0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz
erregst!« sagte Ursus. »Wenn dies ein echter Kampf gewesen wäre und Caligula hätte auf mich gewettet, hätte er dir aus Hache für die verlorenen Sesterzen den nächsten Gegner in die Arena getrieben. Irgendwann erlahmen die Kräfte von jedem Kämpfer!«
»Aber der Kaiser kennt mich doch gar nicht!« sagte Zamorra.
»Er wird dich aber sicher bald kennenlernen!« meinte Ursus und wies zu den Zuschauerreihen. »Einige von den Senatoren haben unsere Übungen begutachtet. Das tun sie, um zu wissen, welche Tagesform ein Gladiator hat, um bessere Wetten abzuschließen. Denn die Spiele beginnen morgen. Und nun waren sie Zeuge, daß Ursus mit dem Schwerte besiegt wurde. Sie werden eilen, das dem Kaiser zu melden! Vielleicht gelingt es dir, die Gunst des Kaisers zu erringen… !«
***
»Die Waffen sind stumpf, damit ihr euch nicht vor den Spielen verletzt!« erklärte der Lanista, der Ausbilder der Gladiatoren. »Denen, die den morgigen Tag überleben, werde ich eine richtige Ausbildung zukommen lassen. Die anderen sind es nicht wert, daß man ihnen das Kämpfen beibringt. Nehmt diese Spielzeuge und versucht, wie ihr damit umgehen könnt. Morgen wird es blutiger Ernst!«
Die Stimme des Lanista hallte durch die Arena, während die anderen Aufseher gelangweilt dabeistanden und die Neulinge geringschätzig musterten.
»Achte auf den da!« hörte Carsten Möbius eine gezischte Stimme. »Den hat uns Tedraides angeschleppt. Mal sehen, wie er die Waffen handhabt!« Dem Millionenerben wurde es flau im Magen. Zweihundert Männer hatte man zusammengetrieben und ihnen Übungswaffen gegeben. Mehr als die Hälfte hatte noch nie ein Schwert in der Hand gehabt. Morgen würde man sie in zwei Gruppen teilen und aufeinander hetzen.
»Nach dem Willen des göttlichen Caligula wird dem Letzten von Euch die Freiheit geschenkt!« verkündete der Lanista eben. »Ihr seht also, daß ich für die Ehre einer Ausbildung nur die Allerbesten nehme!« erklärte er. Der Rest war ein hohn volles Lachen. »Und nun - Kämpft!«
Die Ausbilder knallten mit den Peitschen. Carsten Möbius wußte, daß sie auch bei richtigen Kämpfen die Gladiatoren mit Peitschenhieben in den Kampf zurück treiben würden.
Doch er konnte nicht weiter nachdenken. Ein breitschultriger Mann, der ein langes Schwert wie einen Knüttel schwang, griff ihn an. Carsten Möbius mußte sich verteidigen.
Ein Fischernetz und ein Dreizack erschienen ihm im Verhältnis zu Schwert und Schild kümmerliche Waffen. Ob das Schwert stumpf oder scharf war, wollte Möbius nicht ausprobieren. Die einzige Rettung für ihn lag in der Flucht.
Carsten Möbius wirbelte auf dem Absatz herum und gab Fersengeld. Die wuterfüllten Rufe um ihn herum ignorierte er. Carsten Möbius fühlte sich nicht dazu berufen, den Helden zu spielen.
Hinter sich hörte er das Triumphgebrüll des Gegners. Über die Schultern zurücksehend bemerkte der Junge, daß der Schwertschwinger aufholte.
»Versetz ihm eine tüchtige Tracht Prügel, Mirmillo!« hörte man Rufe. »Veni! Vidi! Fugi!« höhnte eine andere Stimme. »Ich kam. Ich sah! Ich bin geflohen!«
Weiter ging die wilde Jagd. Wie ein Bluthund kam der Gegner näher. Carsten Möbius spürte fast seinen heißen Atem im Nacken.
Im gleichen Augenblick geschah es. Carsten Möbius glitt aus und stürzte zu Boden. Der Verfolger, der den Lauf nicht stoppen konnte, fiel über ihn hinweg. Aufheulend landete er im aufgewirbelten Sand der Arena.
Die Zuschauer, Ausbilder wie angehende Gladiatoren, stießen erstaunte Rufe aus, als sie sahen, daß Carsten Möbius wieder auf die Füße kam und das Netz warf.
Die Situation war nicht so, wie sie sich bot. Carstens hatte beim Sturz durch Zufall einen Purzelbaum geschlagen und stand wieder. Aber er war sehr wackelig auf den Beinen. Um den Körper auszubalancieren, warf er das Netz von sich. Aber eine Fügung des Schicksals wollte es, daß das Netz traf. Aufbrüllend verstrickte sich sein Gegner sofort in den Maschen.
Carsten Möbius erkannte seine Chance. Er raffte den Dreizack vom Boden auf und hielt ihn hoch über den hilflos im Netz zappelnden Gladiator.
»Ich erkläre dich zum Sieger!« brüllte der Lanista. »Männer, ihr habt hier gesehen, daß man nicht nur mit den Muskeln kämpfen soll. Gebraucht auch euren Kopf. In der Arena ist jede List erlaubt !«
Carsten Möbius half dem gestürzten Gegner auf die Beine.
Für heute war es noch Übung. Doch morgen gab es beim Kampf keine Gnade. Es galt, die Zeit auszunutzen,
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