0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz
Tedraides… was ist mit ihm?« fragte der Germane.
»Er hat Gwaiyur! Er hat mein Schwert!« stieß Zamorra hervor.
»Das Schwert! Es sieht aus, als sei es die Waffe von Tiu-Saxnot, dem Gott des Krieges!« staunte Ursus. » Die gibt er nicht freiwillig her. Und im Kampf bist du Tedraides, dem Schlächter, nicht gewachsen. He, Tedraides, schreite an meiner Seite!« rief er dem Gladiator herüber. Der Angerufene hob den Kopf und sorgte dafür, daß er beim Auszug neben Ursus und Zamorra kam.
»Ich habe das Schwert ehrlich gekauft!« erklärte er auf Zamorras Frage. »Es ist etwas Besonderes an der Waffe -fast so, als wenn sie lebendig wäre. Wie eine Schlange versuchte mir das Schwert zu entkommen. Aber plötzlich hörte das auf. Und nun läßt sich die Waffe willig schwingen!«
»Es ist das Schwert der Gewalten!« erklärte Zamorra. »Es dient dem Guten und dem Bösen. Niemand kann sagen, welche Kraft darin das Übergewicht hat. Es ist gefährlich, sich auf ein Zauberschwert zu verlassen. Gib es mir, bevor es dich vernichtet!«
»Narr!« fauchte Tedraides. »Wer wird sich von solch einer Waffe trennen. Aber du hast die Möglichkeit, dein Schwert wieder zu erlangen, wenn du es mir abnimmst. Nachher - in der Arena. Das heißt, wenn du den Kampf mit dem Gegner überlebst, den Caligula für dich vorgesehen hat. Die Kunde von deinem Schwertkampf ist zu ihm gedrungen. Enttäusche den göttlichen Kaiser nicht… !« Mit hohnvollem Lachen wandte sich Tedraides ab. Inzwischen hatten sie das dunkle Tor wieder durchschritten, denn der Kampf der Gladiatoren war erst für später festgesetzt worden.
So ahnte Zamorra nicht, daß für Tina Berner und Michael Ullich die Stunde gekommen war.
***
»Diese Mode findet besondere Gnade in meinen Augen!« erklärte Michael Ullich, als er Tina Berner im Kostüm einer Amazone sah. Das Mädchen funkelte ihn zornig an. Die dünnen Lederstreifen, die um ihren schlanken Körper gewunden waren, betonten ihre weiblichen Reize mehr, als daß sie verdeckt wurden. In der Hand hielt das Mädchen einen Bogen und einen gefüllten Köcher mit Pfeilen. Michael Ullich war bis auf ein Lendentuch nackt. Jemand schob ihm einen Dolch in die Hand. Dann wurde rasselnd das Tor vor ihnen hochgezogen. Grelles Licht brandete in ihr Verlies. Vor ihnen erschien die Schreckensgestalt eines maskierten Mannes, der Charon, den Fährmann der Unterwelt, darstellte.
»Auf den Sand hinaus!« grollte es unter der Maske hervor.
»Ich habe schreckliche Angst vor dem Sterben, Micha!« preßte Tina Berner hervor, während die beiden in die Mitte der Arena gingen. Michael Ullich sah, daß der ganze Körper seiner Freundin zitterte.
»Und ich habe Appetit auf Bärenschinken!« erklärte er sarkastisch. »Halt dich gerade, Mädchen. Wir wollen dem Pöbel doch kein Schauspiel bieten. Und der Ziege da oben«, er zeigte in Richtung auf den Kaiser, »wollen wir seinen hämischen Triumph nicht gönnen. Hier werden wir stehen und die Gegner erwarten!« sagte er dann. Sie hatten die Mitte der Arena erreicht.
»Begrüßt den Kaiser!« brüllte ihnen einer der Aufseher zu. »Ihr müßt den göttlichen Kaiser begrüßen!«
»Sage dem Kaiser, daß er mich…!« brüllte Michael Ullich und übersetzte ein Zitat ins Lateinische, mit dem Jahrhunderte später der Ritter mit der eisernen Hand populär werden sollte.
Caligulas Wutgebrüll übertöne fast noch das Gelächter des Pöbels. Mit zornigem Winken gab er das Zeichen zum öffnen der Vivarien.
Uber Tinas Lippen kam ein Seufzen, als sie den Löwen geduckt auf sich zuschleichen sah, während sich aus dem anderen Ende der Arena mit wiegendem Haupt ein gewaltiger Bär in die Arena wälzte.
»Den Bogen - wie hältst du denn den Bogen!« rief Ullich entsetzt, als er sah, daß Tina Berner den Bogen spannte. »So triffst du doch nicht einmal einen Elefanten!«
»Als ich mal versucht habe, mit einem Bogen eine Scheibe zu treffen, haben alle gelacht!« gestand Tina Berner. »Ich kann damit einfach nicht umgehen!«
»Wir haben ohnehin nur eine Chance, zu überleben!« zischte ihr Ullich zu. »Wir müssen uns tot stellen. Dann beachten uns die Tiere nicht. Keine Bewegung und keinen Laut, Mädchen, sonst ist es zu spät. Der Löwe ist gleich heran!« Tina Berner spürte, wie Michael Ullich ihre Hand ergriff. Eine Welle der Ruhe schien von ihm in sie überzufließen. Sie konnte nur hoffen, daß er in bezug auf die Verhaltensweise der Tiere recht behielt.
Flucht war unmöglich geworden. Der
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