0256 - Der Zombie aus dem Kerkerschloß
fuhren in die Berge.
Wobei man den letzten Begriff ein wenig relativieren mußte, denn es waren mehr Hügel und Hänge. Weinberge wäre der richtige Ausdruck gewesen.
Im Sommer mußten sie wirklich prachtvoll aussehen, jetzt aber waren die Rebstöcke leer und viele mit Plastikhauben bedeckt, um sie vor der beißenden Kälte zu schützen.
Die Straße war trocken, nur an den Rändern schimmerte hin und wieder Feuchtigkeit.
Wir kamen gut voran.
Mallmann lenkte den Manta wie einen Rennwagen, er wollte mir zeigen, was sein altes Schätzchen noch alles brachte. Wir sahen zahlreiche Schilder, die auf Spazierwege hindeuteten. Diese führten zumeist über die Höhen.
Leider war die Straße irgendwann zu Ende, und wir mußten, um zu unserem Ziel zu gelangen, auf einen schmalen Feldweg einbiegen. Hier lag noch Schnee.
Festgefrorene Eisklumpen, die auch den Winterreifen des Mantas Ärger bereiteten.
Manchmal kamen wir nicht weiter.
Da mußte ich schieben, und so quälten wir uns Stück für Stück den Hang hoch.
Bis hinter einer Kurve unser Ziel zu sehen war. Wir erkannten das dunkle Gemäuer auf einer Hügelkuppe, selbst von dieser Stelle aus sah es fast bedrohlich aus.
Und wir sahen noch mehr.
Einen älteren Mann in einem langen Mantel und mit einer Fellmütze auf dem Kopf. Der Mann trug in der rechten Hand einen Stock, mit dem er sich abstützte.
Auch uns hatte er jetzt bemerkt, drehte sich um und schaute dem langsam fahrenden Manta entgegen.
Als wir fast auf seiner Höhe waren, streckte er den Arm aus. Will Malimann verstand das Zeichen und stoppte.
Der alte Mann beugte sich zum Fahrerfenster hinab. Von seinem Gesicht war fast nur der graue Bart zu sehen und zwei kleine Augen, die uns fragend anblickten.
»Wo wollen Sie denn hin?«
»Zum Schloß«, antwortete Will, der die Scheibe nach unten gekurbelt hatte.
»Das ist auch mein Ziel.«
»Steigen Sie doch ein.«
»Danke.«
Will mußte den Wagen verlassen, kippte den Sitz, und der Mann quälte sich in den Fond, wobei er Schwierigkeiten mit seinem Stock hatte, denn er war so lang, daß er sich nicht so einfach unterbringen ließ.
»Ich heiße Heck. Hans Heck«, sagte er, »und bin Küster in der Gemeinde.«
Auch wir stellten uns vor, ohne allerdings unsere Berufe hinzuzufügen.
»Sind Sie vom Amt?«
»Kann man sagen«, erwiderte Will.
Der Alte lachte, während Mallmann behutsam anfuhr. »Das ist wirklich ein Zufall.«
»Wieso?«
»Ich wollte euch schon anrufen.«
»Gibt es einen Grund?« Will lenkte den Wagen in eine scharfe Kurve.
Ich hatte mich umgedreht und sah, daß der alte Küster nickte. »Den gibt es allerdings.«
»Dann nennen Sie ihn uns.«
»Stoppen Sie die Arbeiten an diesem Kerkerschloß.«
Will Mallmann schwieg. Vielleicht mußte er sich die nächste Frage erst noch überlegen oder sich auf die schwierige Wegstrecke konzentrieren, jedenfalls wurde Hans Heck ungeduldig.
»Haben Sie mich nicht verstanden?«
»Doch!« Zum erstenmal mischte ich mich ein, und sah sofort den Blick des Küsters auf mich gerichtet. »Was ist daran so schlimm?«
»Nichts. Jedenfalls nichts, was mit der eigentlichen Renovierung zu tun hätte, aber dieses Schloß ist verflucht. Es ist ein Hort des Satans, glauben Sie mir.«
Ich wiegelte ab. »So etwas sagt sich leicht…«
»Verstehen Sie denn nicht? Ich war auf dem Weg zu den Studenten, um sie davon zu überzeugen, daß sie etwas Unrechtes getan haben.«
»Was denn?«
Der Küster kam nicht dazu, mir eine Antwort zu geben, denn durch Wills Fluchen wurde er unterbrochen. Gleichzeitig stellte sich der Wagen so quer, wie es der Weg erlaubte, und wir kamen nicht mehr von der Stelle, so sehr sich Will auch bemühte.
»Hilft alles nichts«, beschwerte sich der Kommissar, »den Rest des Weges müssen wir zu Fuß gehen.« Er drehte sich um. »Was haben Sie da eben gesagt, Herr Heck?«
»Die Studenten haben etwas Unrechtes getan. Sie sind in einen Teil des Schlosses eingedrungen, der verschüttet bleiben sollte.«
Ich schaute zum Schloß hoch und sah sogar den Turm, der in den klaren Himmel stach.
»Sie wissen aber gut Bescheid«, bemerkte der Kommissar.
»Das weiß ich auch, denn ich war gestern ebenfalls hier oben und habe mit den Leuten gesprochen.« Jetzt beugte er sich so weit vor, daß sein Bart auf dem oberen Teil der Rückenlehne lag. »Die fünf Studenten haben tatsächlich den alten Gang freigelegt, der zu ihrem Verlies führte.«
»Wer ist das?« fragte Will.
Da lachte der Küster auf. »Sagen
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