0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel
auch.« Suko schaute sich um. Er war wie ich ein wenig wacklig auf den Beinen. Kein, Wunder nach allem, was wir hinter uns gebracht hatten.
Dabei waren wir die einzigen, die noch laufen konnten. Ecco und die alte Azucena hatte die Magie buchstäblich von den Beinen gerissen.
Sie lagen da und konnten sich nicht rühren. Im ersten Augenblick hatten wir einen schrecklichen Verdacht. Wir liefen zu ihnen, untersuchten sie und stellten fest, daß alles okay war. Puls- und Herzschlag waren schwach zu spüren. Unter der dünnen Haut zuckte es, und auch der Todesnebel hatte ihnen nichts getan. Er war rechtzeitig genug abgestoppt worden.
Ich atmete auf.
Nur am Hals von Ecco sah ich dunklere Flecken. Dort hatte das Monstrum zugegriffen.
»Sie werden es überstehen!« meldete sich Suko, den ich im Augenblick nicht sah, da er sich in meinem Rücken befand.
»Klar.«
»John…«
Er rief meinen Namen mit einer seltsam klingenden Stimme. Wenn er so sprach, dann hatte er irgend etwas.
Ich drehte mich um.
Ein blasser Suko schaute mich an. »Hast du was?« fragte ich.
Er antwortete mit einer Gegenfrage. »Fällt dir nichts auf?«
»Ja, wir haben es überstanden. Hoffentlich befindet sich auch die verdammte Scott im Nirwana.«
»Das glaube ich zwar nicht, John, aber das ist es nicht, was ich meine.«
»Sondern?« Ich war noch immer ahnungslos.
»Myxin ist verschwunden!«
***
O verdammt! Wo hatte ich nur meine Augen gehabt? In der Tat war Myxin verschwunden. Wir entdeckten nicht einen Zipfel seines Mantels.
Der kleine Magier schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Auf alle hatten wir geachtet, nur auf ihn nicht, denn Myxin war eine Person, die sich eigentlich selbst half.
Und nun war er weg!
Er hielt sich auch nicht versteckt, von ihm war tatsächlich keine Spur zu sehen.
Ich schüttelte den Kopf. Das begriff, wer wollte, ich nicht. Oder war die von meinem Kreuz ausgehende Magie wirklich so stark gewesen, daß sie alles andere zerstörte?
Damit mußte ich rechnen. Plötzlich kamen die Vorwürfe. Myxin war ein Schwarzblüter gewesen. Er hatte zwar eine magische Kehrtwendung hinter sich, doch ob er diesen unheimlichen Kräften widerstehen konnte, war fraglich.
Es schien nicht so gewesen zu sein.
Ich schüttelte den Kopf, war blaß geworden und hörte Sukos Vorschlag wie aus weiter Ferne: »Eigentlich könnten wir uns draußen mal umsehen. Vielleicht ist Myxin geflohen?«
»Das war nicht schlecht.« Ich nickte und ließ dem Inspektor gleichzeitig den Vortritt.
Erst jetzt merkten wir die kalte Luft so richtig. Es war dunkel geworden, das Thermometer weiter gefallen, und vor unseren Lippen quirlte der Atem als graue Wolken.
Über dem Lager lag eine gespenstische Stille. Die Magie des Kreuzes hatte ja vieles vermocht, eines jedoch nicht. Sie hatte die Toten nicht wieder zurückgeholt.
Auf den Stufen lag noch das Skelett. Es bot einen schaurigen Anblick, wie es verkrümmt dalag, den Kopf auf der obersten, die Beine auf der untersten Stufe.
Da hatte der Todesnebel gnadenlos aufgeräumt.
Stellte sich die Frage, was mit den anderen Menschen innerhalb des Lagers geschehen war. Diese Sorge quälte mich im Augenblick noch mehr als Myxins seltsames Verschwinden, und ohne uns zuvor abgesprochen zu haben, machten wir uns auf den Weg, um nachzuschauen.
Die Feuer waren zum Teil heruntergebrannt, manche Fackeln völlig verloschen. Sie rußten nur noch. Auch das größte Feuer sonderte mehr Qualm als Helligkeit ab.
Vor dem ersten Wagen blieben wir stehen. Als unser Blick nach unten fiel, erschraken wir über das schreckliche Bild. Dicht an der Deichsel schauten unter dem Fahrzeug die skelettierten Füße eines Mannes hervor.
Es war ein Anblick, der uns schaudern ließ. Suko bückte sich und schaute nach.
Als er hochkam, war sein Gesicht blaß geworden. »Nichts mehr zu machen, John.«
»Das zweite Opfer also!« knirschte ich, holte tief Luft und sagte: »Ich bin mal gespannt, welche Überraschungen uns noch bevorstehen. Verdammt auch.«
»Sag das Lady X!«
Ich lachte auf. »Worauf du dich verlassen kannst, aber die hat es fortgetrieben.« Nach diesen Worten legte ich meine Hand auf die eiskalte Klinke und drückte die Tür des Wagens auf.
Im Innern brannte kein Licht. Deshalb holten wir unsere schmalen Lampen hervor und leuchteten in das Dunkel hinein.
Vier Menschen sahen wir. Zwei Erwachsene und zwei Kinder. Sie standen nicht, sie lagen. Die Kinder auf dem Boden, die Erwachsenen auf der Couch übereinander.
Aber sie
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