0255 - Dynamit für Bohrturm 3
euch das vor?«
»Wir stellen uns nichts vor. Das besorgt der Chef für uns. Wir sagen dir nur, was er gemacht haben will.«
Er zog ein großes Blatt Papier aus der Tasche und faltete es auseinander. Es war die Querschnittzeichnung eines Tiefladers des gleichen Modells, wie es für den Transport der Bagger bereitstand.
»Du sägst diese vier Bolzen der Vorderachse an. Ansägen, hast du verstanden? Nicht durchsägen! Die Karre muss halten, bis der Bagger aufgeladen ist, aber sie wird nicht mehr halten, wenn die Mühle mit dem Gewicht rollt.'Wahrscheinlich kippt der ganze Bagger um, wenn die Achse wegbricht.«
Er griff in seine Brusttasche und legte ein flaches Etui aus Segeltuch auf den Tisch. Es enthielt schmale Sägeblätter aus hochgehärtetem Stahl und einen Bügel zum Einspannen der Blätter.
»Sehr schön«, sagte ich, »aber wie soll ich an den Schlitten herankommen? Die Company-Cops umstehen das Ding wie eine Mauer.«
»Lass das unsere Sorge sein! Sorge dafür, dass du pünktlich um ein Uhr dreißig außerhalb des Camps bist! Den Rest wirst du sehen.«
»In Ordnung! Was bringt mir der Spaß?«
Der untersetzte Harry war von meiner Forderung so überrascht, dass er glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Häh?«, machte er. Der andere beugte sich weiter über den Tisch.
»Du hast deine Anzahlung erhalten. Vielleicht rückt der Chef noch einiges raus, wenn du die Arbeit getan hast.«
»Ich weiß gern vorher, was ich verdienen kann.«
Harry sprang auf, griff über den Tisch, fasste mich an den Jackenaufschlägen und knurrte: »Alles, was du noch herausholen kannst, sind die Unkosten für ein neues Gebiss!«
»Hände weg, Harry«, befahl sein Kumpan.
Der hitzige Harry wollte seinen Spaß haben.
»Der Bursche braucht ’ne Lektion, Jack!«, widersprach er. Damit erfuhr ich, dass der andere Gangster Jack mit Vornamen hieß.
»Lass ihn los!«, wiederholte Jack. »Der Junge hat ganz recht. Fragst du vorher nicht, was du bei einem Job verdienen kannst?«
Um seinen schmalen Mund lag ein geradezu wölfisches Grinsen. In mir stieg eine Ahnung hoch, dass die Ganoven Absichten mit mir hatten, von denen ich mir nichts träumen ließ. Ich nahm mir vor, doppelt vorsichtig zu sein.
Harry ließ meine Jackenaufschläge mit einem Fluch fahren. Jack stand auf.
»Alles klar?«, fragte er. »Wir sehen uns nach getaner Arbeit!« Sie kehrten nicht an die Theke zurück. Ich wartete eine Minute, bis ich ihnen folgte, aber als ich die Straße betrat, waren sie bereits verschwunden.
***
Es klingt unwahrscheinlich, aber ich war entschlossen, mich auf die Geschichte einzulassen und die Achsen des Tiefladers anzusägen. Es gehört nicht zu den Aufgaben eines G-mans, Verbrechen zu begehen, zu deren Verhinderung er eingesetzt ist. Andererseits gibt es Fälle, wie diesen hier, in dem mir keine andere Wahl blieb, als mich an dem kleineren Übel zu beteiligen, um ein größeres zu verhindern. Ich überlegte mir, dass ich, wenn ich die Achsen des Spezialwagens schon ansägte, sie am besten so bearbeitete, dass der Schlitten zu Bruch ging, bevor der Bagger aufgeladen wurde. Bei der langsamen Geschwindigkeit des Fahrzeuges würde dem Fahrer nichts passieren, die Bagger blieben intakt, und die South Oil würde innerhalb weniger Tage einen anderen Tieflader schicken.
Phil erklärte mich glatt für verrückt, als ich ihm meinen Plan auseinandersetzte, aber auch er wusste nichts Besseres. Es blieb also dabei. Um ein Uhr nachts machte ich mich auf die Socken.
Am Tor stand ständig eine Wache der Company-Polizei, und ein Jeep fuhr in unregelmäßigen Abständen Kontrolltouren um den Komplex, aber gerade die unregelmäßig wachsenden Kakteenpflanzen machten es möglich, sich bis zum richtigen Augenblick zu verbergen.
Ich gelangte ungesehen aus der Baracke und in die Kakteenhecke. Die Nacht war mondlos, aber die Nächte unter südlichem Sternenhimmel sind nie ganz dunkel.
Der Tieflader stand in etwa dreihundert Yards Abstand vom Camp, eine riesige, schwarze Maschine, deren Schattenriss sich gegen den Himmel abhob.
Ich sah die abgeblendeten Lichter von zwei Jeeps der Company-Polizei.
Ich wartete. Die Leuchtziffer auf meiner Armbanduhr zeigten zwanzig Minuten nach ein Uhr. Nichts geschah, aber genau zehn Minuten später flammten die Scheinwerfer der Jeeps auf. Die beiden Wagen setzten sich in Bewegung, der eine nach links, der andere nach rechts. Im gleichen Augenblick kam von der Polizeibaracke am Camp-Eingang ein dritter Jeep und
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