0258 - Der Raub der Broadway-Königin
wiedergefunden. Nur ein Krater ist zurückgeblieben.«
»Und der Täter?« fragte Phil nach einer Weile des Schweigens.
»Er wurde erschossen. Bruce Tutwiler fotografierte den Toten, dessen Papiere auf den Namen Don Miller lauteten. Bei der Durchsicht der Zentralkartei stellte sich dann jedoch heraus, daß es sich um den hier ansässigen Bill Simmons handelt. Ein notorischer Einzelgänger, der bisher nur ein paar versuchte Raubüberfälle auf dem Kerbholz hatte. Fünf Jahre im Staatszuchthaus von Ossinnig (Sing Sing) war die ganze Ausbeute, da er nie eine Waffe bei sich hatte.«
»Und plötzlich wirft er Bomben«, meinte Phil sauer.
Ich hatte das Gehörte verdaut und darüber nachgedacht. Jetzt räusperte ich mich.
»Dieses Attentat erhärtet allerdings unsere Überlegungen. Rekapitulieren wir noch einmal die bisherigen Facts: 1. Eine unbekannte Frau wird im Luna-Park von Coney Island ermordet. Der Täter ist unbekannt, es liegt jedoch eine Beschreibung vor. 2. Die Laine Sisters werden entführt. Täter unbekannt. 3. Andrea Milton identifiziert die unbekannte Tote als ihre Schwägerin Diana. Der Täter wird nach Durchsicht der Verbrecherkartei erkannt. Es ist Lefty Hammond, ein mehrmals vorbestrafter notorischer Einzelgänger. Einwandfreie Zeugenaussagen liegen vor. 4. Jim Milton wird umgebracht. Der Täter wird als der mehrfach vorbestrafte Bill Simmons identifiziert. Wieder ein notorischer Einzelgänger. Damit werden für mich zwei Dinge klar bewiesen. Einmal die Tatsache,'daß Diana und Jim Mil ton von der Entführung gewußt haben. Darum mußten sie nach meiner Ansicht sterben. Die zweite Tatsache wird unsere Ermittlungen erheblich erschweren. Es sieht nämlich ganz danach aus, als wenn sich für das Laine Kidnapping eine neue Gang gebildet hat, die als solche kaum erkennbar ist, weil sie sich aus Gangstern zusammensetzt, die wir in unseren Unterlagen noch nicht führen!«
Mr. High nickte bestätigend. »Ihre Theorie hat es in sich, Jerry. Allerdings möchte ich gar nicht einmal sagen, daß sich die Ermittlungen dadurch unbedingt erschweren müssen. Dieser raffinierte Plan hat nämlich einen Haken, der für uns ein Plus bedeuten könnte.«
Ich sah Phil interessiert an. Auch Phil beugte sich gespannt vor.
»Sehen Sie, Jerry«, fuhr der Chef fort, »wir stoßen immer wieder auf organisierte Gangs, deren Schlupfwinkel wir meistens durch unsere V-Leute sehr schnell herausbekommen. Aber diese Gangs haben einen festen Zusammenhalt. Die Männer kennen sich seit langer Zeit, und es herrscht ein etwas fragwürdiges Vertrauen zueinander. Nehmen wir aber im Laine-Fall Ihre Theorie als Ausgangspunkt, dann möchte ich sagen, das Mißtrauen in der neuen Gang ist unsere Chance. Die Männer kennen sich zwar auch schon länger, haben aber immer für sich gearbeitet. Jeder ist ein gleichwertiges Mitglied, doch nur einer kann die Führung an sich reißen. Es könnte also zu Machtkämpfen kommen, durch die diese Gang zersplittert wird. Wir müssen die letzten Wochen im Leben von Simmons und Hammond unter die Lupe nehmen. Vielleicht kommen wir auf diese Art an die Hintermänner heran.«
Mr. High hatte zweifellos recht. Von der Seite aus hatte ich die Sache nicht betrachtet. Phil nickte.
»Das bedeutet wieder viel Kleinarbeit«, stöhnte er. »Ich gäbe ein Monatsgehalt dafür, wenn wir endlich richtig aktiv werden könnten. Diese Herumfragerei geht mir langsam auf die Nerven.«
Er gähnte ziemlich respektlos. »Excuse me, Sir! Wollen Sie heute noch eine Nachtschicht einlegen?«
Mr. High lächelte verständnisvoll. »Nein, Phil! Schlaft euch erst einmal aus! Ich mache auch Schluß. Walter Stein kann wieder seinen Dienst übernehmen. Sammeln wir unsere Kräfte für den Augenblick, wenn die Entführer an das Lösegeld heranwollen. Von dem Augenblick an dürft ihr die Spur nicht mehr verlieren. Zuschlägen können wir allerdings erst, wenn wir den Schlupfwinkel haben, an dem die Laine-Mädchen versteckt gehalten werden. Ihr Leben geht über alles, wenn…«
Er machte eine hilflose Handbewegung. Wir hatten ja auch kaum noch Hoffnung, sie lebend zu finden. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, suchten wir den Erkennungsdienst auf. Unser Kollege Paul Schultz hatte Nachtdienst. Seine Großeltern lebten noch in Weinheim an der Bergstraße. Die Eltern waren von dort ausgewandert.
»Hallo, Paul, wir brauchen die Unterlagen über Archie Latter. Such sie bitte heraus und schick sie morgen früh in unser Office.«
»All right,
Weitere Kostenlose Bücher