0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
Schwierigkeiten bekommt, das werden Sie sicher verstehen.«
»Der Mann, dem dieses Messer gehört, braucht keine Angst zu haben«, log King. »Wie gesagt: Wir suchen ihn nur, damit er uns ein paar Fragen hinsichtlich eines etwas undurchsichtigen Verkehrsunfalls beantworten kann. Eine Zeugenaussage, das ist alles, was wir wollen.«
»Nun«, gab der Ladeninhaber nach, »wenn es also nichts Schlimmes ist…Das Messer hat Steve Cortston gekauft. Er ist ein alter Kunde von uns.«
»Steve Cortston«, wiederholte King. »Wo kann ich ihn wohl erreichen?«
»Sie brauchen nur über die Straße zu gehen!«, rief der Jüngere eifrig. »Cortston ist der Vorarbeiter von dem Bautrupp drüben auf der Baustelle.«
»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte King, tippte an die Krempe seines Hutes und verließ das Geschäft. Er überquerte die Straße und sprach einen der Maurer an, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit dem Errichten eines neuen Mietsblocks beschäftigt waren.
Kurz darauf erschien Steve Cortston bereits auf der Bildfläche. Er mochte an die fünfzig sein, trug einen grauen Schnauzbart und machte einen durch und durch biederen Eindruck.
»Ja?«, fragte er. »Was ist denn los?«
King fragte nach dem Messer, dessen Foto er Cortston zeigte. Verwundert holte der alte Arbeiter das Messer aus der Lederscheide, die er rechts hinten an seinem Gürtel hängen hatte.
»Das ist es«, sagte er. »Ich hab’s rechtmäßig erworben, Mister. Da drüben habe ich es gekauft, am vorigen Freitag. Ein Handwerker wie ich muss ein stabiles Messer haben - nicht bloß für die Butterbrote. Auch…«
»Vielen Dank, Mister Cortston«, fiel ihm King ins Wort. »Es ist alles in Ordnung.«
King sah zu, dass er weiterkam. Im nächsten Geschäft, das sich zum Glück als fast ebenso klein erwies wie das erste, brauchte er allerdings fast eine Viertelstunde, bis er die Verkäuferin gefunden hatte, die sich an das Messer erinnern konnte. Aber als King fragte, an wen sie es verkauft hatte, konnte sie nur die Achseln zucken. Sie beschrieb einen Mann, der fünfundzwanzig bis dreißig Jahre alt sein konnte, aber nichts Auffälliges an sich hatte. Schon wollte sich King umdrehen und den Laden wieder verlassen, da rief ein aufgeregter, vierzehnjähriger Junge, der offenbar als Laufjunge fungierte, hinter ihm: »Stopp, Mister! Der Kerl, den Sie suchen, arbeitet in dem Vergnügungspark von Coney Island.«
»Welcher Kerl?«, fragte King elektrisiert.
»Na der, der das Messer gekauft hat! Ich habe ihn schon oft in dem Park gesehen! Er verkauft Eiscreme und Kaugummi und sonst was für Zeug.«
»Weißt du zufällig, wie er heißt?«
»Seine Kollegen rufen ihn Eddy. Aber ob das sein richtiger Name ist, kann ich nicht sagen. Und den Familiennamen kenne ich auch nicht.«
»Eddy«, wiederholte Norman King nachdenklich. Dann tippte er zerstreut an seine Hutkrempe und verließ das Geschäft. Die Verkäuferin und der aufgeweckte Junge sahen ihm verständnislos nach. Als Norman King schon wieder zurückfuhr, hatte er immer noch diesen Namen auf den Lippen: »Eddy…Eddy…«
***
Kurz nach ein Uhr mittags kamen Phil und ich aus einem kleinen Speiserestaurant unweit des Distriktgebäudes, wo wir zu Mittag gegessen hatten. Wir hatten die Absicht, Nick Polder aufzusuchen und mit ihm zu sprechen, ihn vielleicht sogar festzunehmen, wenn es nach dem Gespräch mit ihm ratsam erscheinen sollte.
Aber als wir in den Jaguar stiegen, machte mich Phil darauf aufmerksam, dass das rote Ruflämpchen am Sprechfunkgerät brannte. Es bedeutete, dass unsere Funkleitstelle aus irgendeinem Grunde mit uns Kontakt wünschte und wir uns sofort nach der Rückkehr zum Wagen zu melden hatten.
Phil tat es. Eine Weile lauschte er schweigend, dann legte er den Hörer zurück und sagte: »Das Revier aus Brooklyn hat angerufen. Irgendein Mann von der Mordkommission hat herausgefunden, wer das Messer gekauft hat, mit dem man versuchte, Mrs. Cummon zu töten.«
»Oh«, brummte ich, »das ist ja großartig. Wer ist es denn?«
»Ein gewisser Eddy. Er soll auf dem Rummelplatz von Coney Island arbeiten. Im Revier hat man in der Liste der acht Verkäufer geblättert, die wir ja kurze Zeit festgenommen hatten. Es gibt einen Eddy unter diesen Verkäufern. Sein voller Name ist Eddy Jackson. Das Revier möchte, dass wir hinkommen, damit gemeinsam überlegt werden kann, was zu tun ist.«
Ich steckte mir eine Zigarette an, nachdem Phil dankend abgelehnt hatte, und
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