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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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Marihuana-Zigaretten ist in New York längst zu einer Katastrophe geworden, der nur mit schärfsten Maßnahmen begegnet werden kann. Nahezu alle-Straßen Manhattans und vor allem die verkehrsreichen Plätze am Broadway und in der Fifth Avenue sind von den Marihuanahaien belagert. Die Gangster haben ihre Bezirke genau gegeneinander abgegrenzt. Wehe dem, der die Grenze verletzt und in eine Gegend übersiedelt, die ein anderer als sein Hoheitsgebiet betrachtet! Eine blutige Auseinandersetzung ist die Folge.
    Selbstverständlich spricht der Marihuanahändler den Kunden, in den wenigsten Fällen an. Die Gefahr, dabei an den Falschen zu geraten und aufzufliegen ist zu groß. In der Regel gibt sich der Rauschgifthai nur dann zu erkennen, wenn er einen Kunden trifft, den er regelmäßig beliefert.
    Auf der anderen Seite aber steht die Großzahl der Süchtigen und derer, die es gern einmal mit dem Gift versuchen wollen. Ihnen gibt die Gilde der Verbrecher Gelegenheit, von sich aus zu kommen und an den Händler heranzutreten. Auf irgendeine Weise aber muß der Kunde den Hai erkennen können. Und dazu dient ein ebenso einfacher wie wirksamer Trick.
    Jeder Rauschgifthai ist für seine Kunden an der Zigarette zu erkennen, die er hinter dem Ohr trägt.
    Allerdings handelt es sich dabei um eine völlig harmlose Zigarette, die man in jedem Drugstore päckchenweise kaufen kann. Die Marihuanazigarette trägt der Hai nicht bei sich. Hat er ein Opfer gefunden, dann verschwindet er mit diesem in einer düsteren Kneipe, wo der Hai seine Ware verborgen hält.
    Der Trick mit der Zigarette hinter dem Ohr ist ziemlich bequem. Taucht ein Cop auf, läßt der Hai die Zigarette verschwinden. Wird er dennoch jäh überrascht, so kann er sich immer noch damit herausreden, die Zigarette in Gedanken hinter das Ohr geklemmt zu haben. Da man natürlich kein Rauschgift bei ihm finden wird, ist dem Gangster nichts nachzuweisen, die einzige Möglichkeit, den Haien an den Kragen zu fahren, besteht in einer langwierigen Beschattung. Dabei allerdings muß man sich vor Augen halten, daß es nach amtlichen Schätzungen mindestens dreimal so viele Rauschgifthaie in New York gibt wie Cops, Tecks und G-men zusammengenommen.
    Nichtsdestoweniger ist jeder Verkehrspolizist und jeder Patrolman sehr stolz darauf, wenn er einen der Haie ertappen und dingfest machen kann.
    Als ich unter der grellen Reklame des Paramount-Theaters entlahgpilgerte, hatte ich ein anderes Erlebnis.
    Der Mann hatte ein kalkweißes Gesicht, unnatürlich geweitete Pupillen und ein nervöses Zucken um die Mundwinkel, das sich im Schein der Neonreklame grauenhaft und grotesk ausnahm. Der Mann sah aus wie ein lebender Leichnam. Er kam mir entgegen, blickte mich mit hüngrigen Augen an, machte dann - als ich schon an ihm vorüber war - kehrt und kam mir nach.
    »Wieviel?« Er stand jetzt neben mir und hielt mich am Mantelärmel fest. Ich sah ihn erstaunt an.
    »Was sagen Sie?« Ich war der Meinung, der Mann habe sich in der Person getäuscht und mich mit einem anderen verwechselt.
    Aber er hielt immer noch meinen Ärmel mit zitternder Hand und fragte wieder mit heiserer Stimme: »Wieviel?«
    »Verzeihung, Sir, ist Ihnen vielleicht nicht gut, oder was kann ich für Sie tun?«
    Er schüttelte stumm den Kopf, deutete auf mein Ohr, und seine Stimme klang fast flehentlich, als er zum drittenmal sein »Wieviel?« hervorbrachte.
    »Sie irren sich, wenn Sie glauben, ich würde Marihuana verkaufen. Wie heißen Sie? Am besten, Sie kommen gleich mit mir zur…«
    Weiter kam ich nicht.
    Der Süchtige ging sehr geschickt vor.
    Er sprang genau in dem Augenblick von mir weg, als sich eine Gruppe lachender und schwatzender Teenager an uns vorbeischob. Er sprang schnell und behende auf die andere Seite des Gehwegs, brachte dadurch die Mädchengruppe zwischen uns und erschwerte die Verfolgung, auf die ich mich eigentlich hätte begeben müssen.
    Allein ich hatte heute Wichtiges vor, als einem Süchtigen über den Times Square nachzujagen.
    Ich sah ihm einem Augenblick nach. Der Mann tat mir leid. Er würde in der Gosse enden, wenn er dort nicht schon längst war.
    Phil war etwa 30 Yard vor mir, und ich beeilte mich, um ihn einzuholen.
    Kalt und diesig kroch die Luft in Ärmel und Kragen.
    Ich schob gerade die Hände tief in die Taschen meines Mantels, als mich eine klobige Faust an der Schulter packte. Ich blieb stehen und blickte erstaunt auf.
    Neben mir wuchs die wuchtige Gestalt eines baumlangen Cops empor, der

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