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0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel

0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel

Titel: 0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiteten sich, als sie erkannte, daß sie in einer Falle steckte.
    Nicht sie hatte den Baum besiegt, sondern er sie. Der Schlangenbaum wollte sein Opfer nicht mehr freilassen. Er selbst war eine Sicherung gegen diejenigen, die die wertvollen Tafeln stahlen.
    Sein ineinander verschlungenes Astwerk bildete von einer Sekunde zur anderen eine wogende, sich hin- und herbewegende Fläche und damit auch eine Falle.
    Kara steckte fest.
    Sie zog ihr rechtes Bein an. Es gelang kaum, denn irgend etwas verhakte sich um ihren Knöchel. Kara drehte sich zur Seite. Sie sah, daß es einer dieser sehr beweglichen Zweige war. Er hatte sogar einen Knoten geschlungen, und überall in ihrer Nähe war die Unterlage in Bewegung geraten. Da lag nichts mehr still. Es war wie ein gefährlicher Sumpfboden, der sie zwar nicht in die Tiefe zog, der aber so angeordnet war, daß er sie töten konnte.
    Sie kamen von allen Seiten, erinnerten an kleine Schlangen. Sie rollten sich, bewegten sich vor, schlängelten auf sie zu und wollten auch ihr Gesicht und ihren Hals nicht verschonen.
    Kara lag auf dem Präsentierteller und in der Falle.
    Etwas kroch über ihren Körper. Genau in dem Augenblick, als sie den Arm anwinkelte, um das Schwert aus der Scheide zu ziehen. Wenn es noch eine Chance gab, sich zu befreien, dann mit dieser Waffe, die sie allerdings nicht erreichen konnte, weil die lebenden Gewächse es nicht zuließen und auch ihre Arme umklammert hielten.
    Sie waren schnell und ließen Kara keine Zeit mehr, korrekt zu reagieren.
    Ihre Gegenmaßnahmen kamen zu spät.
    Zur Seite wälzen konnte sie sich noch. Allerdings gelang es ihr nicht mehr, die Beine zu spreizen, denn an beiden Fußknöcheln spürte sie bereits die starken Arme.
    Um das rechte Handgelenk hatte sich gleichfalls eine dieser lebenden Lianen gewickelt, und die war wie eine Spirale, die ihren Arm zur Seite drückte und gleichzeitig in die Höhe zog.
    Die Lage wurde von Sekunde zu Sekunde bedrohlicher. Und nicht nur das. Sie war auch lebensgefährlich, denn Kara gelang es nicht mehr, aus eigener Initiative dieser Falle zu entkommen.
    Zuviel Kraft steckte hinter diesen teuflischen Lianen. Die gesamte Unterlage befand sich in Bewegung. Sie schwankte, so daß sich Kara vorkam wie auf einem Schiff.
    Auch Marita mußte gesehen haben, was sich auf der Baumkrone ereignete. Sie stand unten, spürte eine große Furcht, denn auch sie hatte das Rauschen der Flut vernommen.
    Näher und näher kam sie.
    Wenn das Mädchen den Kopf reckte, sah es bereits die langen Wellen, die über die Insel fluteten. Sie kamen ihr vor wie gierige, teuflische Arme, die alles verschlingen wollten.
    »Kara!« Ohne es eigentlich zu wollen, rief sie den Namen der schwarzhaarigen Frau. Sie mußten sich beeilen, wenn sie der Insel entkommen wollte. In wenigen Minuten konnte es zu spät sein.
    Marita bekam auch Antwort. Es war ein schwaches »Ja«, das sie hörte, mehr nicht.
    »Kannst du nicht kommen?« Das Mädchen stand vor dem Baum. Es zitterte und starrte in die Höhe.
    »Nein, ich…«
    »Kara, was ist los?« Jetzt bebte die Stimme vor Furcht. »Bitte, sag es, was…«
    »Gefangen, ich bin gefangen…«
    »Mein Gott, wie…«
    »Frag jetzt nicht, Mädchen. Es ist so. Dieser verdammte Baum ist eine teuflische Falle.«
    »Kommen wir denn weg?« Marita stellte die Frage, obwohl sie die Antwort eigentlich hätte erraten können.
    »Nein, ich…«
    Da senkte Marita den Kopf. Sie begann zu weinen. Das hier war schlimmer, als am Baum gefesselt zu sein. Sie konnte sich zwar bewegen und weglaufen, doch sie wußte nicht, wohin. Sie war eingeschlossen. Die Fluten gaben ihr nicht die Spur einer Chance.
    Kara kämpfte um ihr Leben.
    Es gelang ihr auch nicht, sich wegzuschaffen. Eine starke Sperre hielt sie vor einem Sprung in eine andere Zeit oder Dimension ab. Die Zweige des Schlangenbaums lebten, und sie wollten ihre Vernichtung, denn überall an ihrem Körper spürte sie diese gummiähnlichen Arme.
    Wie oft hatte sie versucht, sich hoch zudrücken! Es war vergeblich gewesen, der Baum war stärker.
    Seine Zweige hatten es auch geschafft, einen Ring um Karas Oberkörper zu legen. Sie drückten schwer auf ihre Brust und waren unter dem Rücken hergeglitten, um an den Seiten wieder hervorzukommen und den Körper zu umfassen.
    Verschnürt wie ein Paket kam sich die Schöne aus dem Totenreich vor.
    Die Hand war so zur Ruhe gekommen, daß sie, wenn sie die Finger ausstreckte, soeben noch den Griff des Schwertes berühren

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