0258 - Der Dämonensauger
Er streifte die Jacke ab und strich mit den Fingern über die Risse. Seine Druiden-Magie besserte die ramponierten Stellen aus. Die Dämonin sah zu.
Es klopfte an der Zimmertür. Gryf öffnete. Zamorra stand auf dem Flur. »Ich bin zu einem Entschluß gekommen«, sagte er. »Es hat keinen Zweck mehr, hier zu warten. Wir werden ein wenig durch die Gegend strolchen. Vielleicht…«
Da sah er Rany Blescy und fast im gleichen Moment das Schwert. Er holte tief Luft.
»Darf ich dir unsere neue Mitarbeiterin vorstellen?« fragte Gryf grinsend. »Zum Einstand hat sie das Schwert zurückgebracht.«
Zamorra atmete aus. Kopfschüttelnd sah er Rany Blescy an. »Und das soll gutgehen?« fragte er.
»Er zweifelt«, sagte die Dämonin. »Es ist nicht gut, wenn wir mit ihm zusammen kämpfen.«
»Ein Komplott gegen mich?« fragte Zamorra.
Gryf schüttelte den Kopf. »Unsinn. Die gleiche Idee hatte ich übrigens auch. Aber wir werden es ein wenig verfeinern. Wir können feststellen, wo der Bursche sich befindet, der es offenbar nur auf schwarzes Blut abgesehen hat.«
»Dann fangt an!«
***
Colin wich dem Ansprung des Dämonensaugers aus. Dennoch rammte ihn der Unheimliche von der Seite. Der alte Dämon stürzte zu Boden, rollte sich herum und empfing den Sauger mit einem Fußtritt. Der Vampir wurde zurückgeschleudert.
Das gab Colin Zeit.
Er wollte sich nicht so einfach fertigmachen lassen wie die anderen. Er hatte jetzt eine Chance, sich zu wehren! Seine Finger formten einen Blitz, der gegen die Brust des Gegners schmetterte, sich blitzschnell zu einem feurigen Netzwerk verästelte und den Vampir einhüllte.
Der Dämonensauger streifte die magischen Flammen ab. Seine Augen begannen, hypnotisierend zu glühen.
Colin Blescy wollte den Kopf zur Seite drehen, um die Vampiraugen nicht sehen zu müssen, aber es gelang ihm nicht mehr. Er wurde von der Lähmung befallen, die der Vampir auf ihn übergehen ließ. Jede Bewegung fiel ihm schwer. Seine Gedanken flossen unendlich langsam. Colin bemühte sich, einen Schadzauber zu murmeln, aber mehr als die ersten vier, fünf Wörter kamen nicht mehr über seine Dämonenlippen.
Der Vampir stand direkt vor ihm.
Seine Hände faßten Colins Schultern. Der Mund öffnete sich. Die langen Reißzähne traten spitz hervor. Colin Blescy drehte den Kopf jetzt etwas. Er wollte sich dagegen wehren, aber der Dämonensauger ließ ihm keine Chance mehr.
Er biß zu. Blescy wunderte sich, warum er keinen Schmerz verspürte. Er hörte den Vampir schlürfen.
Und dann gab es einen heftigen Ruck.
Jemand griff ein.
Riß den Vampir zur Seite. Eine Faust flog heran, aus der Flammen zuckten. Und der Dämonensauger schrie!
***
»Wir haben ihn«, sagte Gryf plötzlich. »Zamorra, Hast du noch etwas von deinem Pülverchen?«
»Wenig«, brummte der Meister des Übersinnlichen. »Ich weiß nicht, ob es reicht, aber wir können es versuchen.«
»Schnell!« zischte Rany Blescy. »Er greift Colin an!«
»Wer ist Colin?« fragte Zamorra.
Aber Gryf winkte ab. »Schnell!« verlangte er. »Wir dürfen die Chance nicht verpassen.« Er lief bereits zur Tür. »Mein Stab! Nicole!«
Nicole war noch in ihrem Zimmer. Gryf riß die Tür auf, ohne anzuklopfen. Nicole war im Begriff, sich umzukleiden. »Warte!« schrie sie.
»Keine Zeit!« gab Gryf zurück. Er griff nach dem Silberstab und hetzte mit einem wilden Sprung wieder auf den Korridor. Zamorra und die Dämonin waren bereits an der Treppe.
»Geht schneller!«, keuchte Gryf, schloß auf und berührte Zamorra und Rany mit den Händen. Dann konzentrierte er sich auf den zeitlosen Sprung. Er stellte sich den Platz so genau wie möglich vor, wo sich der Vampir aufhielt. Dann machte er einen Schritt vorwärts, die unumgängliche Voraussetzung für das Gelingen des Sprungs.
Augenblicke später gab es die drei im Gasthaus nicht mehr. Nicole Duval hetzte noch auf den Korridor hinaus, hastig eine Bluse schließend, aber sie sah nur noch, wie die drei durchscheinend wurden und sich dann auflösten.
Hoffentlich, dachte sie bestürzt, geht das gut! Denn sie hatte durch die halb offenstehenden Türen die Unterhaltung bruchstückweise mitgehört, und sie wußte auch, daß Rany Blescy mit von der Partie war.
Eine Dämonin…
Schwarzblütigen hatte Nicole noch nie über den Weg getraut. Meistens kam ein dicker Pferdefuß hinterdrein, wenn man sich mit ihnen einließ. Und was die Veränderung anging, die mit der Blescy vorging… Nun, Nicole hatte selbst vorübergehend
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