0259 - Messalinas Höllentrank
er und Zamorra suchten. Tatenlos mußte er zusehen, wie Messalina den rohen Folterknechten Anweisungen gab.
Michael Ullich wußte, daß ihn Messalina kalten Herzens auf die gleiche Streckbank binden ließ, wenn er sich weigerte, den Trank zu sich zu nehmen. Vor seinen geistigen Augen sah er noch das qualverzerrte Gesicht der Frau.
Abrupt befahl Messalina das Ende der Folter. Aber sie wies die Folterknechte an, sich für den nächsten Tag bereit zu halten, um die Qual der Gefangenen zu erneuern.
»Sie wird langsam sterben.. Über viele Tage hin!« hörte Michael Ullich in seiner Erinnerung die Stimme der Messalina. »Das wird meine Rache sein… meine Rache… !«
»Meine Rache!« echote in ihrem Innersten die Stimme des Dämonen Scaurus, der in ihr hauste.
»Meine Rache!« sprach aus der Stimme des Scaurus, des Fürsten der Finsternis selbst. Asmodis triumphierte über seine gefangene Gegnerin. Er hatte gesiegt. Denn Messalina wußte nichts vom Flammengürtel und verstand sich auch nicht auf die Künste, Dämonen zu beschwören.
Allerdings war Asmodis sehr viel daran gelegen, sich der Kaiserin als Werkzeug zu bedienen. Denn er wußte sehr gut, daß das Reich des Teufels gerade in diesen Tagen den größten Gegner bekam.
In den Gassen Roms wurde eine neue Lehre gepredigt. Eine Lehre, die das Reich der Dämonen vernichtend schlagen konnte.
Dieser Funke mußte zertreten werden, bevor er sich zum Brand ausweitete. Die Christen mußten vernichtet werden, bevor zu viele Menschen ihrer Lehre der Nächstenliebe nachfolgten.
Doch Asmodis konnte seine dämonischen Heerscharen dazu nicht einsetzen. Das verboten die »alten Verträge« zwischen den Mächten der Ordnung und den Gewalten des Chaos, von denen selbst die Weisen nicht wissen, ob sie jemals niedergeschrieben wurden.
Doch als Scaurus, der Dämon, vom Körper des Kaisers Caligula in den Körper der Gattin des späteren Kaisers Claudius überwechselte, entwickelte Asmodis einen Plan.
Er wies Scaurus an, dafür zu sorgen, daß die Christen den Cäsaren ein Dorn im Auge wurden. Immer wieder drang Messalina, jetzt Kaiserin, in den alten Kaiser Claudius, die Christen verhaften und töten zu lassen.
Doch Claudius, ein netter alter Mann, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, beschränkte sich darauf, die Juden aus Rom zu verbannen. Denn für ihn waren die ersten Christen Juden, die den Glauben ihrer Väter nur abwandelten.
Scaurus mußte sich damit vorerst zufrieden geben. Das Edikt des Kaisers wurde natürlich von den zuständigen Behörden sehr lässig gehandhabt, daß noch genügend Christen in Rom zurückblieben.
So schmiedeten Scaurus und Asmodis einen anderen Plan. Tat der Kaiser nicht ihren Willen, mußte er sterben. Messalina würde, wenn sie in Rom allein herrschen konnte, die Wünsche der Höllenfürsten ausführen.
Messalina erlag bald den Einflüssen des Scaurus. Schon lange träumte sie davon, den in Liebesdingen nicht mehr sehr rüstigen Claudius beiseite zu schaffen.
Sie wollte alle einflußreichen Männer Roms auf ihre Seite bringen und dann die Macht des Kaisers an sich reißen. Ihr derzeitiger Liebhaber, ein gewisser Gajus Silius, sollte ein Schattenkaiser von Messalinas Gnaden werden.
So lehrte sie Scaurus, den Höllentrank zu bereiten, in dem unreine Geister aufgelöst einherschwammen, die sich mit den Trinkenden verbanden und ihr Innerstes besetzten. Jeder, der diesen Trank zu sich nahm, war Messalina und damit der Hölle verfallen.
Denn seit dem Trank drangen Höllenwesen in sein Innerstes ein und konnten ihn so leiten, wie Messalina von Scaurus dirigiert wurde.
Es war der Kaiserin gelungen, eine große Anzahl einflußreicher Römer sich auf diese Art dienstbar zu machen. Sie wußte, daß sie sehr bald losschlagen konnte. In einigen Tagen fuhr Claudius nach Ostia, um dort die neuen Hafenanlagen einzuweihen. Dann wollte sie sich offiziell mit Gajus Silius vermählen und den Aufstand gegen Kaiser Claudius beginnen.
Doch dieser kraftstrotzende Jüngling aus Germanien, der mußte noch ihr gehören. Nicht nur als Gefolgsmann begehrte ihn Messalina - für sie war er besonders als Liebhaber interessant.
Dennoch - den Trank mußte er zu sich nehmen.
»Sollen die Folterknechte deinem Zögern nachhelfen?« fragte Messalina gefährlich leise, als sie sah, daß Michael Ullich den Kelch nur zögernd an die Lippen hob.
»Fahr hinab und grüße deine Vorfahren!« stieß der Junge hervor und zwang sich, das Gebräu hinunter zu stürzen. Und
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