0258 - Der Dämonensauger
nächstliegenden Tür, blieb kurz davor stehen. Sie lauschte. Im Zimmer war alles ruhig.
Hacel Blescy legte die Hand auf die Türklinke. Lautlos drückte sie sie herunter, ließ die Tür aufschwingen und huschte in das Zimmer. Dunkelheit empfing sie, aber Hacel sah in der Nacht besser als eine Katze.
Ein teuflisches Grinsen umspielte ihre dünnen Lippen, als sie zum magischen Schlag ausholte…
***
Die Zeit verstrich, und Nicble wartete. Nichts geschah. Nicht einmal ein Windhauch bewegte die dünne Gardine vor dem geöffneten Fenster. Der Vampir dachte gar nicht daran, der Einladung zu folgen.
Mit der Zeit döste Nicole ein. Ihre Gedanken kreisten immer träger und langsamer, und in einer Art Halbschlaf begann sie vor sich hin zu träumen. Von der Rückkehr nach Château Montagne, von einem Zaubermittel, das Leonardos Macht blitzschnell brach…
Plötzlich war da ein Geräusch.
Nicole erwachte aus ihrem Dahindämmern. Sie war wie elektrisiert. Etwas geschah. Jemand kam.
Ihre Muskeln spannten sich. Unter der Bettdecke, unter der sie angekleidet lag, umklammerte ihre Hand den Silberstab des Druiden. Sie bemühte sich, die Augen so geschlossen wie möglich zu halten, um den Vampir bis zum letzten Moment zu täuschen. Sie blinzelte nur ein wenig.
Aber da war nichts!
Kein Schatten vor dem Fenster! Keine Gestalt, die leise flatternd hereinstrich, die sich auf die Fensterbank kniete, um die Verwandlung einzuleiten!
Kein Vampir…
Da begriff Nicole, daß sie im Halbschlaf den Ursprung des Geräusches falsch gedeutet hatte. Es kam nicht vom Fenster her.
Sondern von der Tür!
Lautlos war sie geöffnet worden. Nur der kaum merkliche Windzug hatte ein kaum wahrnehmbares Geräusch verursacht.
Nicoles Gedanken überschlugen sich. Besaß der Vampir tatsächlich die Frechheit, durchs Haus und durch die Tür zu kommen anstatt durchs Fenster? Dann mußte er sich sehr sicher fühlen, obgleich er doch wissen mußte, daß eine ganze Dämonenfamilie hinter ihm her war.
Leise tappten Schritte heran.
Nicole machte sich bereit, blitzschnell aufzuspringen. Plötzlich warnte sie ein Instinkt. Sie ließ sich zur anderen Seite hin aus dem Bett rollen.
Gerade noch im allerletzten Sekundenbruchteil.
Von einem Moment zum anderen war das Hotelzimmer in blendendes Licht gehüllt.
Eine Feuerlohe rauschte über das Bett hinweg und setzte es schlagartig in Brand. Nicole stieß einen gellenden Alarmschrei aus.
***
Gryf und Zamorra in den beiden angrenzenden Zimmern hörten den Schrei. Zamorra wunderte sich, daß er das Nahen des Vampirs nicht bemerkt hatte. Dabei hatte er die ganze Zeit über am Fenster gestanden und durch den Spalt zwischen Wand und Vorhang gelugt. Konnte der Bursche sich auch noch unsichtbar machen?
Zamorras Hand umklammerte den winzigen Lederbeutel, dessen Inhalt er sorgfältig vorbereitet hatte. Vollkommen waffenlos hatte er einmal mehr auf die Zauberkunst der Weißen Magie zurückgreifen müssen, die er früher fast sträflich vernachlässigte. Aber damals besaß er ja auch noch das Amulett, das ihm alle Gefahren spielend aus dem Weg räumte. Jetzt mußte er sich selbst helfen. Und er hoffte, daß er bei der Zubereitung des Pulvers keinen Fehler begangen hatte.
Er stürmte auf den Korridor hinaus. Es erwies sich als Nachteil, daß die Zimmer keine Verbindungstüren besaßen. Das hätte alles wesentlich erleichtert.
Der Korridor war nur von einer Notlampe matt beleuchtet. Aus dem anderen Zimmer fegte gerade Gryf hervor. Der Druide stürzte blitzschnell und noch vor Zamorra in das Zimmer, in dem es hell flammte. Die Tür offen? Zamorra fand keine Gelegenheit, lange darüber nachzudenken. Er stürmte ins Zimmer. Da flog ihm Gryf schon wieder entgegen. Eine Titanenfaust wirbelte den Druiden aus dem Zimmer hinaus, riß Zamorra mit sich. Drinnen zischte es wie in einem Nest mit hundert wütenden Vipern. Blitze zuckten. Zamorra sah Feuerschein. Er hörte Gryf fluchen, raffte sich schnell auf und stürmte wieder nach drinnen. Er sah Nicole hinter dem brennenden Bett am Boden kauern. Sie richtete den Silberstab auf ihren Angreifer, der nicht durchs Fenster, sondern durch die Tür gekommen sein mußte. Doch die Blitze wurden abgelenkt und zischten mal hierhin und mal dorthin. Zamorra holte aus, um den Lederbeutel zu werfen. Eine Titanenfaust schlug nach ihm. Seine Hand flammte grell auf. Flammen schlugen ihm ins Gesicht. Aber diese Flammen waren nicht heiß. Er brach zusammen. Sein Gewicht veränderte sich, lastete
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