0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz
sich mit der Handhabung des Netzes vertraut zu machen.
Als die Übungsstunde beendet war, hatte Carsten Möbius einigermaßen gelernt, mit seinen seltsamen Waffen umzugehen.
Dennoch wußte er, daß ihn nur besonderes Glück retten konnte. Denn es war kaum anzunehmen, daß es ihm gelang, der letzte Überlebende von zweihundert Gladiatoren zu sein.
Mirmillo, sein Gegner in der Arena, teilte Carstens Befürchtung, als sie beide nebeneinander auf den Massagetischen lagen und ägyptische Sklaven ihre Körper mit wohlriechenden Ölen salbten.
»Auch ich will nicht sterben!« erklärte Mirmillo. »Und die anderen wollen es auch nicht. Aber sie werden uns dazu treiben!«
»Dann werden wir ihnen den Kampf nur Vorspielen!« hatte Carsten Möbius eine Idee. »Wir lassen uns in den Sand fallen und stellten uns tot. Wir werden nachher mit den anderen darüber reden. Bei der cena libera, dem letzten Mahl, wird sich die Gelegenheit ergeben!«
Mirmillo nickte. Dieses Essen wurde von allen Gladiatoren besonders genossen. Sie konnten so viel Wein trinken, wie sie wollten. Niemand wußte, ob er dies nicht zum letzten Male tat. Auch die Bürger Roms kamen zu diesen Orgien der Verzweiflung und manche Römerin sorgte dafür, daß einem Gladiator die letzten Stunden seines Lebens noch auf ganz besondere Art versüßt wurden…
***
»Umarme mich, bevor dich der Tod umarmt!« hörte Zamorra eine gurrende Stimme. Neben ihm tauchte das grell geschminkte Gesicht einer Römerin auf, die Zamorra mit schmachtendem Blick ansah.
»Verschwinde! Ich liebe eine andere!« erklärte Zamorra, während Ursus neben ihm beifällig knurrte. Die Römerin war tödlich beleidigt.
»Daß dich der Orcus verschlingen möge!« rief sie, während sie sich zurückzog.
»Wenn du dich den Ausschweifungen dieser Narren hingibst, wirst du dem Herrn der Unterwelt sicher bald gegenüber stehen!« erklärte Ursus. »Siehe, sie schlagen sich den Wanst voll, benebeln sich den Kopf mit Wein und vergeuden ihre Kraft an Weiber, die nicht viel besser sind als die Mädchen in den Lupanaren der Subura. Morgen in der Arena sind diese Männer leicht zu besiegen. Am Tage vor dem Kampf muß man sich Mäßigung auferlegen, mein Freund!« Zamorra nickte und trank ihm zu. Den Wein hatten die beiden Männer stark mit Wasser verdünnt, von den Köstlichkeiten der Tafel nur einige Schnitten Hühnerfleisch genommen.
»Gladiator! Sei keines Gladiatoren Freund!« lächelte Zamorra. Ursus nickte und machte ein ernstes Gesicht.
»Wir werden in den Paarungen nicht füreinander bestimmt sein!« erklärte er. »Und durch den geheimen Hieb, den du mich lehrtest, bin ich den anderen Gegnern weit überlegen. Beim Donner des Donar, das werde ich dir nie vergessen. Und wenn wir es überleben und freikommen, dann werde ich eine Weinschänke am Circus Maximus eröffnen. Solltest du einmal wieder nach Rom kommen, werden wir Wein trinken, der nicht durch Wasser verdorben ist…!«
In einem anderen Saal unter dem Amphitheater zechten die Gladiatoren, die am nächsten Tage zum ersten Mal die Arena betreten mußten. Es war Carsten Möbius gelungen, mit jedem einige Worte zu wechseln, ohne daß die Ausbilder mißtrauisch wurden.
»Wann… wann sollen wir uns um dich scharen!« wurde flüsternd gefragt. »Glaubst du wirklich, daß wir einen Ausbruch wagen können?«
»Jupiter selbst wird euch das Zeichen geben!« erklärte Carsten Möbius vielsagend und strich sich über die Tunika, unter der er den Revolver samt der Munition verborgen hatte. Denn als man ihn untersuchte und die Waffe fand, wußte niemand damit etwas anzufangen. Keiner konnte sich vorstellen, was das für ein schwarzglänzendes Spielzeug sein sollte.
Man hatte diese Dinge Carsten Möbius gelassen, der plötzlich anfing, mit dem Gerät seltsame klickende Geräusche zu erzeugen, während er offensichtlich Zaubersprüche in einer unbekannten Sprache redete. Gewiß waren es Symbole einer unbekannten Gottheit.
Daß die seltsamen Sprüche das kleine Einmaleins in deutscher Sprache gewesen war, wußte nur Carsten Möbius. Mit dieser Waffe in der Hinterhand fühlte der Millionenerbe, daß seine Überlebenschancen beträchtlich stiegen. Wenn es ihm gelang, zu entkommen, mußte er versuchen, Zamorra zu finden und zu befreien. Und dann mußten sie Michael Ullich und Tina Berner ausfindig machen.
»Na, heute wird das ohnehin nichts mehr!« sagte Möbius zu sich selbst. Mit Kennermiene fischte er sich die wohlschmeckendsten Fleischstücke
Weitere Kostenlose Bücher