0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
Er muss noch runter nach Coney Island.«
»Zu dem Vergnügungspark?«, fragte Phil mit gleichmütigem Gesicht.
»Ja. Wenn Sie sich in der Nähe seines Wagens aufhalten, werden Sie ihn bestimmt sehen, wenn er aus dem Lager kommt.«
»Vielen Dank«, sagte Phil, schob die Hände in die Manteltaschen und setzte sich in Bewegung.
Der Lastwagen mit der Nummer 186 stand ganz links. Es war ein Wagen mit Kastenaufbau. Die beiden Flügeltüren standen offen, aber der Wagen schien bereits beladen zu sein, denn die Männer mit den Karren schoben ihre Kisten und Säcke in die anderen Wagen.
Phil steckte sich eine neue Zigarette an und wartete. Nach Coney Island, dachte er. Sieh mal an. Vielleicht fährt er auch nicht nach Coney Island, sondern vorher - ohne das man hier bei der Firma etwas davon ahnt - zu einem anderen Platz, wo ein Teil der Ladung ausgewechselt wird gegen gleichartige Artikel, die nur den Pfiff haben, dass sie jeweils eine Ampulle Morphium enthalten.
Phil stutzte, zog noch einmal an seiner Zigarette und sah sich unauffällig um. Niemand kümmerte sich um ihn. Die Arbeiter mit den Rollkarren karrten ihre Lasten in die Wagen, kamen wieder heraus und verschwanden über die Rampe hinweg durch die offen stehenden Tore im Innern der großen Lagerhalle.
Phil wartete den günstigsten Augenblick ab, während er langsam an der den anderen Trucks abgewandten Seite des Lastwagens zur Rampe bummelte. Dann, als der Zeitpunkt günstig war, schwang er sich auf die Rampe, hielt noch einmal blitzschnell Ausschau und verschwand in Innern des Lastwagens.
Düsteres Zwielicht herrschte. Kisten, Kartons und Säcke waren in übersichtlichen Haufen aufeinandergetürmt. Phil kletterte ganz nach vorn und duckte sich hinter einem Stapel von Kartons. East eine Viertelstunde hockte er reglos in seiner unbequemen Haltung, dann hörte er, wie die schweren Flügeltüren des Trucks rumpelnd zufielen und abgeschlossen wurden. Gleich darauf brummte der schwere Motor auf, und das Gefährt setzte sich langsam in Bewegung.
***
Captain Moore zuckte die Achseln.
»Ich hoffe, Sie verargen mir meine Ehrlichkeit nicht, Mr. Cotton«, sagte er höflich. »Am liebsten hätte ich Befehl gegeben, diesen Eddy Jackson zu verhaften und zum Revier zu bringen. Es steht neunundneunzig zu eins, dass Jackson bei den drei Leuten war, die Mrs. Cummon um ein Haar getötet hätten. Vielleicht steckt er sogar bei der Gruppe, die Ray Cummon ermordet hat. Ray war unser Kamerad, und Sie können vielleicht versehen, was für ein brennendes Interesse wir daran haben, seine Mörder möglichst schnell dingfest zu machen.«
»Das verstehe ich völlig«, sagte ich ernst. »An Ihrer Stelle würde ich genauso empfinden.«
»Es freut mich, dass Sie unsere Haltung verstehen«, meinte Moore. »Dass ich trotzdem den Befehl zu Jacksons Verhaftung nicht gegeben habe, liegt daran, dass sich das FBI nun einmal in den Fall eingeschaltet hat. Ich wollte keine Maßnahmen ergreifen, ohne mich vorher mit dem FBI abgestimmt zu haben.«
»Ich bin Ihnen dankbar dafür, Captain«, sagte ich. »Ich habe mir Ihren Standpunkt angehört und Ihnen gesagt, dass ich volles Verständnis für Ihre Haltung in dieser Sache aufbringe. Aber vielleicht hören Sie sich jetzt einmal meinen Standpunkt an?«
»Selbstverständlich«, nickte der Captain. »Deswegen habe ich Sie ja angerufen.«
Ich dachte einen Augenblick nach, dann fing ich an: »Wenn Jackson dieses Messer gekauft hat, steht es wirklich neunundneunzig zu eins, dass er zu den Männern gehörte, die Mrs. Cummon umbringen wollten. Wahrscheinlich war er sogar der Mann, der Mrs. Cummon den zum Glück nicht tödlichen Stich beibrachte. Und vielleicht ist Jackson sogar der Mann, der Ray Cummon ermordete. Das ist möglich. Und glauben Sie mir, dass wir alles tun werden, was in unseren Kräften steht, um zu verhindern, dass Jackson seiner gerechten Strafe entgeht.«
»Dann stimmen wir ja durchaus überein«, rief Harden.
»Sicher«, nickte ich. »Nur über den Zeitpunkt seiner Verhaftung habe ich andere Vorstellungen als Sie. Lassen Sie es mich begründen: Wir wissen, dass Cummon ermordet wurde, weil er den Morphiumhändlern auf die Spur gekommen war. Ich nehme an, dass Cummon, der ja gerne Erdnüsse aß, sich bei Jackson eine Tüte kaufte. Jackson aber muss versehentlich die Tüten verwechselt und Cummon eine gegeben haben, die eigentlich nur für die Morphiumkunden bestimmt war. Cummon fand also die Ampulle in seiner Erdnusstüte. Und
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