0259 - Der Prophet des Teufels
1000-äugigen Fabian zu dem Mörder von Alexander Rhodes bestehen, und dieser Alexander Rhodes war, unserer Überzeugung nach, ermordet worden, weil er sich vorgenommen hatte, den geheimnisvollen Propheten zu entlarven.
Es passte auch ganz zu dem Bild, das ich mir von diesem Propheten und seiner Organisation - denn nur um eine solche konnte es sich handeln - machte, was mir Crosswing über den Mord und Selbstmord und die Anstecknadel berichtet hatte. Bei dieser Anstecknadel musste die Lösung zu finden sein.
Ich rief den Lieutenant an, aber der war nicht mehr im Dienst. Ich musste es also auf den nächsten Morgen verschieben.
Phil hatte einen Geistesblitz.
»Wir brauchen einen Sachverständigen«, sagte er. »Einen Professor oder Historiker, der uns noch mehr über diese französische Sekte erzählen kann. Fragen wir Mister High.«
Unser Chef war zwar gerade im Begriff, nach Hause zu gehen. Aber er hörte uns an, und seine Züge wurden immer ernster. Er zog sein Notizbuch zu Rate und drehte die Wählscheibe.
»Hallo, Jack. Hier ist High«, sagte er. »Entschuldige, dass ich so spät anrufe. Bei uns hat sich eine dringende Frage ergeben, ein Rätsel, das du vielleicht lösen kannst. Ist dir etwas von einer Sekte bekannt, die zur Zeit der französischen Revolution entstanden ist und deren Chef sich Prophet nennen ließ? Es haben sich hier Hinweise gezeigt, die darauf schließen lassen, dass jemand im Begriff ist, eine derartige Sache bei uns aufzuziehen. Natürlich sind meine Leute, die die Geschichte bearbeiten, an Einzelheiten interessiert. Wann könnten sie dich sprechen?«
Er hörte fast fünf Minuten aufmerksam zu.
»Ich selbst kann heute Abend nicht kommen. Ich bin eingeladen und eine Absage ist unmöglich, aber warte. Ich werde meine Leute fragen.« Er deckte die Hand über die Sprechmuschel und sagte: »Mein Freund, Professor Hassock vom Rockefeiler Institut wird ab heute Abend ab acht Uhr dreißig im Columbia University Club sein. Er will uns eine halbe Stunde seiner kostbaren Zeit opfern. Er fragt, ob Sie um acht Uhr dreißig dort sein könnten. Er ist im Lesezimmer und unschwer zu erkennen.«
»Selbstverständlich, Mister High. Wir werden pünktlich sein«, sagte Phil und unser Chef gab diese Antwort durch.
»Vielen Dank, Jack und hoffentlich sehen wir uns bald einmal privat.«
Dann beschrieb er uns den Professor.
»Jack Hassock ist ein fast sechs Fuß großer, schmaler Herr mit weißem, vollem Haar und einer Adlernase. Außerdem hinkt er etwas beim Gehen, aber auch ohne das können Sie ihn gar nicht verfehlen. Abgesehen davon wartet er ja auf sie und wird sich bemerkbar machen.«
Wir bedankten uns und beeilten uns, um nach Hause zu kommen und uns für die feierliche Gelegenheit umzuziehen.
***
Der »Columbia University Club« ist immerhin einer der vornehmsten der Stadt. Und außerdem wollten wir ja auch bei dem Professor selbst einen guten Eindruck schinden. Um sieben Uhr fünfundvierzig holte mich mein Freund wieder ab, und wir aßen ein paar Sandwiches in einem Quick-Lunch.
Pünktlich um acht Uhr dreißig stoppten wir vor dem Club-Gebäude, gegenüber der öffentlichen Bibliothek.
Der Diener an der Tür musterte uns misstrauisch, wurde aber umgänglich als wir ihm erklärten, wir hätten eine Verabredung mit Professor Hassock.
Wir gaben unsere Hüte ab und fragten einen zweiten dienstbaren Geist nach dem Lesezimmer.
Der führte uns durch den Speisesaal, in dem mindestens fünfzig, ältere, meist bebrillte Herren beim Essen oder einer dickbauchigen Flasche saßen und so lebhaft diskutierten, als ginge es um Sein oder Nichtsein der Vereinigten Staaten.
Im Lesezimmer dagegen, dessen Wände von hohen Bücherregalen angefüllt waren, herrschte Totenstille.
Ein paar Gestalten hockten in Polstersesseln und studierten irgendwelche Werke, von denen ich sicherlich nicht das Geringste verstanden hätte.
Einer davon blickte auf, als wir herein kamen, und ich wusste sofort, dass es Professor Hassock sein musste.
Er erhob sich, griff nach einem Ebenholzstock mit silbernem Griff, der neben ihm gelehnt hatte und kam, ein Lächeln in dem scharf geschnittenen Gesicht, auf uns zu.
»Mister Cotton und Mister Decker?«, fragte er leise, und als wir nickten, »kommen Sie.«
Trotz der so leise gesprochenen Worte trafen uns entrüstete Blicke und einer der Herren sah von seinem Wälzer auf und räusperte sich missbilligend. Professor Hassock lotste uns in einen Nebenraum und lud uns ein, Platz zu
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