Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0256 - Der Zombie aus dem Kerkerschloß

0256 - Der Zombie aus dem Kerkerschloß

Titel: 0256 - Der Zombie aus dem Kerkerschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Schritte in dieses verdammte Verlies lenken, aber die Frau ließ ihm keine Wahl.
    Der Blick ihrer Augen glich einem Bann.
    Und er bannte Mike Palm!
    Gegen seinen Willen setzte er den rechten Fuß vor, der linke folgte, dann wieder der rechte, und im nächsten Augenblick hatte er die trennende Distanz überwunden.
    Er stand vor der Tür.
    Wie von Geisterhänden geführt, schwang sie zurück. Mike vernahm das häßliche Quietschen der Angeln, und mit der brennenden Taschenlampe in der Hand betrat er das Verlies in dessen Mitte ein altes Spinnrad und ein Schemel standen.
    Fäden führten von der Spindel zum Rad. Im Licht der Lampe blitzten sie silberfarben, und Mike erkannte, daß die Fäden dieselbe Farbe hatten wie das Haar der unheimlichen Geisterfrau.
    Trotz seines ausgeschalteten Willens arbeiteten die Gedanken, aber sie wurden dabei in eine bestimmte Richtung gelenkt. Er erinnerte sich an die Fäden, die ihm auf seinem Weg in dieses Verlies begegnet waren und in der Luft geschwebt hatten.
    Es mußten die gleichen wie die am Spinnrad und auf dem Kopf der Frau gewesen sein.
    Unheimlich war das…
    Die Tür wurde nicht geschlossen, als er das Verlies betrat. Die Gestalt vor ihm glitt lautlos zur Seite. Sie blieb danach so stehen, daß sich die Spindel zwischen ihr und dem jungen Mann befand.
    Mike Palm traute sich nicht, ein Wort zu sprechen, und er hörte nur seinen eigenen Atem.
    In seiner Haltung erinnerte er an ein Denkmal. Den rechten Arm, dessen Finger die Lampe hielten, hatte er angewinkelt und nach vorn gestreckt.
    Als die Geisterfrau jetzt ihrerseits eine Bewegung mit der Hand ausführte, da wußte er Bescheid und senkte seine Hand, so daß er nicht mehr nach vorn, sondern, gegen den Boden leuchtete, wo der Lampenschein einen hellen Fleck malte.
    Danach sprach die Frau. Es waren überhaupt die ersten Worte, die er aus ihrem Munde hörte, und sie drangen wie ein fernes Wispern an seine Ohren.
    Geisterhaft und zischend hörten sie sich an, wobei Mike Palm Mühe hatte, sie überhaupt zu verstehen.
    »Du bist zu mir gekommen«, hörte er. »Du hast es wie die anderen auch versuchen wollen. Bist einfach erschienen — nur so…« Sie legte eine Pause ein, bevor sie weitersprach, wobei sie ihre Arme hob und die Finger spreizte, so saß Mike erkennen konnte, daß auch zwischen den Fingern Fäden wuchsen und sich spannten. »Du wirst das Geheimnis dieses Kellers kennenlernen. Man hat mich vor langer Zeit hier unten eingesperrt. Mein Gatte trug die Verantwortung, doch er ahnte nicht, daß ich etwas Besonderes war. Vielleicht hat er es gewußt, aber er reagierte falsch, denn er erfüllte meine letzte Bitte. Er gab mir das Spinnrad mit, das mal einer großen Hexe gehört hatte und dem Herrn der Hölle geweiht war. Ein Spinnrad, wie tausend andere auch, und doch etwas ganz Außergewöhnliches. Ich kann es durch meine Gedankenkraft bewegen, und es spinnt die Fäden, die ich haben will. Immer und immer wieder. Schau genau zu, mein Kleiner, sieh hin, und du wirst es erleben, wie das Spinnrad alle meine Feinde tötet. Jeder kommt an die Reihe. Ich weiß, daß oben bereits andere lauern, aber meine Fallen sind gelegt.«
    Sie begann zu kichern, drehte sich und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger der rechten Hand auf das Rad.
    Obwohl die Lampe zu Boden zeigte, gab sie noch soviel Licht, daß der junge Student erkennen konnte, was mit dem Rad geschah. Es setzte sich in Bewegung.
    Allmählich begann es sich zu drehen. Und auch die hochstehende Spindel bewegte sich, während die Geisterfrau dazu eine seltsame Melodie summte.
    Ein altes Lied, das schon die Spinnerinnen zur Zeit des auslaufenden Mittelalters gesungen hatten.
    Plötzlich hörte Mike Palm auch die Stimme der Geisterfrau. Nur sprach sie jetzt nicht, sondern sang den Text zu dieser seltsamen alten Weise.
    »Spinnen, Fädchen, spinnen, mach Seide und auch Linnen. Für den König einen Rock, ein Leichenhemd dem armen Tropf. Die Hexen aber mußt du lieben, und dem Teufel sollst du dienen.«
    Ein schauriger Text, den Mike Palm noch nie zuvor gehört hatte, und er hatte auch das Gefühl, als würde die unheimliche Frau nicht selbst singen, denn ihre Stimme drang von allen Seiten auf ihn ein. Sie schien aus den dicken Mauern zu dringen.
    Ihn fröstelte. Ein Schauer jagte den anderen. Mike stand wie auf der Erde angenagelt. Er hörte das Lied, dessen Strophe sich immer wiederholte, und er sah plötzlich die feinen Fäden, die sich vom Spinnrad lösten und

Weitere Kostenlose Bücher