0258 - Die Totenkopf-Brigade
der Hund in der Pfanne verrückt«, murmelte er, »das gibt es nicht.«
»Doch«, sagte ich leise und beschleunigte meine Schritte. Ich war zu hastig und lief an dem kleinen Einschnitt in der Felswand vorbei.
Dafür entdeckte Suko sie, und sein Ruf holte mich zurück.
»Komm her, John!«
Ich sah meinen Freund als Schatten. Er hatte sich ein wenig vorgebeugt und deutete auf eine Spalte im Fels, die gerade so breit war, daß ein Mensch mit normal gewachsenen Schultern hindurchgehen konnte.
Da waren sie also verschwunden.
Bevor wir ebenfalls diesen Weg nahmen, schauten wir uns um.
Nein, es lauerte keiner mehr im Hinterhalt. Alles war klar, wir konnten den Versuch wagen und starten.
Dabei fiel uns noch etwas auf. Wir brauchten uns jetzt nicht mehr auf die Schritte zu konzentrieren, sondern sahen etwas anderes, das wir schon kannten.
Es war dieses berühmte, türkisfarbene Leuchten, über das wir uns auch bei den McLellan-Schädeln so gewundert hatten.
Und das existierte auch hier.
Ich wollte einen Besen fressen, wenn nicht auch die Schädel der Typen leuchteten, die sie in den Händen hielten.
Sie waren für uns der beste Wegweiser…
***
Die vier gingen den Weg, als wäre die Zeit stehengeblieben. Obwohl sie kein Wort miteinander sprachen, beschäftigte sich wohl jeder von ihnen mit den gleichen Gedanken.
Es war wie damals…
Vor 20 Jahren waren sie auch den Weg gegangen. Sie hatten Schädel aus der Erde geholt. Schädel von besonderen Leichen, von Verbrechern und Mördern. Für sie, die Studenten, war es damals ein Spaß gewesen, ebenfalls die eigentliche Beschwörung, doch was danach gefolgt war, damit hatte keiner von ihnen rechnen können.
Alles war so eingetroffen, wie man es ihnen vorausgesagt hatte.
Jeder von ihnen bekam das, was er sich erhofft hatte. Nun standen sie wieder an derselben Stelle.
Abermals tauchten sie zwischen die Felsen, wo ein schmaler Pfad herführte, den nur Eingeweihte kannten.
Wie immer machte Glenn Kelly den Anfang. Er hielt seinen Totenschädel in der rechten Hand. Die Finger waren nach oben gebogen, damit sie das wertvolle Utensil auch halten konnten. Der Manager dachte an nichts. Es war ihm tatsächlich gelungen, seine Gedanken auszuschalten, denn er wollte erst einmal alles auf sich zukommen lassen.
Als zweiter ging Harry Gold. Zitter-Harry hätte man ihn nennen können, denn er zitterte in der Tat. Hätte man ihn nach dem Grund gefragt, hätte er bei ehrlicher Antwort Angst zugeben müssen. Und die hatte sich in den letzten Minuten noch gesteigert, seit sie die kopflose Leiche entdeckten, denn Harry glaubte nun zu wissen, was ihnen allen bevorstand.
Es folgte Jim Ecclow. Ein schweigsamer Jim Ecclow. Der Mann hatte etwas von seiner großen Klappe verloren, er war ruhiger geworden. Dabei hatte er den Blick starr zu Boden gerichtet, obwohl er in der Pechschwärze sowieso nichts erkennen konnte. Selbst seine Fußspitzen sah er nur schattenhaft.
Als letzter ging Lionel Linton.
Im Gerichtssaal ein abgebrühter, mit allen Wassern gewaschener Anwalt. In den letzten Minuten jedoch völlig anders geworden.
Schweigend, in sich gekehrt. Vielleicht versuchte er als einziger, ein Gebet zu sprechen, doch es wollten ihm einfach keine passenden Worte einfallen, und als er sie endlich gefunden hatte – Verse aus den Tagen der Kindheit –, da war er nicht in der Lage, sie zu artikulieren.
Etwas hinderte ihn daran.
Das Böse!
Genau das war es. Es lauerte hier. Unsichtbar schwebte es über ihnen und schien sich in jede Spalte des rissigen Felsgesteins zu beiden Seiten festgesetzt zu haben.
Die Männer wagten kaum zu atmen, und ihre Schritte waren sanft und leise.
Eine unnatürliche Ruhe lag über dem Ort. Selbst der Wind war nicht zu spüren, und die Luft, die zwischen den Felswänden lag, schien vom Atem des Bösen durchdrungen zu sein.
Jeder der vier Männer merkte dies, obwohl keiner von ihnen laut darüber sprach, doch die Freunde beschäftigten sich, ohne sich zuvor abgesprochen zu haben, mit den gleichen Gedanken.
Sie wußten genau noch die Entfernung.
30 Schritte!
30 Schritte, um das Ziel zu erreichen, wo alles für sie begonnen hatte.
Und sie näherten sich diesem Ziel. Nicht nur die lebenden spürten dies, auch die toten Gegenstände.
Es waren nicht zuletzt die Köpfe, die darauf ansprachen. Ein geheimnisvolles Leuchten legte sich auf die beinernen Schädel. Die vier Köpfe schienen von der Magie erfüllt zu sein. Das Leuchten erfaßte sie nämlich nicht
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