0258 - Der Raub der Broadway-Königin
instinktiv durch.«
Ich nickte. »Erzählen Sie bitte der Reihe nach, Mr. Wynter.«
»Es kann gegen Mitternacht gewesen sein«, begann er. »So genau kann ich es auch nicht sagen, denn ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Auf jeden Fall schreckte mich ein Klirren aus dem Schlaf. Ich glaubte, in der Bibliothek ein Geräusch zu hören.«
»Sie schlafen hier im Hause?«
»Ja, ich bewohne zwei Zimmer im Obergeschoß. Die Bibliothek liegt direkt unter jneinem Schlafzimmer. Tch zog mir rasch einen Morgenrock über, nahm meine Pistole aus dem Nachttischfach und ging nach unten.«
»Konnte es nicht Mr. Hull gewesen sein, der noch einmal in die Bibliothek gegangen war, um sich vielleicht ein Buch zu holen?«
Er schüttelte den Kopf. »No, Mr. Cotton. Es war mir sofort klar, daß ein Fremder im Hause sein mußte. Mr. Hulls Schlafzimmer liegt oben auf dem gleichen Flur wie das meine. Außerdem geht der Chef jeden Abend um 22 Uhr zu Bett.«
Cedric Hull meldete sich zu Wort. »Mr. Cotton, ich lese grundsätzlich nur vor dem Zubettgehen. Und zwar hier in dieser Bibliothek und in diesem Sessel sitzend. Clive hatte schon richtig kombiniert.«
»Schön, Mr. Hull. Ich frage ja auch nur, um ein übersichtliches Bild zu den Vorgängen zu bekommen.«
Ich sah Clive Wynter an. »Erzählen Sie bitte weiter, Mr. Wynter.«
»Als ich an der Tür zur Bibliothek angekomme:y war, lauschte ich erst einmal. Nach den Geräuschen, die ich vernahm, konnte es gar keinen Zweifel mehr geben, daß sich ein Unbefugter in dem Raum befand. Ich entsicherte die Pistole und klinkte die Tür vorsichtig auf. Ein Fremder hockte vor der Glasvitrine, in der Mr. Hull den goldenen Buddha stehen hatte. Er hatte eine Taschenlampe so auf den Schreibtisch gelegt, daß sie die Vitrine anstrahlte. Als er mich bemerkte, sprang er auf und lief zur Terrassentür. Dort drehte er sich plötzlich um und riß eine Pistole aus dem Jackettausschnitt. Yeah, da schoß ich eben. Es war reine Notwehr, Sir.«
Ich nickte. »Natürlich, Mr. Wynter. Ich mache Ihnen ja auch keinen Vorwurf.«
»Sie haben sicher einen Waffenschein, Mr. Wynter?« fragte Phil »Es ist nur eine reine Routinefrage, verstehen Sie? Sie haben einen Einbrecher erschossen, von dem feststeht, daß er der zur Zeit meistgesuchte Verbrecher der Staaten ist. Es kann Ihnen weiß Gott nichts passieren, aber Sie kennen ja sicher die Vorschriften?«
Clive Wynter lächelte. »Und ob ich die kenne, Mr. Decker. Diese Vorschriften sind gewissermaßen die Grundlage für meinen Beruf.«
Mit diesen Worten zog er ein Papier aus der Tasche und reichte es Phil. Der las es aufmerksam durch und gab es dann kommentarlos an mich weiter. Es war eine Lizenz. Erstaunt sah ich Wynter an.
»Sie sind Privatdetektiv?«
Er nickte. »Allerdings.«
»Vielleicht darf ich etwas dazu sagen, Mr. Cotton«, mischte sich Cedric Hull in unser Gespräch. »Sehen Sie, ich bin Kriminalschriftsteller. Mr. Wynter ist seit zwei Jahren mein Sekretär. Er erledigt meine Korrespondenz und führt in meinem Aufträge Verhandlungen mit Verlegern. Darüber hinaus gestattete ich ihm, seinem Beruf weiter nachzugehen.«
Wynter sah mich an. »Früher war ich froh, wenn sich überhaupt ein Klient in meine Bude verirrte. Ich mußte jeden Dreck annehmen, um leben zu können. Das habe ich heute nicht mehr nötig. Ab und zu übernehme ich eine Sache, die mich reizt. Das ist aber auch alles.«
Ich nickte. »Ich verstehe, Mr. Wynter. Die Detektei ist praktisch nur noch ein Hobby. In jedem Fall haben Sie durch Zufall einen beachtlichen Fang gemacht. Ich weiß nicht, ob schon eine Belohnung auf die Ergreifung Hammonds ausgesetzt war. Wenn ja, dann haben Sie enormes Glück gehabt.«
Er wehrte ab. »Erfolgshonorare interessieren mich nur am Rande, Mr. Cotton. Mein Auskommen habe ich ja durch meine Tätigkeit bei Mr. Hull.« Phil sah Mr. Hull an. »Sagen Sie, Mr. Hull, haben Sie eine Ahnung, was Hammond bei Ihnen suchte? Bei einem Gangster seines Formats ist anzunehmen, daß er mit ziemlich klaren Vorstellungen in Ihr Haus eingedrungen ist.«
»Zweifellos handelt es sich um meine Kunstschätze, Mr. Decker«, antwortete der Schriftsteller. »Mein Einkommen erlaubt mir solch ein kostspieliges Hobby, und die Zeitungen haben oft genug darüber geschrieben. Das ist mit ein Grund, warum ich damals Mr. Wynter engagierte.«
Das war einleuchtend. Ich habe nicht viel Ahnung von Kunstschätzen, aber man brauchte sich ja nur in der Bibliothek umzusehen. Die Gemälde an den
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