0259 - Messalinas Höllentrank
des Minucius. Da ahnte sie ihr Geschick. Denn Messalina war in den Tagen des Kaisers Caligula ihre Schülerin.
Eine Schülerin, von der die Lehrerin der geheimen Künste keine Gnade zu erwarten hatte.
***
»Wir hatten Glück, daß wir so einfach entkommen konnten!« erklärte Sandra Jamis, als sie ohne auf Widerstand zu stoßen die Behausung der Hexe verlassen hatten. Sie konnten nicht ahnen, daß es erst einige Zeitspannen her war, daß ihre Peinigerin von den Prätorianern zum marmentinischen Gefängnis unter dem Kapitol gezerrt wurde.
»Wohin gehst du jetzt?« wollte Valeria wissen.
»Ich weiß nicht!« zuckte Sandra die Achseln. »Ich bin fremd hier in Rom. Und ich habe kein Geld bei mir. Ich werde genug zu tun haben, mich durchzuschlagen.«
»Dann komm mit mir zum Haus der Vestalinnen!« forderte die Priesterin.
»Aber ich glaube nicht an die Götter…!« rutschte es Sandra heraus. Doch sie brach den Satz ab. Hier bestand die Möglichkeit, erst einmal unterzukommen. So konnte sie in Ruhe abwarten, bis Professor Zamorra kam, um sie zurückzuholen - wenn er überhaupt kam.
Valeria schien die Bemerkung über ihren Unglauben nicht gehört zu haben. Sie machte sich keine Gedanken, woher das fremde Mädchen kam. Ohne sie wäre sie noch immer im finsteren Verlies der Locusta einem schrecklichen Tode preisgegeben. Ihre sonderbare Kleidung und das bruchstückhafte Latein ließen darauf schließen, daß sie aus einer fernen Provinz kam. Ein seltsames Land, wo Frauen solche engen Hosen trugen. Wie kunstreich mußte ein Schneider sein, dem es gelang, so meisterhaft zu nähen.
»Es ist besser, wenn wir nicht gerade die Hauptstraßen gehen!« erklärte Valeria und ergriff Sandras Hand. »Auch wenn es gefährlich ist - wir müssen uns durch die engen Gassen schleichen. Wenn man dich so sieht, hält man dich für eine entlaufene Sklavin.«
Willenlos ließ sich Sandra Jamis durch das Gewirr der altrömischen Gassen führen. Sie hätte sich in diesem Labyrinth nie zurechtgefunden. Ihre innere Stimme sagte ihr, daß Valeria ihre Freundin war.
Ihre einzige Freundin in dieser fremden Stadt, wo an jeder Ecke Gefahren lauerten.
Gefahren wie jene Gestalten, die gerade auf die beiden Mädchen zukamen. Von Weitem hörte Sandra Jamis, daß die fünf Männer betrunken waren. Einer von ihnen grölte ein Lied zu Ehren des Weingottes Bacchus, während sich zwei andere darüber stritten, ob zartgliedrige Mädchen aus Syrien oder die stämmigen Barbarinnen aus dem Inneren von Gallien ihnen den Rest der Nacht versüßen sollten.
»Hier - in diese Nische - verhalte dich still!« zischte Valeria Sandra zu. »Mich schützt das Kleid der Göttin. Sie werden es nicht wagen, eine Priesterin der Vesta zu berühren!«
Doch bevor Sandra Jamis sich verbergen konnte, wurden sie entdeckt.
»Ha, die Götter sorgen dafür, daß wir unsere Sesterzen nicht ins Lupanar bringen müssen!« dröhnte eine Stimme. »Ergreift sie…«
»Weg hier!« zischte Sandra und ergriff Valerias Hand.
»Sie werden es nicht wagen, eine Priesterin der Göttin Vesta… !« stieß Valeria hervor. Da waren die betrunkenen Männer heran. Sie waren wie Gladiatoren gekleidet, trugen ungepflegte Bärte und rochen nach billigem Wein.
»Eine Priesterin der Vesta! Dann bist du also noch Jungfrau!« dröhnte der Baß des Anführers, während zwei starke Männerarme Valeria von hinten umklammerten. »Nun, dann sollst du das erste Mal die Wonnen der Liebe verspüren. Danach wirst du Amor mehr huldigen als der keuschen Vesta!«
Sandra Jamis hörte das wüste Lachen des rohen Menschen, das Reißen von Stoff und Valerias gellende Hilfeschreie. Doch sie konnte nicht eingreifen, denn die drei anderen Männer hatten sie eingekreist und versuchten, sie zu packen.
»Wenn du dich wehrst, tut es weh, Mädchen!« rief einer von ihnen. »Ergib dich in das Schicksal, das dir die Götter bereitet haben. Es wird dir ganz sicher gefallen!«
Sandra Jamis wollte etwas darauf entgegnen. Aber dazu mußte sie in ihrem Sprachschatz nach den passenden lateinischen Worten suchen. Dieser kurze Augenblick der Unaufmerksamkeit gab den rohen Gesellen die Chance.
Sandra fühlte, wie einer der Männer sie von hinten ansprang und mit Bärenkräften ihr die Arme auf den Rücken riß. Sandra Jamis sträubte sich verzweifelt, als sie die Hände der beiden anderen Männer an ihrem Körper spürte, die ihr die Kleider vom Leibe reißen wollten.
Die knapp sitzende Jeans und der unbekannte Reißverschluß
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