, was sie damit bezweckt!«
    Ihre Verletzungen waren versorgt worden - ihre körperlichen Verletzungen. Die Verletzung des Geistes indessen konnte niemand heilen.
    Tragischer Irrtum oder Boshaftigkeit eines Mediziners… es kam im Endeffekt auf dasselbe hinaus.
    Laury war mit sich und ihren Gedanken allein. Immer wieder tauchten die Schreckensbilder der vergangenen Nacht vor ihr auf, immer wieder versuchte sie dagegen anzukämpfen, sie zu verdrängen. Sie wußte nur zu gut, daß sie sich auf einer gefährlichen Gratwanderung befand, haarscharf an der Grenze zum Wahnsinn.
    Aber sie wollte nicht den Verstand verlieren.
    Je länger die Nacht währte, die Nacht mit ihrer Finsternis, die immer wieder die Erinnerung an den Schrecken, an das namenlose Grauen weckte, desto intensiver wurde ihr Wunsch. Ein Gedanke festigte sich in ihr, nahm immer mehr Gestalt an.
    Vergeltung.
    Rache.
    Steve war tot. Auf eine geheimnisvolle, finstere und unbegreifliche Weise ermordet. Ermordet von einer Macht, die unvorstellbar war, die es eigentlich nicht geben durfte.
    Vergeltung. Rache. Wer immer sich hinter dem Grauen verbarg, er hatte Laury Garrick das einzige genommen, für das sie lebte - ihren Steve. Und das schrie nach Rache.
    Aber war sie nicht doch schon dem Wahnsinn verfallen? War es nicht Wahnsinn, sich allein diesem Unheimlichen entgegenzustellen? Und wie sollte sie es finden?
    Sie war fremd hier. Sie wußte nicht mehr, wo jenes Herrenhaus lag!
    Irritiert blieb sie stehen. Die Kälte der Nacht fraß sich durch ihre dünne Kleidung in die Haut, brachte sie halbwegs wieder zu sich. Die Sterne gaben ein mäßiges Licht. Das war alles. Straßenlaternen gab es hier am Ortsrand nicht mehr. Die Dunkelheit schlich sich von allen Seiten durch die Straßen einer toten Stadt heran.
    Kaum eine Stadt war ihr jemals so menschenleer, so ausgestorben vorgekommen wie das nächtliche Lyme Regis.
    Vom Hafen kam Seeluft.
    Vorn kam ein Lichterpaar. Zwei weiße Augen, die größer wurden und heranfegten. Ein Wagen, der von auswärts kam.
    Mit brennenden Augen starrte Laury Garrick dem Wagen entgegen, unfähig, sich zu bewegen.
    ***
    Der Arzt wartete tatsächlich noch und war in einer Mordslaune. Zamorra verzichtete darauf, dem Verhör

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