0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
überlegte.
»Eigentlich passt es mir gar nicht, dass wir jetzt die Spur mit Polder sausen lassen sollen«, brummte ich.
»Das müssen wir nicht unbedingt«, widersprach mein Freund. »Wir könnten uns teilen. Einer geht die Sache mit Polder nach, der andere fährt nach Brooklyn zum Revier.«
»Meinetwegen«, stimmte ich zu. »Wer tut was?«
Phil zog eine Fünf-Cent-Münze aus der Hosentasche, die auf der einen Seite einen Bison und auf der anderen Seite einen Indianerkopf zeigte.
»Was möchtest du tun?«, fragte er.
»Polder«, erwiderte ich. »Ist doch klar. Er gab den Auftrag, mich mit einer Bombe zu erledigen.«
»Okay. Rate«
»Bison!«
Phil nickte, schleuderte die Münze hoch und klatschte sie mit der aufgefangenen Hand auf den Rücken der anderen. Als er die Hand wegzog, lag der Indianerkopf oben. Ich hatte verloren.
»Also gut«, seufzte ich ergeben. »Dann fahre ich eben nach Brooklyn. Die Begegnung mit Polder wird mir nicht davonlaufen. Ich bringe dich zurück zum Distriktgebäude, damit du dir einen Dienstwagen nehmen kannst, während ich zum Revier fahre.«
»Das ist nicht nötig. Ich steige hier aus und gehe die paar Schritte zurück. Bis zum Revier ist es ein weiter Weg, fahr zu! Und viel Glück.«
»Gleichfalls«, erwiderte ich. »Solltest du durch Zufall in eine Schlägerei mit Polder geraten, denk daran, was er mit mir vorhatte.«
Phil grinste. »Ich werde ihm einen besonders schönen Hieb verpassen mit einem schönen Gruß von dir«, versprach er, »wenn er so leichtsinnig sein sollte, sich mit mir anzulegen.«
»Vergiss es ja nicht«, mahnte ich und winkte ihm noch einmal zu.
Phil war ausgestiegen und schlug die Tür hinter sich zu. Eine Sekunde sah ich ihm nach, wie er den Bürgersteig zurück zum Distriktgebäude entlangging. Dann legte ich den ersten Gang ein, löste die Handbremse, gab Gas und ließ die Kupplung kommen. Leise schnurrend setzte sich der Jaguar in Bewegung.
Das Wetter war am Vormittag wieder umgeschlagen. Während wir gestern noch gefroren hatten, herrschte auf einmal eine schon recht beachtlich hohe Temperatur. Überall schmolz der Schnee, in den Gossen gurgelten die schmutzigen Pfützen und mit dem Winter schien es nun endgültig vorbei zu sein.
***
Während ich meine lange Fahrt hinab in den Süden von Brooklyn antrat, marschierte Phil im Hof zum Leiter der Fahrbereitschaft und sagte: »Hallo, Joe! Überwinde deinen sprichwörtlichen Geiz und rück mir einen schönen Dienstwagen heraus.«
Der Leiter der Fahrbereitschaft grinste über sein vierkantiges Gesicht und brummte mit seinem sonoren Bass: »Hast du dich mit Jerry überworfen?«
»Du merkst auch alles«, sagte Phil todernst. »Also, wie ist es nun mit einem fahrbaren Untersatz?«
»Den grünen Mercury kannst du nehmen.«
»Vollgetankt?«
»Selbstverständlich.«
»Okay, Wenn ich bis fünf nicht zurück bin, sag deiner Ablösung Bescheid, damit sie das Garagentor offen lässt.«
»Das geht schon in Ordnung, Phil. Hals- und Beinbruch!«
Phil winkte, während er die Schlüssel für den grünen Mercury vom Brett nahm und ihn in die Liste der ausgegebenen Fahrzeuge eintrug. Eine gute Stunde später hatte er nach langem Suchen endlich den Platz des Konzerns gefunden, wo Nick Polder mit seinem Lastwagen anzutreffen sein sollte, wenn er nicht gerade unterwegs war. Es war ein betonierter Platz, der vom von einem langen eisernen Zaun gesäumt wurde. Rechts und links begrenzten Lagerhallen des Konzerns den Hof. Hinten zog sich ebenfalls eine Lagerhalle hin, die jedoch eine hohe Laderampe und acht breite Tore hatte.
Als Phil den Hof betrat, wurden gerade vier Lastwagen beladen. Sie standen mit dem Ende der Ladefläche dicht an der Rampe, und mehrere Männer in sandfarbenen Overalls mit dem roten Firmenaufdruck schoben Kisten und Säcke auf Rollkarren in die großen Lastwagen hinein.
Phil steckte sich eine Zigarette an und beobachtete den Betrieb ein paar Minuten, bis er plötzlich von einem Mann angesprochen wurde, der einen sandfarbenen Kittel trug mit einem kleinen Namensschild am Aufschlag.
»Was suchen Sie denn hier? Für das Publikum ist hier gesperrt. Haben Sie sich verlaufen?«
Phil ließ seine Zigarette fallen und trat sie aus.
»No«, erwiderte er. »Der Personalchef hat mich hierher geschickt. Ich suche Nick Polder. Es ist dringend…«
»Ach, so. Polder, warten Sie mal…Da drüben, der Fahrer des Wagens mit der Nummer 186. Wahrscheinlich steckt er im Lager, um die Fahrtpapiere zu holen.
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