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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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schlüpfte. Ziemlich unvorsichtig von Ihnen, einer Frau wie meiner Schwester den Hausschlüssel anzuvertrauen. Ziemlich unvorsichtig auch, die Kleine in die Vorhaben einzuweihen, die Mr. Papesca plant. Drei Morde und so… Üble Sache für Sie, Sir. Sie müssen nämlich wissen, daß mein Schwesterlein ein cleveres Girl ist. Sie wußte, wo sie mich finden konnte. Und erzählte mir von dem lieben Onkel, der drei Morde verübt hat, um mein Schwesterlein heiraten zu können.«
    »Sie sind Henry Haitch?« fragte Papesca, und es klang, als verkünde er sein eigenes Todesurteil.
    »Kluger Bursche! Wirklich, Sie sind ein kluger Bursche. Ich bin Henry Haitch. Und ich bin vogelfrei. Glauben Sie nur nicht, daß es mir auf ein so dreckiges Leben wie das Ihre ankommt.«
    Haitch trat jetzt in die Mitte des Raumes. Er hatte in der offenen Tür gestanden, die von Papescas Arbeitszimmer zu dem dunklen Gang führte, durch den Caroline vor etwa fünf Minuten gekommen war. Der Gang mündete an der Hintertür der Millionärsvilla. Für diese Hintertür besaß Caroline einen Schlüssel, den ihr Louis Papesca vor vier Monaten gegeben hatte.
    »Was wollen Sie von mir?« Papescas Gesicht war grau vor Angst. Der Schweiß stand auf seiner Stirn. Die Augen des Millionärs flackerten in einem irren Licht.
    »Zunächst drei Fragen, Papesca.« Haitch ließ sich in einem Sessel nieder und bedeutete seinem Gegenüber mit einer herrischen Handbewegung, das gleiche zu tun.
    Als auch Papesca Platz genommen hatte und Caroline Haitch sich neben ihrem Bruder niederließ, stellte der fünffache Mörder seine Fragen.
    »Ist die Leiche Ihrer Frau noch im Haus?«
    »Nein. Man hat sie…«
    »Frage zwei: Haben die Cops Sie verhört? Steht zu erwarten, daß sie heute abend noch aufkreuzen?«
    Papesca zögerte mit der Antwort. Offensichtlich überlegte er, ob es klug sei, dem Verbrecher das eine oder andere zu sagen.
    Etwa zehn Sekunden vergingen.
    Dann schnellte Haitch wie von einer Stahlfeder getrieben aus seinem Sessel empor, war mit drei Schritten bei Papesca und schlug zu.
    Papescas Kopf flog in den Nacken.
    Doch der Millionär war nicht unerfahren. Mit erheblicher Geschwindigkeit kam seine Gegenreaktion.
    Er fuhr mit der Hand zum Aufschlag seines Jacketts. Haitch aber war schneller.
    Ein Handkantenschlag gegen die Schulter lähmte Papescas Arm. Dann riß Haitch den fast Wehrlosen aus dem Sessel und versetzte ihm einen Schlag auf den Magen.
    Papesca klappte zusammen wie ein altes Taschenmesser. Stöhnend und nach Luft ringend lag er auf dem dicken Teppich.
    Haitch setzte sich wieder in seinen Sessel. Böse murmelte er vor sich hin: »Ich werde den Kerl lehren, mir Antwort zu geben. Wenn er noch einmal so lange wartet, bis er den Mund auftut, werde ich ihm…«
    »Denk daran, daß wir ihn noch brauchen!« Caroline legte begütigend die Hand auf den Arm des Bruders.
    »Okay!« Haitch verzog das Gesicht zu einer lächelnden Grimasse. »Ich hätte es beinahe vergessen.«
    Er stand auf, packte den noch immer am Boden liegenden Papesca, zerrte ihn empor und stieß ihn in den Sessel, in dem er vorher gesessen hatte.
    »Also, meine Frage gilt noch.«
    »Sie haben mich verhört, die Cops. Aber sie schöpften keinen Verdacht.« Papescas Stimme klang pfeifend, und sein Gesicht hatte jetzt eine grünliche Färbung.
    »Gut. Jetzt meine dritte Frage: Wo sind die beiden restlichen Schlangen? In den Zoological Gardens fehlen acht. Drei hat man bei Jos Allentuck gefunden - wie die Presse berichtet-, zwei bei Fanny Greenfield, eine bei Ihrer Frau. Das macht zusammen sechs. Wo also sind die beiden anderen?«
    »Eine Schlange habe ich zertreten, als sie nach mir biß. Sie liegt in irgendeinem Papierkorb am Southern Boulevard, wo ich sie kurz nach Mitternacht hinwarf.«
    »Und die achte?«
    »Ich habe diese Schlange verloren, als ich von Jos Allentuck kam. Im Lift war es. Ein Zipfel der Decken, die in der Reisetasche lagen, in der ich die Schlangen transportierte, hatte sich im Reißverschluß verklemmt. Ich war so aufgeregt, daß ich davon nichts bemerkte. Im Lift -Allentuck war schon tot, und ich fuhr wieder nach unten, ohne daß mich jemand sah - glitt eine Schlange aus der Tasche. Das geschah in dem Moment, als ich die Tür der Kabine aufstieß, um das Haus zu verlassen. Ich war gerade im Parterre angekommen. Die Schlange war blitzschnell zwischen meinen Beinen hindurch und verschwand hinter einer spaltweit geöffneten Tür, aus der mir warme Luft entgegenschlug.

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