0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel
waren normal!
Ich glaube, man hat den Stein poltern hören können, der uns vom Herzen fiel, und ich atmete ein paarmal tief durch, bevor sich mein Mund zu einem befreienden Lächeln verzog.
Der Optimismus blieb, denn wir entdeckten auch in den übrigen Wagen Menschen, die zwar bewußtlos, ansonsten jedoch normal geblieben waren. Lady X mußte ihren Todesnebel nach dem ersten Angriff allein auf den Wagen konzentriert haben, in dem wir uns aufhielten, wobei sie bestimmt davon ausging, daß ihr die anderen ohnehin sicher waren. Wir sahen auch Tassilo. Von ihm lag nur noch das Skelett auf der Bahre.
Noch einen Toten entdeckten wir. Abermals ein Skelett.
Es befand sich in einer makabren Lage. Als Mensch hatte es noch versucht, die Tür des Wagens aufzureißen, wobei die Knochenfinger der rechten Hand um die Klinke lagen.
Der Mensch hatte es nicht geschafft. Der Nebel war schneller gewesen.
Im geknickten Winkel standen die Beine, und ich löste behutsam die Hand von der Klinke.
Dann betraten wir den Wagen.
Auch hier fanden wir Menschen. Ein noch junger Mann stöhnte. Er war dabei, wieder aus seiner Bewußtlosigkeit zurückzukehren. Ich leuchtete ihn an.
Geschehen war ihm nichts.
Suko, der an der Tür stehengeblieben war, nahm mein beruhigendes Zeichen auf. Er verstand es auch, drehte sich um und ging davon. Ich folgte ihm langsam.
Draußen trafen wir wieder zusammen. Noch eine Runde gingen wir durch das Lager. Dabei schwiegen wir. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, die sich sicherlich nur um das Thema Myxin drehten.
Ich sprach es schließlich an. »Ob ihn der Nebel vernichtet hat?«
Suko hob die Schultern. »Daran will ich nicht denken, John.«
»Aber wir müssen damit rechnen.«
Der Inspektor sah mein betrübtes Gesicht. »Mach dir doch keine Vorwürfe, John, du hast nicht anders handeln können. Du mußtest diese Magie einsetzen, um uns zu retten.«
»Trotzdem. Vielleicht hätte es noch eine andere Möglichkeit gegeben. Wir hatten schließlich Zeit genug, um uns darüber Gedanken machen zu können.«
»Nein, die Zeit war eben nicht. Lady X hat uns überrascht. Sie ist uns voll in die Parade gefahren.«
Da hatte er ein wahres Wort gesprochen. »Eigentlich hätte alles anders laufen können. Wir hätten erkennen müssen, wie sich die Sache entwickelte. Es war uns nicht gelungen, und so mußten wir eben die Folgen tragen.«
»Gehen wir zu Azucena und Ecco«, schlug Suko vor.
»Und dann?«
»Warten wir.«
»Auf Myxin?«
»Zum Beispiel.« Die Antwort meines Freundes klang optimistisch. Ich blickte ihn schräg von der Seite her an, um zu sehen, ob er das auch so meinte, wie er es gesagt hatte.
In der Tat machte Suko einen ernsten Eindruck. »Er meldet sich bestimmt«, sagte der Chinese voller Überzeugung.
»Falls er es noch kann.«
»Soll ich dir einen Witz erzählen, um deine Depressionen zu vertreiben?«
»Ach, hör auf!« Wir hatten inzwischen den Wagen erreicht. Als wir ihn betraten, hörten wir die ersten Worte der alten Zigeunerin. »Lebe ich noch?«
»Ja, du bist noch am Leben«, antwortete Suko beim Eintreten und sah ihren Blick fragend auf sich gerichtet. »Der Nebel ist verschwunden. John Sinclair hat es geschafft.«
Nein, er hat es nicht geschafft, wollte ich sagen, enthielt mich jedoch einer Antwort.
Myxin war wichtiger. Meine Gedanken drehten sich einzig und allein nur um ihn.
Lebte er noch? Wenn nicht, gab ich mir die Schuld an seinem Tod. Dann hatten wir auf der ganzen Linie verloren. Erst kein Mittel gegen den Todesnebel gefunden und schließlich Myxins Ableben.
Es war zum Verzweifeln…
***
Der Stoß magischer Energie hatte nicht nur uns getroffen, sondern auch den kleinen Magier. Und er war mit der Wucht zahlreicher Schläge gegen Myxin geprallt.
Der kleine Magier glaubte mit einemmal, es würde ihn innerlich zerreißen. Er befand sich in einem Zentrum starker Strahlen, denen er nichts entgegenzusetzen hatte.
Vergeblich bäumte er sich dagegen auf, versuchte, seine eigenen Kräfte zu mobilisieren, und spürte gleichzeitig die Sperre, die ihn daran hinderte.
Das andere war stärker.
John Sinclair, der Geisterjäger, hatte die geballte Kraft seines Kreuzes eingesetzt und alle Anwesenden in den Sog einer starken Magie hineingerissen.
Myxin stand und litt.
Er wollte schreien, spürte die Stöße gegen seinen Körper, die aufgenommen wurden und bis zu seinem Kopf entgegen der Erdanziehung hoch rieselten. Ohne es zu wollen, verzerrte sich sein Gesicht. Er glaubte,
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