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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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unseres Chefs härter wurde. »Eine furchtbare Situation. Mit einer abgezogenen Handgranate allein in einer Liftkabine, aus der es kein Entweichen gibt, da sie bereits in Bewegung ist.«
    »Irgendeine Spur? Irgendein Hinweis auf das Motiv?« fragte ich nach einer Minute des Schweigens.
    »Bis jetzt noch nicht. Anzunehmen ist, daß Haitch kein persönliches Interesse an. Binghams Tod hatte. Wahrscheinlich mordete er im Auftrag. Ein Mann wie Bingham aber hat viele Feinde. Er war Geschäftsmann. Vor allem an der Börse soll er sich sehr skrupellos und wenig fair betätigt haben. Zeugen sagten aus, daß er in den letzten zwei Jahren ständig in der Begleitung zweier wüster Burschen war. Wahrscheinlich seine Leibwächter.«
    »Und die legt man sich nicht ohne guten Grund zu«, spann ich den Faden unseres Chefs weiter. »Daher ist anzunehmen, daß Bingham sich bedroht fühlte. Vielleicht hatte er seine Hände in dunklen Geschäften. Soviel ich weiß, war er uns bis jetzt noch nicht aufgefallen.«
    »Nein. Nicht vorbestraft. Wurde auch noch nie beschattet«, sagte Mr. High.
    »Wir werden uns ein bißchen mit seiner Vergangenheit beschäftigen. Vielleicht finden wir etwas, das uns den Weg zum Auftraggeber des Mordes weist. Dann ist es nicht mehr weit bis zu Haitch.«
    »Richtig! Aber da ist noch etwas, das ihr wissen müßt. Haitch hat eine Mutter und eine Schwester. Einzelheiten über die Familie und deren Vergangenheit gehen aus der Akte hervor. Die Mutter meldete der Vermißtenpolizei heute vormittag, daß die Schwester Caroline seit gestern mittag verschwunden sei.«
    »Eigenartig«, knurrte Phil. »Es gibt viele Möglichkeiten. Zwei davon sind: Entweder dem Mädchen ist etwas zugestoßen, wobei Bingham seine Hand im Spiel gehabt haben kann - dann wäre der Mord an dem Börsenjobber ein Racheakt von Henry Haitch gewesen. Oder das Mädchen hält sich versteckt, um einer eventuellen Beschattung durch uns aus dem Wege zu gehen und sich heimlich mit dem Bruder zu treffen.«
    »Versucht euer Glück!« sagte Mr. High. »Ihr könnt auf jede Unterstützung rechnen.«
    Wir dankten und verließen das Office.
    »Ich halte es für das beste, wenn wir uns heute noch mit der Mutter von Henry und Caroline Haitch unterhalten«, sagte ich zu Phil, während wir im Lift nach unten zu unserem eigenen Office fuhren.
    »Okay«, sagte mein Freund. »Du hast die Adresse?«
    »Dann los!«
    Es war jetzt 6.30 Uhr am Abend des 13. November. Wir hatten am Nachmittag das Erlebnis mit Kysella hinter uns gebracht, ohne dabei Haare zu lassen. Und wir hofften, daß der Besuch bei Laura Haitch keine gefährlichen Überraschungen für uns mit sich bringen würde.
    Aber manchmal ist es ganz gut, wenn man nicht weiß, was einem bevorsteht.
    ***
    »Du Kanaille, du verdammtes Miststück, du Schlampe!« giftete Louis Papesca in ohnmächtiger Wut. Aber nicht nur Wut war in seiner Stimme. Grenzenlose Enttäuschung schwang mit. Enttäuschung darüber, daß sich der späte Traum des 50jährigen nicht verwirklichen sollte.
    War er mit Blindheit geschlagen gewesen, als er dieser Frau vertraute? Hatte er sich wirklich eingebildet, daß sie ihn liebte? Jetzt stand sie vor ihm, die Frau, für die er alles getan hätte, für die er drei grauenhafte Morde verübt hatte, für die er bereit gewesen wäre, noch mehr zu tun.
    Diese Frau stand jetzt vor ihm und lächelte ihn höhnisch an.
    Papesca verlor die Beherrschung. Jäh loderte die Wut in ihm zu einer steilen Flamme empor, und mit einem irren Schrei stürzte er sich auf Caroline Haitch.
    Die Hände des dreifachen Mörders waren krallenartig gekrümmt. Er hielt sie weit ausgestreckt und war willens, der Frau an den Hals zu fahren, als eine eiskalte, gefühllose Stimme hinter ihm sagte: »Noch einen Schritt, Papesca, und ich schieße dich zum Krüppel!«
    Der Millionär erstarrte mitten in der Bewegung. Über sein verzerrtes Gesicht glitt etwas wie Verwunderung. Ungläubig, als traue er seinen Ohren nicht, drehte er den Kopf ein wenig zur Seite, ohne sich dabei umzuwenden.
    Der Mann hinter Papesca hatte die Kopfbewegung richtig gedeutet. »Sie haben sich nicht verhört! Eine Bewegung noch, die mir nicht paßt - und Sie werden wünschen, eine Ihrer Schlangen hätte Sie gebissen.«
    »Wer sind Sie?« Jetzt ließ Papesca die Arme sinken und drehte sich um. »Wo kommen Sie her? Wie kommen Sie hier herein?«
    »Ganz einfach, Verehrter. Mein liebes Schwesterlein hat mich hereingelassen, als sie vorhin durch Ihre Hintertür

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