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0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

Titel: 0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
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mich auch nicht. Warum interessieren Sie sich so für ihn?«
    »Es hat keinen besonderen Grund. Er fiel mir nur auf. Wahrscheinlich wegen seines struppigen Bartes.«
    »Aha. Na, ich fahre nach Hause. In einer Stunde wird hier sowieso geschlossen. Wollen Sie mitkommen?«
    »Danke. Ich bleibe bis zum Schluss.«
    »Wie Sie wollen. Gute Nacht.«
    Ich nickte und bummelte weiter. Zehn Minuten später stand ich wieder vor dem Verwaltungsgebäude. Alle Lichter waren verloschen bis auf die Lampe über dem Eingang zu Oddmans Warenlager.
    Schon wollte ich daran Vorbeigehen, da hörte ich eine laute Stimme. Es war Oddmans Stimme. Leider konnte ich sie nicht verstehen. Ich machte kehrt und lief auf die erste Tür zu, an der ich schon vorbei gewesen war.
    Ich riss die Tür auf. Joey Oddman saß auf seinem Drehstuhl. Quer über sein altes zerfurchtes Gesicht lief eine blutige Schramme. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an.
    »Was ist denn…«
    »Hände hoch, Cotton!«, sagte eine Stimme in meinem Rücken. Und zugleich fühlte ich den Druck einer Pistolenmündung in meinem Rücken.
    Ich Idiot war hereingestürmt wie der blutigste Anfänger. Jetzt hatte ich die Bescherung. Zögernd hob ich die Arme. Aber noch bevor die Hände auch nur die Höhe meiner Schultern erreicht hatten, dröhnte etwas hart und schmerzhaft auf meinem Kopf hernieder. In meinem Gehirn gab es eine unbeschreibliche Explosion. Das blendende Weiß glitt in dunklere Töne, in Rot, in Violett und schließlich in ein dichtes Schwarz ab. Die Lichter in mir waren ausgeschaltet.
    ***
    Es war genau auf die Minute vier Uhr früh, als Harden leise raunte: »Sie kommen!«
    »Ja«, erwiderte Phil ebenso leise.
    Captain Moore, die Detectives Clifton, Harden, Chester und Phil hatten den Hinterhof besetzt. Seit zehn Uhr abends standen sie in ihren Deckungen, froren und warteten. Sechs Stunden lang durften sie nicht rauchen, nicht reden, keine lauten Bewegungen machen, keine Geräusche verursachen.
    Und dann zahlte sich ihre Mühe endlich aus. Um vier Uhr früh kamen sie, die Unterführer eines Rauschgiftrings, der eigens aufgezogen war, um die gestohlenen Morphium-Ampullen an den Mann zu bringen.
    Sie kamen einzeln, in Abständen von wenigen Minuten. Und jeder blieb vor der Tür, die in das bewusste Zimmer führte, einen Augenblick stehen, um sich etwas über den Kopf zu streifen.
    Als der siebente den Raum betreten hatte, warteten sie eine Viertelstunde. Dann war Phil überzeugt, dass niemand mehr kommen würde. Er stieß Harden, der neben ihm stand, leicht mit dem Ellbogen an. Harden gab das Signal weiter.
    Auf Zehenspitzen schlichen sie auf die Tür zu. Phil zog seine Pistole und tastete sich unhörbar dicht an die Tür heran. Leises Stimmengemurmel war dahinter zu vernehmen.
    Phil holte tief Luft. Dann trat er die Tür mit einem winzigen, wuchtigen Tritt ein.
    »Hände hoch! FBI!«, rief Phil.
    Im Handumdrehen standen sie alle im Zimmer. Mit entsicherten Pistolen in der Hand. Ein einziger versuchte, seine Pistole heimlich zu ziehen. Ein Schuss aus der Pistole von Captain Moore bellte auf. Der Mann stieß einen spitzen Schrei aus und betrachtete verwundert die Finger seiner rechten Hand, von denen auf einmal Blut tröpfelte.
    »Runter mit den Masken!«, befahl Phil.
    Einen Teil der anwesenden Männer konnte Phil sofort identifizieren. Bei den anderen stellte sich ihre Identität später heraus. Es waren ein Nachtlokalbesitzer vom Broadway und ein Kneipeninhaber von der East Side. Ein Mann, dem ein anrüchiges Hotel in der Bronx gehörte. Der vierte hörte auf den Namen Jackson und war Verkäufer in dem Vergnügungspark. Der fünfte entpuppte sich als Manager eines Clubs von Jazzmusikem. Der sechste schließlich war ein bekannter Sprecher vom Fernsehen. Und der Boss hieß Rack Oddman. Als Phil ihn trotz des Umstandes erkannte, dass er hier keinen struppigen Vollbart trug, sagte er: »Sieh an! Der Bettler vom Vergnügungspark!«
    »Sieh an, der Schnüffler vom FBI«, erwiderte Oddman, dessen Name Phil erst später erfuhr, voll hämischer Ironie. »Suchen Sie nicht zufällig einen Kollegen, der Cotton heißt?«
    Phil stutzte.
    »Sie werden ihn nie finden«, fügte Oddman hinzu. »Oder höchstens als Leiche.«
    ***
    Ich wurde wach, weil mir dauernd jemand das Gesicht tätschelte. Natürlich dauerte es eine Weile, bis ich wirklich halbwegs geistig wieder vorhanden war. Und auch dann hatte ich das Gefühl, an Stelle meines Kopfes einen pausenlos summenden Bienenschwarm

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