0258 - Der Raub der Broadway-Königin
Stuhl an.
»Sie sind der personifizierte Sommer, June«, meinte er lächelnd. June nahm Platz und schlug die schöngeschwungenen Beine übereinander. Sie winkte ab, und ein zauberhaft spitzbübisches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
»Verbindlichsten Dank, Chef«, sagte sie. »Weitere Komplimente gehen an den Absender zurück, denn die kleine June hat schon begriffen. Aus meinen Urlaubsplänen wird es also wieder einmal nichts.«
Wir mußten lachen. Sie war einfach nicht aus der Fassung zu bringen. Ein Fremder hätte hinter dem grazilen, blondlockigen Mädchen niemals eine der fähigsten FBI.-Agentinnen vermutet.
»Was liegt an?«
»Das Laine Kidnapping«, antwortete Mr. High. »Jerry kann Sie über Ihre Aufgabe informieren.«
Ich setzte ihr meinen Plan auseinander. Sie hörte aufmerksam zu. Als ich erwähnte, daß sie mit Jimmy Reads arbeiten sollte, lachte sie.
Doch mit einem Schlage waren wir alle ernst. Das scharlachrote Telefon auf Mr. Highs Schreibtisch begann zu läuten. Der Chef nahm den Hörer ab. »Hier High, FBI New York.«
Es wurde ein langes Gespräch, und wir wußten genau, wer am Apparat war. Das scharlachrote Telefon war eine Direktverbindung zum FBI in Washington, und der Anrufer war kein anderer als Mr. Hoover, unser oberster Chef.
Als Mr. High wieder auflegte, war er todernst.
»Es handelt sich um den Laine-Fall. Mr. Hoover ordnet eine geheime Fahndung nach Lefty Hammond an. Der Mörder von Miß Milton und unserem Kollegen von der City Police ist soeben zum Staatsfeind Nummer eins erklärt worden. Damit rückt er an die erste Stelle der zehn meistgesuchten Verbrecher der Staaten. Ich glaube, damit ist unsere Besprechung beendet. Ich wünsche euch allen viel Glück.«
***
Um 11 Uhr setzte die planmäßige Maschine der Pan American Airways auf die Rollbahn des Flughafens von Washington auf. Die Gangway wurde herangeschoben, und die Passagiere verließen das Flugzeug. Ein rothaariger, breitschultriger Mann hatte es besonders eilig. Vor dem Flughafen bestieg er ein Taxi.
Er ließ sich in die Polster fallen und beugte sich vor.
»Sagen Sie, es soll hier nördlich der Stadt einen Sportflughafen geben. Ist Ihnen der ein Begriff?«
Der Fahrer nickte. »Yes, Sir! Da haben wir aber eine Stunde Fahrzeit.« Der Rothaarige machte eine unwillige Handbewegung.
»Schon gut! Fahren Sie los! Kann mir vorstellen, was es kostet. Geht alles auf Geschäftsunkosten.«
Der Fahrer grinste. »All right, Sir!« Der Wagen rollte an, und der eilige Fahrgast tastete zum Jackett. Er fühlte die Pistole in der Schulterhalfter und lehnte sich zufrieden zurück.
***
Der rothaarige Fahrgast ließ den Taxi-Driver vor dem kleinen Flugplatz halten und entlohnte ihn. Dann stieg er aus und zündete sich eine Zigarette an. Erst als der Wagen wieder verschwunden war, nahm er seine Aktentasche auf und ging auf das Portal zu.
Es war einer der üblichen Sportflughäfen. Das eingezäunte Gelände umfaßte eine Rollbahn, einen kleinen Hangar und den Kontrollturm. Links und rechts hinter dem Tor standen zwei niedrige Baracken. Eine bildete das Büro,, die andere war wohl mal eine Gaststätte gewesen. Die Anlage machte im großen und ganzen einen etwas verwahrlosten Eindruck.
Bill Simmons, denn er war der Rothaarige, betrat die Bürobaracke. Er stand auf einem schmalen Flur. Rechter Hand war ein Schalterfenster. Bei seinem Eintritt erhob sich ein Mann hinter seinem Schreibtisch und kam heran.
»Sie wünschen, Sir?« fragte er und schob ein erkaltetes Zigarrenende in den anderen Mundwinkel.
Bill setzte vorsichtig die Tasche ab. »Mein Name ist Miller. Don Miller aus New York. Ich bin Grundstücksmakler. Man hat mir in der Nähe der Alleghany Mountains Land angeboten. Ein Kunde von mir interessiert sich dafür. Er will eine Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen bauen. Nun wollte ich mir das Gelände mal ansehen. Von einem Geschäftsfreund in Washington erfuhr ich, daß Sie Sportflugzeuge vermieten. Deshalb bin ich hier.«
Der Mann hinter dem Schalter kratzte sich den Kopf.
»Das tut mir leid, Sir, aber da sind Sie hier an der falschen Adresse. Hier stehen nur noch zwei Maschinen. Eine ist kaputt, und die andere gehört einer Reklamefirma. Der Sportflugbetrieb hat in der letzten Zeit rapide nachgelassen, wenigstens in dieser Gegend hier. Die Mitgliederzahl des privaten Klubs ist immer weiter ’runtergegangen, und so hat man die Sache drangegeben.«
Simmons machte eine ärgerliche Miene. »Das ist aber dumm. Jetzt
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