0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen
den Feuerschein gesehen und Polizei und Feuerwehr alarmiert. Die rückten an und gingen dem Brand jetzt zuleibe.
Zamorra hoffte, daß sie ihn nicht löschen würden, und seine Hoffnung ging in Erfüllung. Das leerstehende Herrenhaus brannte bis auf die Grundmauern nieder. Alle Bemühungen der Feuerwehrleute schlugen fehl.
»Es wird ein interessanter Fall«, bemerkte Leutnant Spencer, der inzwischen wieder aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht war. »Es dürfte sich eindeutig um Brandstiftung handeln, wie wir wissen«, er zwinkerte Zamorra zu, der ihm von seinem Kampf gegen das Pflanzenungeheuer stichwortartig berichtete, »und wie die Kollegen ermitteln werden. Das heißt, die Versicherung wird nicht zahlen und sich an den Verursacher wenden.«
»Ich bin nicht zahlungsfähig und auch nicht dazu willens…«, murmelte Zamorra matt.
Spencer grinste. »Tja, danach wird die Versicherung nicht fragen, Sir. Hören Sie, helfen Sie mir, beim Abfassen des Einsatzberichtes ein wenig zu lügen?«
Zamorra sah ihn an und hob die Brauen.
»Na, würden Sie das denn alles für bare Münze nehmen, wenn Sie mein Vorgesetzter wären?« fragte Spencer halb vorwurfsvoll und wechselte einen raschen Blick mit dem ermatteten Fredburgh. Der schüttelte nur den Kopf.
Zamorra hob die Hand .
»Wenden Sie sich an Scotland Yard«, sagte er. »Wahlweise Oberinspektor Sinclair, Superintendent Powell oder Inspektor Kerr. Die sind eigentlich für solche übersinnlichen Fälle zuständig, und von dort werden Sie jede nötige Schützenhilfe bekommen. Verweisen Sie dabei ruhig auf mich.«
Spencer verzog das Gesicht. »Wollen Sie nun doch mit Ihrem Sonderausweis pokern?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein, mit der Realität«, sagte er. »Kommen Sie, wir sehen uns das Gelände an. Diese Büsche und Bäume sind mir gar nicht geheuer.«
Während Fredburgh von einem herbeigerufenen Krankenwagen abtransportiert wurde, bewegten sich Zamorra und Spencer mit starken Stablampen durch den Park, während die Feuerwehr noch die Flammen bekämpfte, ein aussichtsloses Unterfangen. Jener Busch, mit dem es Fredburgh zu tun gehabt hatte, war restlos verbrannt. Aber es gab noch andere von der Sorte, und auch Bäume, und in den Ästen und Zweigen all dieser Pflanzen verbargen sich schaurige Geheimnisse.
Erschütternd standen die beiden Männer vor Skeletten, die förmlich mit dem Astwerk verwachsen waren. Skelette, säuberlich von selbst den kleinsten Fleischfasern befreit und wachsbleich.
Und dann fanden sie einige Leichen, die besser erhalten waren, aber schon nach Verwesung stanken. Einer der Männer trug noch seine Papiere bei sich. So fanden sie Ron Sterny, und so fanden sie wenig später auch Steve Winwood.
Zamorra und Spencer nickten sich zu.
»Also doch«, stöhnte Spencer. »Steve Winwood - Laury Garrick… oh verflixt, dieser dämliche Arzt im Krankenhaus hat sie zum Abend entlassen, keiner weiß, wo sie steckt, und der Arzt sitzt jetzt garantiert seit Stunden in der Wachstube und wartet auf mein Verhör! Der Teufel soil’s doch holen, alles!«
Aber er machte keine Anstalten zum sofortigen Aufbruch.
Er suchte noch etwas.
Nein, jemanden, und Zamorra wußte auch, wen.
Und dann fanden sie auch ihn - den Polizeibeamten, der durch die massive Wand geschleudert worden war. Er hatte keine noch so geringe Chance besessen. Er war tot wie die anderen, nur war er in seinem Strauch noch nicht skelettiert.
»Um ein Haar hätte es Fredburgh auch erwischt«, murmelte Spencer blaß. »Das darf man sich gar nicht vorstellen…«
Zamorra schüttelte stumm den Kopf. Er sah etwas mehr als Spencer, aber er sagte es ihm nicht. Mit seinen Para-Sinnen spürte der Professor, daß dem Uniformierten wie auch den anderen Ermordeten noch mehr zugestoßen war als der Tod.
Man hatte ihnen die Seele geraubt.
Ein furchtbareres Sterben konnte Zamorra sich nicht vorstellen, und er war froh, daß dieses Ungeheuer aus einer dämonischen Pflanze, das tagsüber als überlebensgroßes, faszinierendes Wandgemälde existiert hatte, in den Flammen selbst den Tod gefunden haben mußte.
So glaubte er.
Er war sogar davon überzeugt, denn wie sonst hätten die Steinmänner ihre mörderischen Angriffe einstellen müssen?
»Fahren wir«, sagte er schließlich dumpf. »In dem Polizei wagen wird auch noch Platz für uns beide sein.« Er deutete auf das Einsatzfahrzeug, das zusammen mit der Feuerwehr gekommen war.
Während sie nach Lyme Regis fuhren, dachte er an Nicole. Was mochte
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