0259 - Der Prophet des Teufels
geöffneten Tür und ging mit schwingenden Hüften voraus. Vor einem Zimmer hinter der Küche blieb sie stehen, drückte die Tür auf und ließ uns eintreten.
Das Zimmer war genauso, wie Doc Price es beschrieben hatte. Man schien inzwischen nichts daran verändert zu haben, denn auf dem Tisch stand noch eine Vase mit verwelkten Blumen und auch das Bett war gemacht.
Wir gingen hinüber zur Gardine und stellten fest, dass die Schnur abgeschnitten war.
Ich berührte den Riegel am Fensterkreuz und maß den Abstand bis zur Erde.
Auch damit hatte der Doktor recht. Im Schrank hingen noch ein paar Kleider und Mäntel und im Wäschefach lagen Garnituren und Unterkleider.
Wir sparten uns die Mühe, alles das zu durchsuchen. Wenn es etwas gegeben hatte, was der Mühe wert war, so war es bestimmt nicht mehr vorhanden.
Zuletzt stand ich vor dem Bett, und dann zog ich die Decke zurück. Die Decke hatte glatt und ordentlich darauf gelegen. Von dem übrigen Bettzeug konnte man das nicht sagen.
Die Kissen aber waren zerwühlt und das Betttuch herausgerissen und durcheinandergewühlt.
Kathleen schien das nicht zu gefallen. Sie blickte sich nur neugierig um und rümpfte verächtlich die Nase.
»Wo stammen Sie eigentlich her, Kathleen?«, fragte mein Partner plötzlich.
»Aus Pomona«, antwortete sie. »Tante Dolores hat mich von dort kommen lassen. Ich wollte schon so lange gerne einmal nach New York. Wissen Sie, wenn man sein ganzes Leben in einer Kleinstadt verbringen muss, wird das auf die Dauer langweilig.«
»Gefällt es Ihnen hier gut?«
»Bis jetzt habe ich noch nicht viel gesehen, aber ich habe heute die Adresse eines Tanzlokals bekommen, in dem es sehr lustig zugehen soll, und ich glaube, ich werde mich heute Abend ganz heimlich verdrücken.«
»An Ihrer Stelle wäre ich vorsichtig«, sagte ich. »Junge Mädchen, die allein ein lustiges Tanzlokal besuchen, sind immer in Gefahr.«
»Ich nicht. Ich weiß mich schon zu wehren«, sagte sie.
»Darf man wissen, welches Tanzlokal es ist?«, erkundigte sich Phil.
»Warten Sie, ich habe es aufgeschrieben.«
Sie zog einen Zettel aus der Tasche ihrer Schürze und reichte ihn hinüber.
The Dump 57. Straße 452.
Die 57. Straße war nicht sehr weit von der 50. und 52. entfernt, wo die Bars und Nachtclubs liegen. Die 57. aber war nicht die Gegend, in die ich meine Tochter ohne Schutz hätte gehen lassen. Aber schließlich ging mich das nichts an. Das Mädchen hatte gesagt, sie stammte aus Pomona.
Pomona ist eine Stadt von nicht ganz 60 000 Einwohnern, aber sie liegt in nächster Nähe, gewissermaßen im Hinterhof von Los Angeles.
Was das Mädchen von Kleinstadt erzählt hatte, war Blödsinn.
Sie konnte mir nicht weismachen, dass sie noch niemals in dem Sündenbabel L. A. gewesen sei und auch Pomona selbst war ein Abklatsch seiner großen Nachbarin. , Wenn Kathleen also behauptete, sie wisse sich ihrer Haut zu wehren, so glaubte ich ihr das ohne Weiteres.
Wir verabschiedeten uns von der kessen Kathleen.
Unterwegs aßen wir etwas und fuhren dann zurück ins Office.
Das Telefon meldete sich sofort.
»FBI, New York, Cotton.«
»Mister Cotton, sind Sie das selbst?«, fragte eine dunkle Frauenstimme.
»Ja, in eigener Person. Mit wem spreche ich, und was kann ich für Sie tun?«
»Wer ich bin, ist gleichgültig«, lachte sie leise. »Eigentlich ist es schade, dass ich meinen Namen nicht nennen darf, aber vielleicht treffen wir uns doch einmal, so ganz durch Zufall. Ich bin eine Bekannte von Cynthia und möchte ihr gerne helfen. Ich war auch bei der Gerichtsverhandlung und war sehr erstaunt, dass dabei nicht zur Sprache kam, dass Cynthia einen Privatdetektiv damit betraut hatte, Rhodes zu 20 beobachten. Sie traute ihm wohl aus irgendeinem Grunde nicht, sie wollte aber nicht sagen, warum.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Zweifel anmelde«, sagte ich. »Meines Wissens verfügt Miss Dangon über keinerlei nennenswerte Mittel, und Privatdetektive sind teuer.«
»Was der Mann kostete, und was sie ihm bezahlte, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er für sie arbeitete.«
»Und wie heißt er?«
»Seine Firma heißt 1000 Eyes. Er heißt Fabian. Seine Adresse kenne ich nicht.«
»Und wie ist es mit einem Rendezvous?«, fragte ich. »Ihre Stimme gefällt mir so gut.«
»Das haben schon andere Leute behauptet, aber danach kann man nicht gehen. Ich habe einen Schnurrbart und sieben Warzen im Gesicht.«
Ihr Lachen begleitete mich noch, als ich schon eingehängt
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