0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz
Worten bist du ganz groß, du Abkömmling eines Julius Cäsar!« rief Michael Ullich, obwohl er innerlich zitterte. Sein Temperament hatte ihn wieder einmal über die Stränge schlagen lassen. Es mußte gelingen, Caligulas Stolz zu reizen, um das sofortige Ende abzuwenden. »Hast du je gelernt, eine Waffe zu führen. Kannst du selbst mit einem Schwert umgehen? Ha, dekadenter Römer, nicht einmal deine Rache kannst du selbst vollziehen. Bei uns in Germanien rächt jeder Mann Beleidigungen dieser Art mit eigener Hand!«
Caligulas Miene verzerrte sich, je mehr Ullich redete. Seine Eitelkeit war zutiefst gekränkt. Hinter vorgehaltener Hand würde der ganze Hof über ihn lachen und diesen seltsamen Germanen über seinen Tod hinaus loben, weil er im Angesicht des Todes es noch wagte, den Cäsar zu beleidigen.
Da gab es nur ein Mittel. Er mußte diesen Mann mit eigener Hand töten. Und auf die Art, wie er es gefordert hatte. Mit dem Schwert, Caligulas Vater war der große Feldherr Germanicus gewesen, der dafür sorgte, daß sein Sohn mit Waffen umgehen konnte. Der Kaiser zweifelte nicht daran, daß er, geschult durch die besten Fechtmeister des Reiches, dem wütenden Angriff eines Germanen standhalten konnte. Diese Bären aus den Wäldern jenseits des Rheines hatten zwar große Körperkräfte - jedoch keine Geschicklichkeit beim Fechten.
Kaiser Caligula beschloß, allen Anwesenden zu zeigen, daß er kämpfen konnte. Sie sollten Zeuge seines Triumphes werden.
»Halt!« durchschnitt die Stimme des Kaisers die Stille. Der Prätorianer zog die Klinge zurück, deren Spitze schon an Michael Ullichs Hals lag.
Dicke Schweißtropfen auf seiner Stirn zeigten Tina Berner an, daß ihr Freund eben trotz seiner verwegenen Worte Todesangst ausgestanden hatte. Wie gerne wäre sie zu ihm hingelaufen und hätte ihn umarmt. Doch die beiden Soldaten hielten sie eisern fest.
»Die Götter strafen die Verwegenen, wenn ihre Namen geschmäht werden!« erklärte Caligula pathetisch. »Und ich, Caligula, Cäsar und Gott, werde den Frevler mit eigener Hand strafen. Du wolltest den Kampf mit dem Schwert, Germane!? Du sollst ihn bekommen!«
Auf sein Winken trugen zwei Sklaven Schwerter in die Halle. Ein einfaches, schmuckloses, drückte man Michael Ullich in die Hand. Der Junge brauchte nicht die Schneide mit dem Daumen zu prüfen um festzustellen, daß die Waffe stumpf war. Caligula ging kein Risiko ein. Aber Michael hatte genug über diesen Kaiser gelesen und wußte, daß man bei ihm mit allem rechnen mußte.
Lächelnd hob er das Schwert und grüßte die Germanische Leibwache des Kaisers, die in ihm trotz seiner modernen Kleidung einen Landsmann erkannten. Zum ersten Male hörte Michael Ullich das Feldgeschrei seiner Vorfahren, die ihm den germanischen Gruß zuriefen.
»Wotan stehe dir bei!« glaubte er zu hören. »Siegvater sei mit dir!«
Dann sah er, daß Caligula ein scharfgeschliffenes Schwert mit goldenem juwelenbesetztem Griffstück schwang. Geduckt wie eine Katze schlich der Kaiser auf ihn zu, während er die behindernde Oberbekleidung abwarf und seinen dicht behaarten Körper entblöste.
Michael Ullich empfing ihn mit einigen wilden Hieben, die er scheinbar planlos schlug. Er wollte auf diese Art die Kampfweise seines Gegners studieren. Langes Zögern hätte Caligula in Vorteil gebracht.
Geschickt wehrte der Kaiser die Hiebe ab. Zwar war das Schwert des Gegners stumpf - aber auch stumpfe Waffen konnten Wunden hervorrufen, wenn die Hiebe stark genug geführt wurden. Und Caligula fürchtete nichts so sehr wie körperliche Schmerzen.
Mit einer geschickt geschlagenen Doublette ging der Kaiser zum Gegenangriff über.
Geschickt parierte Michael Ullich die Hiebe. Er wußte jetzt, daß er einen gefährlichen Gegner vor sich hatte. Caligula führte das Kurzschwert ausgezeichnet.
Wie zwei sprungbereite Tiger umkreisten sich die Gegner. Beide wußten, daß sie ebenbürtig waren, wenn man den Umstand in Betracht zog, daß Ullich mit einer stumpfen Waffe kämpfte.
Immer wieder sprangen die Gegner vor. Waffen klirrten und Funken sprühten, wenn die Schwerter aufeinander trafen. Caligula bot alle Künste und Tricks auf, die man ihn gelehrt hatte. Doch dieser Gegner ahnte mit tierhaften Instinkten die Angriffe voraus. Immer wieder fegte seine Klinge das zustoßende Schwert des Kaisers beiseite.
»Wir sollten unsere nette Unterhaltung im Colosseum, weiterführen!« bemerkte Ullich während einer Kampfpause grimmig. »Aber das ist doch noch
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